Stark Vital Nr. 27

Sylvia Gattiker Kolumne

DER GESUNDHEITSORIENTIERTE FITNESS-MARKT Ü60 „Nicht die Goldesel sehen, sondern Dienst leisten für eine bessere Lebensqualität“

Dass der Markt der 60+ boomt, kann nicht bestritten werden. Auch in der Bewegungsbranche, also der Bran che der Fitnessanbieter, wäre und ist ein Wachstum zu verzeichnen. Doch wird dieser Markt in meinen Augen nicht seriös und zielgruppengerecht bearbeitet. Zu wenig sexy ist er einerseits, aber dem steht auch der Mangel der entsprechenden Fachkräfte und Vor bildern gegenüber. Klar gibt es Ausbildung mit „Kräf tig altern“, „Seniorentraining“, „Group-Fitness für Senioren“, „Pro Senectute“ usw. im Angebot – doch leider trifft es nicht den Nerv der Zeit und den Kern des zielführenden Bedarfs. Es gibt die Menschen, die noch mit 70+, 80+, 90+ ohne Rollator und Rollstuhl ihr Leben aktiv geniessen. Es gibt sie, die noch verreisen, auf Kreuzfahrten gehen, sich verlieben, küssen und Sex haben, Kulturanlässe besuchen und auch „quality time“ mit Enkeln und even tuell auch Urenkeln verbringen. Doch leider wird mehrheitlich die Generation 70+ mit teuren Medikamenten und „Pseudobewegung“ (wie z.B. mit dem trockenen Brot im Papiersäckli die Enten füttern gehen) zu Tode geschont. Fordern und Fördern im Rahmen der persönlichen und individuellen Mög lichkeiten sollte die Devise sein. Der Ausspruch „Turnen bis zur Urne“ wäre der ideale Leitgedanke.

Wobei natürlich unter „Turnen“ das gezielte und gesundheitsorientierte Training verstanden werden muss. Das Training ist nicht Sport, sondern logische und zielorientierte Bewegung. Diese Bewegung muss dann geplant sein und Muskellängentraining (Beweg lichkeit, Faszien, Steifheit), Muskelaufbautraining und Gleichgewicht/Koordination enthalten. Wobei das Training der Muskulatur der wichtigste Bestandteil ist. Denn nur durch Training der Muskulatur aktiviert man die Botenstoffe, die unter dem Begriff „Myokine“ der Wissenschaft bekannt sind. Myokine sind hormonähnliche Botenstoffe, die von der Muskulatur bei Bewegung und Kontraktion aus geschüttet werden. Der Name Myokin ist eine Ablei tung und Zusammensetzung aus den griechischen „mys“ = Muskel und „kinema“ = Bewegung. Diesen Begriff prägte 2007 die dänische Professorin Bente Klarlund Pedersen vom Rigshospitalet an der Universität Kopenhagen. Die Biochemie stufte diese Botenstoffe als Unterart der Interleukine ein. Interleu kine gehören in die Gruppe der Zytokine, welche ein Peptidhormon sind und das wiederum sind körperei gene Botenstoffe der Muskelzellen. Die Wissenschaft kennt ungefähr 600 verschiedene Arten, wobei nicht alle erforscht sind. Jedoch ist das ein aktuelles For schungsgebiet der Zellbiologie. Die Professorin Bente Klarlund Pedersen konnte somit beweisen, dass Muskeltraining überlebenswichtig ist. Ich habe es umgesetzt und arbeite nun seit nahezu 15 Jahren fast ausschliesslich und intensiv mit dieser Zielgruppe. Der Erfahrungsschatz, den ich da sammeln konnte hat wohl niemand in ganz Europa. Neun Jahre betreute und coachte ich den fittesten und ältesten Mann der Welt. Unzählige Vorträge konnten wir

Sylvia Gattiker, Jahrgang 1956 MA Prävention und Gesundheits management, Schwerpunkte: BGM (Betriebliches Gesundheitsmange ment) und Gesundheitsförderung im Alter. Fachtherapeutin für moderne Orthomolekular Medizin und Medical Wellness SFGU.

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STARKVITAL 60+ Nr. 27

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