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Carmen Schiltknecht Kolumne

KOLUMNE | Carmen Schiltknecht

ES IST SO...

I Wir kämpfen. Eigentlich. Doch immer weniger für die Liebe. Da geben wir viel zu schnell auf, statt uns – selbst auf die Gefahr hin, auch mal zu scheitern – ganz auf jemanden einzulassen. ch glaube, jetzt ist es endgültig vorbei!», trauert meine Freundin. «Woher willst du das wissen?», frage ich. «Am Anfang unserer Liebe hat er mich auf Hän den getragen. Jetzt weiss er nicht mal mehr, dass ich Blumenkohl hasse. Sein Interesse an dem, was ich

Doch um zu sein, wie man ist, braucht es Risikobereitschaft. Im Ernst, wer ist immer attraktiv, immer liebenswert, lustvoll, kom promissbereit und empathisch? Jeder spielt auf der gesamten Klaviatur seiner Möglichkeiten, seiner Individualität. Dazu darf auch gehören, dass wir streiten, anecken und nicht sonderlich begehrenswert sind. Die Unter schiede dienen dem Zweck der Lebendigkeit. Den Brennstoff für das Feuer in der Liebe liefert die Persönlichkeit von beiden. Manchmal ist es nur ein Funke, der das Feuer auflodern lässt – und genau das ist der Mut, zu sich zu stehen und zu zeigen, wo die offenen Wünsche sind oder die angehäuften Unzufriedenheiten. Mut zum Ja-Sagen Wir können das Handtuch werfen, aufgeben, die Beziehung be enden. Niemand hat gesagt, Liebe sei ein Spaziergang. Liebe ist ein Weg. Der kann schon mal steinig sein, steil und unangenehm. Es ist der gemeinsame Weg, der uns dahinführt, unsere Partnerin oder unseren Partner mit all ihren/seinen Eigenschaften lieben zu lernen. Das war doch unser Wunsch: Geliebt zu werden, so wie wir sind, oder? Lassen wir die Liebe doch unperfekt sein, weil wir auch unperfekt sind. Bauen wir doch Brücken zueinander, Brücken, auf denen wir uns begegnen: intensiv, leidenschaftlich, offen. Gehen wir doch staunend und neugierig auf das Gegen über zu. Eine Liebespartnerschaft lebt davon, dass es Raum gibt für das Anderssein. Gehen wir doch das Risiko ein, uns zu zeigen. Endlich. Und immer wieder. Wer will denn heute noch so sein wie vor 30 Jahren? Wir sind gewachsen, haben uns verändert. Das ist bei der Partnerin oder beim Partner nicht anders. Die persönliche Entwicklung der Partnerin oder des Partners ist Teil der Veränderung in der Be ziehung. Der fruchtbare Umgang zeigt sich daran, dass wir uns gegenseitig unterstützen (und uns daran freuen), die Person zu werden, die wir sein wollen.

tu, ist völlig verblasst. Ich vermisse den verbalen Ausdruck von Zuneigung. Wir leben nebeneinander her statt miteinander. Und dann sagt er, ich sei anstrengend. Dann sage ich: Wenn wir so weitermachen, dann war es das!» Ja, meine Freundin könnte die Beziehung hinschmeissen. Und damit wäre sie in guter Gesellschaft, denn Scheidungen nach 50 sind längst keine Seltenheit mehr. Gehen oder bleiben «Welche Signale sind es, die uns sagen, dass die Beziehung am Ende ist?», frage ich mich. Ist es, weil einer oder beide eine Affäre haben, körperliche Zuneigung einem unangenehm ist, man lieber auf der Arbeit statt Zuhause ist und schlecht bei Freunden über den Partner spricht? Ich habe auch Trennungen hinter mir. Habe auch verlassen und mir die Freiheit genommen, zu gehen. Dass wir diese Freiheit haben, ist gut so! Und man kann gut ohne feste Partnerin oder festen Partner leben. Man kann auch die verlas sene Person schnell wieder durch eine andere ersetzen. Dann besteht eine grosse Chance, dass es läuft wie im Film. Dieser zeigt das Verliebtsein, die Leichtigkeit, das Gefühl zum Weltum armen. Deswegen hören die meisten Filme auch auf, bevor sich der erste Zauber gelegt hat.

«Der Paarlauf ist mehr als ein Spaziergang – er ist eine Wegstrecke.»

Ich bin überzeugt, dass es Selbstliebe braucht. Und Liebe. Wir brauchen Liebe, um zu überleben. Die Evolution will das so. Und ohne Liebe würden wir uns nicht vermehren wollen. Sie ist so einfach und doch auch kompliziert. Die Wege, bis man die rich tige Partnerin oder den richtigen Partner findet, sind oft lang, manchmal auch beschwerlich. Doch wenn wir sie/ihn gefunden haben, dann geht die Liebe erst los. Nun wollen wir unsere ro mantischen Ideale in die Tat umsetzen – schliesslich tragen wir eine rosarote Brille, und alles, was wir sehen, ist das, was wir sehen wollen. Dich lieben, so wie du bist Liebe soll uns das Gefühl geben, für einen anderen alles zu sein. Unser tiefer Wunsch ist es, so geliebt zu werden, wie wir sind.

Carmen Schiltknecht, 65 ROCK DAS ALTER Coach & Mentorin Podcasterin & Speakerin

www.carmen-schiltknecht.com carmen@carmen-schiltknecht.com

STARKVITAL 60+ Nr. 34

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