Stark Vital Nr. 14

Repor tage

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die Krankenkasse. Diese Institutionen sind für den Notfall da, ein Gedanke, der schon im Kindergarten vermittelt werden muss. Wir lernen früh, die Zähne zu putzen. Nicht weil es Spass macht, sondern weil es die Zähne gesund erhält. Bei der Wartung unserer Muskulatur sind wir noch nicht so weit. Zwar sind die Medien voll von Empfehlungen, Sport zu betreiben. Unter Sport wird alles mögliche subsummiert, stets begleitet mit der Zusicherung, dass dies «ganz einfach» sei, überhaupt nicht schwer und dass es Spass machen soll. Das unterschlägt die Tatsache, dass pro duktives Training immer anstrengend ist. Gib dem Menschen zwei Möglich keiten, eine leichte und eine schwere re. Er wird den Weg des geringsten Wi derstandes wählen, hier im wörtlichen Sinne. Doch Entwicklung, welcher Art auch immer, findet durch Überwindung von Widerständen statt. Als ehemalige Kampfsportler wissen wir beide, dass es eben weh tut. Das ist aber nicht je dermanns Erfahrung. Wenn Kinder im Zeitgeist des Wohlfühlens aufwachsen, werden sie als Erwachsene kaum Ap petit auf etwas härtere Kost haben. JPS: Danke dir Werner für deine lehrrei chen Antworten. Junge Menschen wie auch generell Geschäftsleute, die mitten im Berufsleben stehen, sollten Deine Schlussansich ten als Gesundheitsphiloso phie übernehmen. Sie könnten endlich begreifen, dass in der Tat im Muskel sogar mehr als nur die Seele steckt.

Reproduktionszeit lange überdauern. Wenn wir die Gene weitergegeben haben, ist ihr Weiterleben gesichert und unseres nicht mehr nötig. Wenn wir alt werden, ist dies sozusagen «ge schenkte» Zeit. Das Gesundheitswe sen dient weitgehend der erträglichen Gestaltung dieser «geschenkten» Zeit. Ohne die angewandte Wissenschaft, konkret die Medizin, könnten wir bei jeder Party eine Wette abschliessen, dass die Hälfte der Anwesenden ohne die Medizin nicht mehr am Leben wäre. JPS: Warum könnten die Menschen in der Tat bis 70 oder 75 arbeiten und dann noch bis 120 Jahre leben und ihre Pensi on geniessen? WeK: Weil sie heute Bedingungen haben, die sie nach unserem Wissen nie hatten. Nahrungsangebot, Hy giene, Medizin, alles Errungenschaf ten der Wissenschaft. Korrekterweise müssen wir sehen, wir wissen nur sehr wenig darüber, wie der Homo Sapiens in der Zeit vor dem Übergang von der Jagd-Sammler Gesellschaft lebte. Wir können aber davon ausgehen, dass unsere Spezies seit etwa 400 ’ 000 Jahren physisch relativ unverändert existiert. JPS: Heute sind AHV und Renten bald nicht mehr finanzierbar. Die Politik ist komplett überlastet. Auf einer Seite for dert sie die Menschen auf, bis 70 zu ar beiten. Auf der anderen Seite soll eine Überbrückungsrente die älteren Men schen vor der Pension finanziell entlas ten. WeK: Die Pflege und Erhaltung der eigenen Gesundheit ist nicht dele gierbar; weder an den Arzt, noch an

Werner, wie würde Dein geistiges Testa ment aussehen, Dein Wissensnachlass für die folgenden Generationen? Wie, ab wann und wo soll der Mensch Krafttraining machen? WeK: Von der ersten Schulklasse an muss (gesundheitsorientiertes) Kraft training das bestehende Schulturnen ergänzen oder ersetzen. Denn noch heute besteht es nicht aus einem bio logisch sinnvollen Aufbau, sondern aus Angstüberwindungsübungen im Sinne von Turnvater Jahn. JPS: Warum ist der Muskel ein Jung brunnen? WeK: 1. Ohne die Kraft unserer Muskeln rühren wir uns nicht von der Stelle. Wir bewegen uns Dank unserer Kraft. 2. Die inneren Organe sind die «Diener» der Muskeln. Ohne Muskel arbeit verkommen die inneren Organe, das heisst, sie werden krank. 3. Muskelarbeit produziert Myokine, hormonartige Stoffe, die im Hirn wirk sam werden und unsere mentalen Fä higkeiten steigern. 4. Muskeltraining wirkt anabol (im Un terschied z.B. zu Ausdauertraining). Es akzeleriert den Aufbaustoffwechsel auf Kosten der Abbauprozesse. Letz tere überwiegen im Alter, weshalb in diesem Lebensabschnitt das Training besonders wichtig ist. JPS: Wie könnte das Gesundheitswe sen der Zukunft aussehen? WeK: Wir sind sterblich. Der Abbau beginnt schon früh. Die Evolution hat kein Interesse daran, dass wir unsere

Die Pflege und Erhaltung der eigenen Gesundheit ist nicht delegierbar !

Werner Kieser fährt mit der URAL nicht nur im Val Müstair herum, son dern macht auch noch längere Ausfahrten, bis nach Zürich und zurück usw. In der Stadt Zürich fährt er mit diesem Motorrad oft einkaufen, praktisch mit dem Seitenwagen!

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