Stark Vital Nr. 28

Die GESUNDHEITS- EXPERTEN

Das Expertengespräch Ueli Schweizer, Jean-Pierre Schupp

Auch Feststellungen der Teilnehmer zu weiterführenden Fragen wie Rau chen, Alkohol, Medikamente, psy chische Anforderungen, Umweltbe lastungen usw. mussten beleuchtet werden. Damit wurde ich im Laufe der Zeit zum Experten für den gesunden und erfolgreichen Lebensstil. JPS: Wie benützt man den Lebensstil Fragebogen am besten? US: Den grössten Erfolg zur nach haltigen Veränderung des Lebensstil zeigte folgendes Vorgehen: Einmal in der Woche, am Besten jeden Freitag nachmittag, füllt man den Lebensstil Fragebogen aus. Den Bereich, wo man in der letzten Woche am schlech testen abschnitt, verbessert man in der kommenden Woche. Geht man zum Beispiel immer nach Mitternacht ins Bett, und das ist der schlech teste Bereich, dann korrigiert man das in der folgenden Woche. Damit das ohne viel Energie und Disziplin passiert, macht man sich die Neuro biologie des Gehirns zu nutze. Man schreibt auf einige Post-It Zettel die Frage “Werde ich heute um 10:30 Uhr im Bett sein?“ Untersuchungen haben gezeigt, dass wenn man die Veränderung als Frage (und nicht als Befehl) formuliert und sie den gan zen Tage auf den verschieden Post-It Zetteln (die an verschiedenen Orten zu Hause, am Arbeitsplatz, im Auto aufgeklebt sind) immer wieder sieht, sich im Hirn Synapsen bilden. Je mehr Synapsen sich bilden, desto leich ter fällt die Lebensstilveränderung. Bis man es schliesslich automatisch macht. Es wurde zur Gewohnheit. Setzt man dieses Vorgehen konse quent jede Woche um, dann verschie ben sich alle Bereiche immer mehr in den grünen Bereich. Rückschläge, die immer wieder passieren, werden auf diese Weise spätestens in der folgen den Woche wieder korrigiert. Das Vorgehen mit dem Lebensstil Fragebogen wurde und wird von den Teilnehmern der Unternehmenssemi nare mit grösstem Erfolg angewendet. JPS: Wie so ist denn das so wichtig? US: Das heutige Leben, die Entwick lungen in der Gesellschaft, die Anfor derungen in der Arbeitswelt, selbst wie wir die Freizeit verbringen, treibt in allen Bereichen des Fragebogens die Menschen immer mehr in den

Im Gespräch erfuhren wir, dass er wegen langen Arbeitszeiten und einem weiten Arbeitsweg unter chro nischem Schlafmangel litt. JPS: Da seid ihr aber schon sehr früh auf dieses «ÜBERLEBENSWICHTIGE» Thema Schlaf, d.h. Ruhepause, gekom men. Wir haben schon lange über das Thema: Wieso gibt es im Sport immer noch so viele «Ermüdungsbrüche»? US: Vor 35 Jahren wurde der Schlaf, im Gegensatz zu heute, in der Gesell schaft und Wissenschaft kaum thema tisiert. Uns wurde sofort klar, dass die Erholungszeit fehlte. Uns erstaunte aber (was eigentlich klar ist, wenn man die Sportwissenschaften kompetent interpretiert), dass sich alle potenzi ell positiven Effekte des Trainings ins Gegenteil verkehrten. Die Ausdauer nahm ab, die Muskelmasse verrin gerte sich, Bauchfett sammelte sich an und der Blutdruck stieg. Wie viele weitere Messungen bei Teilnehmern im Laufe der Jahre bestätigten, kann sich intelligentes Training ohne genü gend Erholung (Tiefschlaf!) schädlich auswirken. Was vor 35 Jahren noch nicht möglich war, können wir seit 15 Jahren mit der HRV Messung eruie ren: die Erholungs- und Selbsthei lungsfähigkeit. Dies führte dazu, dass ich einen einfa chen Lebensstil-Fragebogen kreierte (siehe Bild rechts), um die positiven Anpassungen an ein intelligentes Trai ning sicherzustellen. JPS: Es macht Sinn, diese Fragen gerade jetzt im eigenen Interesse ein mal durchzulesen. US: Sind zu viele Antworten, vor allem bei den erste sechs Fragen, im roten Bereich, müssen diese Punkte zuerst korrigiert werden, damit das Training erfolgreich sein kann. Meine Absicht mit dem Fragebogen war zuerst nur den Erfolg des Trainings zu garantie ren. Natürlich musste ich zu diesen Fragen die Hintergründe und die Forschung kennen.

EXPERTENWISSEN FÜR VIELE: Ruhepause im Training, der vernachlässigte Faktor JPS: Du hattest einen grossen Einfluss auf die Ausbildungen und die Ausrich tung des Schw. Fitness Verband SFGV und der Fitnessbranche. Wie bist du zum Pionier und Experten für einen gesunden Lebensstil geworden? US: Das war ein Schlüsselerlebnis vor 35 Jahren in einem Unternehmensse minar. Ein Teilnehmer, der regelmässig an Marathons teilnahm, täglich 60 Minu ten im intelligenten Grundlagenbe reich trainierte, sich gesund ernährte, zeigte sehr schlechte Resultate bei unseren Tests. Der Laktatstufen test zeigte ein geringes Ausdau erleistungsvermögen (einen tiefen VO2max). Die Messung der Körper zusammensetzung ergab eine stark ungenügende Muskelmasse und auf fällig viel Bauchfett. Zudem hatte er einen erhöhten Blutdruck. Sein tägli ches, intelligentes Ausdauertraining (er trainierte immer mit einer Herzfre quenz im Grundlagenbereich, was unser Laktatstufentest bestätigte) müsste eigentlich genau das Gegenteil bewir ken. Wir, mein Kollege Frédéric Peroni, italienischer Arzt der Sportmedizin, und ich konnten uns das nicht erklären.

Jean-Pierre Schupp , Jahrgang 1954, TOP FIT, Muskeln braucht es für alle Sportarten und SCHLAF sowieso zum ÜBERLEBEN !

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STARKVITAL 60+ Nr. 28

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