StarkVital Nr. 39

Gesell schaft

Nadia Comaneci Im November 63 Jahre alt Was ist aus der ehemaligen Weltmeisterin im Kunstturnen geworden?

Berühmt wurde die rumänische Kunstturnerin Nadia Coma neci während der Olympischen Sommerspiele 1976 in Mon treal (Kanada), wo sie fünf Medaillen, darunter drei Gold medaillen in den Disziplinen Mehrkampf, Stufenbarren und Schwebebalken, gewann. Mit der Mannschaft gewann sie eine Silbermedaille im Mehrkampf und eine Bronzemedaille in der Bodenübung. Sie wurde die jüngste Turnerin, die jemals bei den Olympischen Spielen triumphiert hat. Die Welt war von ihrem Können überrascht und begeistert. Die damals 14-jährige rumänische Turnerin wurde zu Beginn ihres Debüts kaum beachtet. Danach veränderte Nadia Comaneci jedoch das Frauenturnen mit ihren atem beraubenden Perfektionsleistungen. Sie war die erste Frau, die beim olympischen Turnen durch ihre Perfektion mit der Bestnote 10 belohnt wurde. Bei dieser Gelegen heit sammelte sie sogar sechs weitere 10er. Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gewann Comaneci zwei Goldmedaillen am Schwebebalken und am Boden sowie zwei Silbermedaillen im Mannschaftswettbe werb und im Einzelmehrkampf. Hinter den sportlichen Erfolgen auf der internationalen Bühne verbargen sich jedoch eine gestohlene Kindheit und ein geopfertes Leben, das mit der Politik und der Gesell schaft jener Jahre verwoben waren. Die Athletin hat ihre Kindheit aufgrund von Armut und der Diktatur des Kommu nismus verloren, denn der Staatspräsident Nicolae Ceau sescu nahm sie unter seine Fittiche, machte sie zu einem politischen Symbol für Rache und Macht. Er sperrte sie in einen vergoldeten Palast, beutete sie für seine politischen Zwecke aus, während das junge Mädchen immer weiter zu extremeren Zielen gnadenlos trainiert wurde. Sie begann, sich wie eine Gefangene zu fühlen. «Harte Arbeit hat es leicht gemacht. Das ist mein Geheimnis. Deshalb gewinne ich.»

Nachdem die Olympiasiegerin einen grossen Teil ihres Lebens dem Kunstturnen gewidmet hatte, verabschiedete sie sich 1984 endgültig von der Turnbühne und

arbeitete als Trainerin für das rumänische Team, bevor sie 1989 über Ungarn in die Vereinigten Staaten floh und 2001 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Mit ihrem Mann, einem Goldmedaillengewinner im Kunstturnen bei den Olympischen Sommerspielen 1984, den sie 1996 geheiratet hat, setzte sie sich in der Folge weiter für den Turnsport ein. Im Jahr 1993 wurde Comaneci in die International Gymnas tics Hall of Fame aufgenommen. 1999 erhielt sie den World Sports Award of the Century, nachdem sie zur «Sportlerin des Jahrhunderts» gewählt worden war. Die pensionierte Kunstturnerin ist heute Ehrenpräsiden tin des rumänischen Turnverbands und des rumänischen Olympischen Komitees. Comaneci setzt sich immer noch aktiv für zahlreiche phi lanthropische Zwecke ein. Sie initiierte und finanzierte die Nadia Comaneci Kinderklinik in Bukarest, die rumänischen Kindern kostengünstige oder kostenlose medizinische Hilfe anbietet. Sie engagiert sich stark in der Sozialarbeit und hat ihre Beziehungen zu ihrem Heimatland mühsam wieder aufge baut. 1994 kehrte sie zu Besuch in Rumänien zurück. Sie wurde als Heldin begrüsst, der Kommunismus war gefallen und die Welt hatte sich verändert. Die ehemalige Meisterin im Kunstturnen lebt heute in Oklahoma (USA) mit ihrem Ehemann Bart Conner und ihrem Sohn Dylan, geboren 2006. Als Unternehmerin und Jour nalistin kämpft sie für eine bessere Welt und fördert einen gesunden, ausgewogenen Lebensstil für Sportler:innen, die Profis werden wollen.

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