StarkVital No 40
Carmen Schiltknecht Kolumne
KOLUMNE | Carmen Schiltknecht
ES IST SO...
Neues Jahr, neues Glück. Der Jahresauftakt ist die Zeit der Vorsätze. Die einen trinken Wasser mit heilenden Steinen oder filtern ihr Schicksal aus dem Kaffeesatz heraus. Und was mache ich?
E
«Wenn ich etwas ändern möchte, packe ich am besten selbst an.»
s ist Zeit, das Leben und sich selbst ins Licht zu rücken. Gerade weil die aktuelle weltpolitische Situation düs ter aussieht, sehne ich mich nach einem Lichtblick, nach etwas, das guttut. Klar, ich könnte weiterhin auf das Schiff warten, das kommt, um mich abzuholen und ins Leben meiner Träume zu schippern. Doch es könnte sein, dass es genau darum geht, dieses Schiff selbst zu bauen. Quasi: Wenn ich etwas ändern möchte, packe ich am besten selbst an. Den Lichtblick er leben, das passiert eben nicht von selbst, dafür braucht es meine Entschlossenheit. Ständige Reizüberflutung Wie klingt es eigentlich in mir? Wenn ich in mich hineinhöre, klingt es wie in einer Stadt. Es ist laut, vibrierend und manchmal nervenzehrend. Kein Wunder, dass dieser konstante Lärm und die ständige Reizüberflutung auch Gründe dafür sein könnten, dass ich unter Schlafproblemen leide. Würde ich mein derzei tiges Leben in einer Schlagzeile zusammenfassen, lautete sie: Alles immer und überall. Keine Frage, das ist von allem zu viel. Nämlich soviel, dass ich gar nicht herausfiltern kann, was mir wirklich wichtig ist und worauf ich den Fokus legen möchte. Frustriert ziehe ich meine dunkle Winterjacke an und gehe an die frische Luft.
Wow, diese Aussage hat gesessen. Sie hat, was ich noch suche: Klarheit, ein Ziel. Nicht untertauchen, sondern anpacken. Zeigen, wer man ist Der ungeplante Spaziergang mit meiner Nachbarin und Freundin hatte Folgen. Nach einigen Tagen vergrub ich mein Gesicht nicht mehr unter der dunklen Jacke, sondern zeigte mich im himmel eisblauen Mantel mit maisgelbem Winterschal. Und einige Wo chen später war der äussere Wandel meines Kleiderstils auch Antwort auf meine neu gewonnene innere Klarheit, die weiss, was sie will. In meinem Inneren ist Ruhe eingekehrt. Nicht ganz ohne Hilfe von aussen. Die Unterstützung eines Coachs führte zu Antworten auf meine Fragen. Wie finde ich die Sinnhaftigkeit meines Alltags? Was möchte ich aus der verbleibenden Zeit noch machen? Alte Muster durchbrechen ist Arbeit, weil es keine simplen Antworten gibt. Doch die entscheidenden Schritte sind getan und das ist ein gutes Gefühl. Manchmal fängt ein Schritt zur Veränderung mit der Kleidung an. Vielleicht ist es auch des wegen ein erster Auftakt und der richtige Weg, sich nicht zu klei den, wie man sich fühlt, sondern wie man sich fühlen möchte?
«Sein Können ins Licht zu rücken, statt darauf zu warten, bis es andere tun.»
Ich begegne meiner Nachbarin und Freundin. Immer wieder trägt sie in den letzten Wochen den tomatenroten Wintermantel. «Der tut meiner Stimmung gut», lässt sie mich wissen «Ein Farb tupfer in dunklen Zeiten gegen den Winterblues und Ausdruck einer Entscheidung», sagt sie heiter. Blicke ich auf die Strassen, ist das allgemeine Erscheinungsbild ermüdend und trist wie die Lage der Welt. Es ist ja nur ein roter Mantel, denke ich, und bin erstaunt darüber, welch positive Reaktionen dieses Kleidungs stück auslöst. «Ausdruck einer Entscheidung?», frage ich neu gierig nach. «Ich hatte genug davon, ein Chamäleon zu sein, mich weiterhin in der ganzen schlechten Laune zu suhlen und darin unterzugehen. Also entschied ich, mich und mein Können wieder ins Licht zu rücken, statt darauf zu warten, bis es andere tun».
Coach, Autorin, Kolumnistin & Rednerin
www.carmen-schiltknecht.com carmen@carmen.schiltknecht.com
STARKVITAL 60+ Nr. 40
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