StarkVital Nr 37

Carmen Schiltknecht Kolumne KOLUMNE | Carmen Schiltknecht

ES IST SO...

Wenn wir einfach mal loslassen, uns zurücklehnen und alles dem Lebensfluss anvertrauen, dann ist das kein Wahnsinn!

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imm doch die Probleme nicht so ernst. Lass doch einfach mal los», sagte ich zu meiner langjährigen Freundin mit entspannter Stimme. «Loslassen? Ich bin dazu erzogen worden, die

gelassen sind, können wir uns auch mal entspannt zurücklehnen und abwarten. Gelassenheit hat eine Schwester, die Zufrieden heit. Ist die eine da, ist die andere nicht weit. Doch fehlen beide, wird es anstrengend, ernst und unruhig. Zeit mit dem zufriedenen Selbst verbringen Leben ist doch das, was passiert. Ich erinnere mich gut an die Momente meines Lebens, in denen etwas nicht gelang. Das konnte doch nicht sein, schliesslich habe ich gekämpft, und bis anhin hatte es auch funktioniert. Erst mit den Jahren, als Gelas senheit meine Freundin wurde, gelang es mir, mit Hürden und Rückschlägen gut umzugehen. Sie haben meine Resilienz geför dert. Sie haben mir aber auch aufgezeigt, dass nicht alles, was ich im Visier hatte, wirklich relevant war. Denn für welche Leis tungen möchten wir angesichts unserer Vergänglichkeit wirklich erinnert werden? «Erst mit den Jahren, als Gelas senheit meine Freundin wurde, gelang es mir, mit Rückschlägen und Hürden gut umzugehen.» Meine Freundin, die einen verantwortungsvollen Job hat, ist nun zufrieden. Zwei Mal die Woche geht sie in den Wald und richtet ihre Aufmerksamkeit auf den Atem und die Schritte. Bevor sie dann wieder ins Auto steigt, um nach Hause zu fahren, setzt sie sich auf einen Baumstamm und schaut einfach zu. Die Bäume sind da, die Wiesen sind da. Sie erwartet nichts, lässt einfach auf sich wirken, was passiert – das Leben eben. Schluss mit der Immer-und-überall-Perfektion. Es ist so bereichernd, einfach mal man selbst zu sein.

Zügel in der Hand zu halten, Dinge zu kontrollieren», antwortete sie schon leicht genervt. «Höre ich da unterschwellig, dass du unter Druck am liebsten ganz fest festhalten willst?», argumen tierte ich weiter. «Du weisst doch, ich habe jetzt zum Loslassen keine Zeit, und was hätte ich davon, wenn ich es täte?», will sie dann doch wissen. Ich konnte sie davon überzeugen, dass wir nur mal schauen, wie es sich anfühlt, wenn man eine Pause einlegt. Wir mach ten wenige Tage später einen Spaziergang im Wald. Die einzige Bedingung war, dass während dieser eineinhalb Stunden nicht geredet wird, sondern wir uns auf den Atem und die Schritte kon zentrieren. Der Kopf war ganz bei der Sache, vergass aber alle Alltagsprobleme und uns beiden ging es gut. Die ewige Selbstoptimierung dürfen wir durch entspanntes Sein ersetzen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten alles optimiert. Im Job und Haushaltsmanagement hat es viele Vorteile, wenn man diszipliniert ist. Doch wir haben es so weit getrieben, dass nahezu alles der Optimierung zum Opfer fiel: Aussehen, Einla dungen, Sex, Liebe, Freundschaft – was für ein Wahnsinn. Ganz nebenbei hat das viel Kraft gekostet. Immer alles perfekt zu ma chen, nur weil es den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht werden soll, ist irgendwie anstrengend. Es nimmt dem Leben die natürliche Lebendigkeit. Das Spiel. Den Raum. «Wir haben es in den letzten Jahren so weit getrieben, dass alles der Optimierung zum Opfer fiel: Aussehen, Einladungen, Sex, Freundschaft, Liebe.» Gelassenheit ist die Schwester von Zufriedenheit Persönliche Ziele und Träume zu haben, ist grossartig. Doch noch grossartiger ist es, wenn diese nicht an überhöhte Erwartungen gebunden sind. Wenn ich im Wald spazieren gehe, begegnen mir Biker und Jogger. Viele blicken verkrampft auf ihr Messgerät am Handgelenk, anstatt den Sommerwind im Gesicht zu spüren oder dem Vogelgezwitscher zu lauschen. Gelassenheit verspricht ein stressfreies Gedankengut. Unser Blick auf die Dinge wird damit unerschrocken und ist gleichwohl voller Zuversicht. Wenn wir

Carmen Schiltknecht, 65 ROCK DAS ALTER Coach & Mentorin Podcasterin & Speakerin

www.carmen-schiltknecht.com carmen@carmen-schiltknecht.com

STARKVITAL 60+ Nr. 37

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