SV 34

Die AHV sei keine Ersparniskasse, sondern die Rentenbeiträge für die Babyboomer würden von den jungen Arbeitenden finan ziert, die momentan leider in geringerer Zahl seien (haben wir zu wenig Kinder bekommen?). Dies verursacht auch Schuld gefühlen bei den Rentner:innen. Das führt früher oder spä ter zu Spannungen – vielleicht sogar zum Bürgerkrieg JUNG gegen ALT? Es handle sich dabei um ein Umlageverfahren, wo das System ganzheitlich mit Mittelflüssen hinein und heraus betrachtet werde müsse, so das Argument. Eben eine typische Erklärung, die zur politischen Mentalität der Schweiz passt: Verwirren und keine umfassenden Antworten geben. WO KEIN KLÄGER, KEIN RICHTER. Krankenkassenprämien, das Spiel der Schuldzuweisungen Sie haben ja bestimmt meine Klagemauer in der SV Nr. 33, Sei ten 60 und 61 gelesen, siehe auch nochmals mein Editorial in dieser Ausgabe auf den Seiten 4 und 5. BAG, BR, NR und SR haben keine Schuld. Die früher gespielte Karte «Die Versicher ten nehmen zu viele medizinische Leistungen in Anspruch und sind daher schuld an der ständigen Erhöhung der Krankenkas sen-Prämien» funktioniert nicht mehr. Und jetzt? Wieso gibt es in der Schweiz immer noch nicht die Möglichkeit einer Sammelklage? Zum Schutz der Anwaltshonorare, da auch viele Anwälte als NR und SR im Bundeshaus in grosser Zahl vorhanden sind. Im Bedarfsfall braucht jeder einzelne Mandant einen Anwalt. Gleiches gilt für die Ärzteschaft. Würde der Bundesrat per Not recht vorschreiben, Krankenkassenprämien proportional zum Einkommen zu berechnen, würden die Einnahmen sinken. Die ser Ärzte- und Pharma-Gilde wäre der Selbstbedienungsladen praktisch entzogen. Warum passiert das nicht? Eben, wir leben in einem Land, das von einem perfekten Netzwerk kontrolliert wird, wie eine erfolgreich geführte Firma. Ausserdem werden Politiker:innen, Nationalräte, Ständeräte, Bundesräte für ihre Fehler aller Art NIE BELANGT , nicht einmal in Anbetracht von Skandalen. Das Märchen einer gerechten Welt ist hiermit beendet. Die Manager bauen trotz Fachkräftemangel 50+-Jährige ab

den, zumal die Geburtenrate im freien Fall ist. Die Rede ist vom demographischen Winter , was es schwierig werden lässt, die Renten der älteren Menschen von morgen zu finanzieren. Doch in Bern will man Kita-Zuschüsse kürzen und Witwenren ten abschaffen usw. (BR Keller-Sutter lässt grüssen). Von 80 auf über 90 Milliarden Franken in sechs Jahren Die Gesundheitskosten sind in den vergangenen Jahren mas siv gestiegen – die Folgen spüren wir alle in Form der Explosion der Krankenkassenprämien. Zwei Gesundheitsökonomen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind nun in einer gross angeleg ten Studie der Frage nachgegangen, was die wahren Gründe für die massive Kostensteigerung sind. Es wird behandelt, auch wenns nichts bringt Als grösster Kostentreiber hat sich nicht etwa die immer älter werdende Gesellschaft herausgestellt, wie der «Tages-Anzei ger» aus der Studie zitiert. Sondern, dass die Kosten pro Pati ent stark gestiegen sind. 43 Prozent des Anstiegs ist gemäss Studie mit diesen Mehrausgaben zu erklären. «Unsere Analyse zeigt, dass der grösste Kostentreiber diese Mengenausweitung ist», sagt Studienautor Michael Stucki. Die Überalterung der Gesellschaft erklärt hingegen nur 15 Pro zent des Wachstums zwischen 2012 und 2017. Die sogenannte Prävalenz – die Häufigkeit, mit der Krankheiten in einer Bevöl kerungsgruppe auftreten – hat mit 12 Prozent noch weniger Einfluss. 30 Prozent macht das Bevölkerungswachstum aus. Immer mehr Leute führen logischerweise auch zu mehr Kosten. Die Mehrausgaben pro Patient lassen sich beispielsweise damit erklären, dass Medikamente und Therapien immer teurer werden. Ärztinnen und Ärzte würden heute ausserdem mehr abklären und folglich auch mehr behandeln, wird Maria Trott mann, Expertin für Versorgungsforschung bei der Kranken kasse Swica und Mitautorin der Studie, zitiert. Dies habe auch mit Fehlanreizen bei der Abrechnung der Leistungen zu tun. Auch im hohen Alter würden heute noch Behandlungen durch geführt, auf die man früher verzichtet habe. 3,3 Milliarden pro Jahr wegen Depressionen Laut dem «Tages-Anzeiger» handelt es sich um die erste Stu die, die die Gesundheitskosten in der Schweiz und deren Ent wicklung so detailliert unter die Lupe genommen hat. Sie zeigt auch auf, welche Krankheiten am meisten kosten. Am teuersten kommen psychische Erkrankungen und Sucht krankheiten. 11,4 Milliarden Franken kosten sie pro Jahr – das entspricht 14 Prozent der Gesamtkosten. Allein 3,3 Milliarden Franken fallen auf Depressionen. 11 Milliarden Franken kostet die Behandlung von Erkrankungen der Muskulatur oder des Skeletts wie beispielsweise Rückenschmerzen oder Rheuma. Auf dem dritten Platz: Alzheimer, Parkinson und andere neuro logische Krankheiten. Dabei wurden sämtliche direkten Kosten für Ärzte, Spitäler, Labors, Pflege und Medikamente eingerechnet. Nicht aber indirekte Kosten wie Arbeitsausfälle infolge einer Krankheit oder Frühpensionierungen. (lha) Man muss kein Genie sein, um zu verstehen, dass wenn ein Staat das Gesundheitssys tem wie ein Selbstbedienungsladen organi siert, die Protagonisten darin nach Belieben sich frei bedienen, wo es geht.

Viel verspro chen wird im Mär chenland Schweiz, gehalten wird sehr wenig. Schweizer Firmen entlassen

Mitarbeiter:innen Ü50, weil die Sozialkosten zu hoch sind - obwohl ein Mangel an Fachkräften besteht (lieber noch mehr Grenzgänger usw.). Mütter sind nicht besser dran, denn sie fehlen, wenn das Kind krank ist. Mutterschaft sollte generell besser geschützt wer

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