FITNESS TRIBUNE Nr. 104 - 2006

Studio Management

VERÄNDERUNGSPROZESSE UNTERSTÜTZEN Teil III Selbstregulation und Selbstwirksamkeit

Endlich ist es geschafft: Ein neues Mit glied ist eingewiesen, hat einen, seinen Bedürfnissen entsprechenden Trai ningsplan und selbstständig die ersten paar Einheiten absolviert. Nun steht einer langen Mitgliedschaft nichts mehr im Wege. Oder? All diejenigen, die in Fitnessclubs arbeiten, wissen es bes ser. Der Start fällt den meisten Kun den leicht. Viel schwieriger dagegen ist das Dranbleiben über mehrere Monate, Jahre oder vielleicht sogar ein Leben lang. Damit das möglich wird, muss das Training zu einer Gewohnheit werden wie das tägliche Zähneputzen. Doch das ist leichter gesagt als getan. In diesem Artikel gehen wir daher der Frage nach, was passieren muss, damit Training zur Gewohnheit wird, bzw. welche Barri eren dazu führen, dass die Menschen ihr Trainingsprogramm nach ein paar Wochen wieder abbrechen. Selbstregulation – Ein Schlüssel zum Gewohnheitsaufbau Wir Menschen sind allesamt Gewohn heitstiere. Das gilt sogar für diejenigen, die häufig Abwechslung suchen. Denn auch dieses häufige Suchen nach neuen Reizen und Erfahrungen ist schliesslich, langfristig gesehen, eine Gewohnheit. Psychologen haben herausgefunden, dass schon eine relativ kleine Verände rung unserer Gewohnheiten für viele Stress bedeutet. Genau das trifft auch auf jeden Fitnessanfänger zu. Er muss nicht nur das neue und ungewohnte Trainingsprogramm bewältigen, son dern auch ganz gezielt seinen bisherigen Wochenablauf verändern, um Zeit für das Training zu finden. Da diese Ver änderungen eben noch keine Gewohn heiten sind, braucht der Kunde Wil lenskraft, um diese auch durchzufüh ren. In der Psychologie spricht man in diesem Falle auch von Selbstregulation oder Verhaltenskontrolle. Selbstregula tion brauchen wir alle, um Handlungs pläne in die Tat umzusetzen. Leider ist Selbstkontrolle eine begrenzte Res source, denn jeder von uns hat nur eine begrenzte Energiemenge dafür zur Ver fügung. Manche Menschen etwas mehr, manche etwas weniger, aber begrenzt ist die Menge für jeden von uns. Das ist auch die Erklärung dafür, warum viele Ernährungssünden am Abend begonnen werden, denn bis dahin ist über den Tag

schon viel der zur Verfügung stehenden Energie für Selbstkontrolle verbraucht worden. Insbesondere Stress redu ziert die verfügbare Energiemenge für Selbstkontrolle. Daher ist es auch kein Wunder, dass eine Diät bei Stress häufig abgebrochen wird. Aber ganz verloren ist die Sache dennoch nicht, denn ähn lich wie körperliche Fähigkeiten, lässt sich auch die Fähigkeit zur Selbstregula tion trainieren und steigern. Hier ein paar einfache Anregungen, wie Sie einem Neueinsteiger die Selbstregu lation erleichtern können: • Ermutigen Sie Ihren Kunden dazu, seine Gesundheit und Fitness zur abso luten Priorität zu machen. Sobald er das wirklich tut, ist die Ausübung von Selbstregulation einfacher. • Sobald ein Programm regelmässig durchgeführt wird, wird es zu einer Gewohnheit und es wird weniger Selbstregulation benötigt, um das Pro gramm auch tatsächlich durchzuführen. Die Lernpsychologie geht davon aus, dass ca. 21 Wiederholungen notwendig sind, um eine neue Gewohnheit auch nur annähernd zu festigen. Wenn Ihr Kunde also täglich trainieren kommen würde, ergeben sich aus 21 Wiederho lungen drei Wochen. Allerdings kommt Ihr Kunde ja nicht jeden Tag, sondern eher zwei bis dreimal pro Woche. Daher verlängert sich die Zeitspanne natürlich und beträgt mindestens drei Monate. Besonders gefährlich sind in dieser Zeit die Ausnahmen, da sie die alte Gewohn heit, nämlich das Nichtstun, stärken und die neue abschwächen. Jede Trainings pause von mehr als eineinhalb Wochen in den ersten drei Monaten ist deshalb Gift für den Aufbau einer Trainings gewohnheit. Aus diesem Grunde ist es besonders wichtig, dass der Neukunde in den ersten Monaten um einiges inten siver betreut wird als ein langjähriges Mitglied. Regelmässige Kontrolltermine sind daher notwenig, um dem Kunden das Aufbauen einer Gewohnheit leichter zu machen. • Es kann nicht oft genug wiederholt werden: Gerade am Anfang sollte das Programm sehr einfach und kurz sein. Langfristig gesehen, geht es in den ersten Monaten gar nicht so sehr um die körperlichen Aspekte des Trainings,

Harald Gärtner Jahrgang 1970

Diplomsportwissenschaftler an der Universität Tübingen mit den Schwerpunkten Breiten- und Ge sundheitssport. MBA, Master of Business Admini stration an der European School of Business (FH Reutlingen) und NLP-Master (DVNLP). Während des Studiums sammelte er praktische Erfahrungen als Trainer und Leiter in verschiedenen Fitness anlagen. Nach dem Studium arbeite te er bei einer amerikanischen Firma für Sporternährung im Marketing Bereich. Zur Zeit ist er bei der BSA Akademie als Referent und Berater beschäftigt. Harald Gärtner ist Fachautor von über 150 Beiträgen in verschie denen Magazinen und Mitautor von mehreren Büchern im Fitness-, Wirtschafts- und Kommunikati onsbereich. Ausserdem wirkte er bei wissenschaftlichen Projekten und deren Publikationen mit. Träger des STRENFLEX Fitness

Sportabzeichens GOLD. gaertner.harald@web.de

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