Stark Vital Nr. 29

Ernäh rung

Hirse, das Getreide des Jahres 2023

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2023 zum Internationalen Jahr der Hirse erklärt, einer Getrei deart, die aufgrund ihrer Eigenschaften es für den Anbau unter ungünstigen klimatischen Bedingungen geeignet macht. Ihre Anpassungsfähigkeit an den Kli mawandel ist nämlich ein entscheidender Faktor, der für dieses Getreide spricht. Das Jahr wird die Gele genheit bieten, die nachhaltige Erzeugung von Hirse zu fördern. Ein verstärkter Handel mit Hirse kann näm lich die Vielfalt des globalen Nahrungsmittelsystems verbessern. Auf Hirse, einschliesslich Sorghum (eine Hirseart), entfallen zur Zeit lediglich weniger als 3 Pro zent des weltweiten Getreidehandels. Angesichts der Herausforderun gen, vor denen die globalen Agrar nahrungsmittelsysteme stehen, um eine ständig wachsende Welt bevölkerung zu ernähren, bieten widerstandsfähige Getreidesor ten wie Hirse eine erschwingliche und nahrhafte Alternative. Hirse als wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung Die verschiedenen Hirsearten, darunter Fonio, Sorg hum (oder grosse Hirse), Teff, Kodo (indische Hirse), Barnyard (Hinterhofhirse), kleine Hirse, Browntop, Fingerhirse und Guinea, gehören zur Familie der Grä ser. Hirse ist ein sehr nahrhaftes Getreide, das auch auf armen, trockenheitsanfälligen Böden wächst, da es wenig Wasser benötigt, und es ist resistent gegen viele Krankheiten und Schädlinge, so dass auf den Ein satz von Pestiziden verzichtet werden kann. Aufgrund dieser Eigenschaften gilt Hirse als ein Nahrungsmittel, das Hunger entgegenwirken und dazu zur Förderung der biologischen Vielfalt beitragen kann. Hirse hat eine uralte Tradition und ist seit langer Zeit die wichtigste Lebensgrundlage für viele Länder in Asien und in Afrika südlich der Sahara. Der Hirseanbau ist nämlich tief in der Kultur und den Traditionen von unterschiedlichen indigenen Völkern verwurzelt und daher eine strategi sche Pflanze in schwierigen Zeiten für die Landwirt schaft. Dieses Getreide eignet sich hervorragend für die Selbstversorgung und Ernährungssicherheit gefähr deter Bevölkerungsgruppen in ärmeren Gebieten. Die verschiedenen Hirsearten sind eine gute Quelle für Mineralien (Kalium, Magnesium, Calcium, Natrium),

Vitamine (B6, Thiamin, Riboflavin, Nicotinsäure), Bal laststoffe zur Regulierung der Darmtätigkeit, Antioxi dantien und Eiweiss (ca. 9,8 Prozent). Daher sollte Hirse in die gesunde und vollwertige Ernährung integ riert werden. Mit ihrem niedrigen glykämischen Index ist sie automatisch eine gute Option für Menschen mit hohem Blutzucker. Ausserdem sind Hirsekörner eine ausgezeichnete und kostengünstige Eisenquelle. Neben Stärke als wichtigstes Kohlenhydrat enthält Hirse mehr Fett als andere Getreidearten (ca.3,9 Pro zent), ein grosser Teil davon sind mehrfach ungesät tigte Fettsäuren. Hirse beinhaltet ausserdem viel Kie selsäure, die kräftigend auf Haut, Haare und Nägel wirkt. Weil Hirse glutenfrei ist, kann dieses Getreide auch von Personen verzehrt werden, die an Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit) leiden. Der Hirsenanbau und derer Nachfrage sind mit der Zeit zurückgegangen, da andere Getreidesorten wie Weizen, Mais oder Reis in der Ernährung bevor zugt wurden. Durch die Förderung von Hirse können jedoch neue Marktchancen und zusätzliche Einnah mequellen für Landwirte entstehen. Weltweit wurden nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO im Jahr 2020 insgesamt etwa 30 Millionen Tonnen (atlasocio.com) Hirse produziert. Der grösste Hirseprodu zent ist Indien, auf das allein 40 Prozent der weltwei ten Produktion entfallen. Die Entwicklung in der Schweiz Die Rispenhirse (Panicum miliaceum L.) wurde in der Schweiz schon zu Zeiten der Pfahlbauer angebaut und diente auch im Mittelalter als wertvolles Nahrungs mittel. Die geringen Ansprüche an die Nährstoffver sorgung sowie das Fehlen bedeutender Krankheiten und die Anfälligkeit von Schädlingen machen die Ris penhirse daher heutzutage auch für den biologischen Anbau sehr interessant. Zusätzlich besteht eine rege Nachfrage für biologisch produzierte Speisehirse. Nach Angaben von Agroscope , das Kompetenzzen trum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung, wuchs die Hirseanbaufläche in den vergangenen Jahren stetig und im 2017 wurden im Land auf rund 186 Hektare Rispenhirse angebaut. Die Nachfrage nach inländisch produzierter Bio-Hirse ist tatsäch lich vorhanden. Zurzeit wird geprüft, ob die Qualität den Ansprüchen genügt und ob sich die Vermarktung inländischer Bio-Speisehirse lohnt.

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