Stark Vital Nr. 25

Mäge Frei Kolumne

Krafttraining für Senioren im Fitnesscenter Sie sind „best ager“ oder Senior und gehen regelmässig ins Fitness center zum Krafttraining? Bravo, Sie tun etwas Gutes …. vielleicht

Zum Ausbildungsstand der Fitnessinstruktor:innen in der Schweiz kann man sagen, dass die in den letzten 20 Jah ren durch den SFGV ( www.sfgv.ch ) entstandenen Ausbil dungsabschlüsse in der Welt der Fitnessbranche wohl sei nesgleichen suchen. Die anerkannten Ausbildungsstätten in der Schweiz zählen zum Besten, was der Fitnessausbildungs markt zu bieten hat. Zögern Sie dennoch nicht, in Ihrem Fit nesscenter nach der Ausbildung des für Sie zugeteilten Inst ruktors nachzufragen. Falls Sie komplexere medizinische Vor belastungen mitbringen, kann es durchaus sinnvoll sein, sich nicht vom Lernenden, sondern vom erfahreneren Instruktor beraten zu lassen. In aller Regel werden Sie in zwei, gele gentlich sogar in drei Einführungsterminen an Ihr Programm herangeführt. Das kann neben einer Anamnese auch einen Fitnesstest und natürlich die Einweisung an den Geräten bein halten. Entscheidend danach über den Erfolg Ihres Trainings sind jedoch die fachkompetenten Anleitungen an den Geräten, die für Sie gewählt wurden. Aber wie soll es nach den Einführungsterminen mit Ihnen wei tergehen? Reichen die zwei bis drei „geführten“ Trainings aus, um die Bewegungsqualität auf dem Niveau zu halten, welches für den Erfolg zentral wichtig ist? Seien Sie kritisch gegenüber dieser Frage. „Die Hauptsache ist, ich bewege mich regel mässig gegen Widerstände“ ist keine kompetente Aussage. Schauen wir uns näher an, was ich damit meine. Ich gehe davon aus, dass wir uns einig sind, dass Krafttraining kein Sprint darstellt, sondern ein Marathon bedeutet. Der Nut zen des Krafttrainings offenbart sich, insbesondere als „Alters vorsorge“, erst so richtig, wenn mehrere Jahre gezielt, regel mässig und konstant am Körper "gearbeitet“ wird. Aus diesem Grund nimmt die Bewegungsqualität innerhalb des Krafttrai nings einen besonderen Stellenwert ein. Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern: Ein Läufer mit einer schlechten Laufqualität wird seinem Bewegungsapparat keinen grossen Schaden zuführen, auch wenn er die 100m ab und zu zurück legt (vorausgesetzt natürlich er verletzt sich nicht akut). Eine schlechte Laufqualität kombiniert mit ungenügendem Equip ment fügt dem Körper langfristig, insbesondere wenn es sich dabei um einen Marathonläufer handelt, grössere Schäden zu. Nun gilt es also, Krafttraining über Jahre zu betreiben (deshalb machen auch Halbjahres-Abos sehr begrenzt Sinn) und über diese Jahre die Bewegungsqualität auf einem hohen Niveau zu halten. Wie stellen Sie nun sicher, dass Ihre Bewegungsqualität auf dem nötigen Stand bleibt? Reicht Ihr Bewegungsgefühl? Ist man automatisch ein Spezialist, wenn man es lange genug macht? Genügt es, wenn Sie bei anderen abschauen, wie die (jüngeren) die Übungen ausführen? Gehen Sie davon aus, dass Sie sich auch Wochen oder Monate nach den Einfüh rungstrainings noch an die wesentlichen Punkte erinnern? Glauben Sie, dass Sie durch das Betrachten von YouTube Videos ihre Bewegungsqualität verbessern können oder durch die Anweisung Ihres Kollegen oder gar aufgrund der kritischen Blicke Ihrer Frau, die ebenfalls trainiert? Reicht es, wenn auf einem Bildschirm ein Punkt exakt einer Kurve folgt? Falls Sie nun eine der Fragen mit „Ja“ beantworten, dann muss ich Sie leider enttäuschen.

Falls Sie diese Frage mit einem eindeutigen „Ja“ beantwor ten, könnte dieser Artikel für Sie sehr wichtig sein. Ich setze voraus, dass ich Sie an dieser Stelle nicht mehr vom Nutzen und von der Bedeutung der positiven Effekte eines regelmä ssigen, gerätegestützten Krafttrainings überzeugen muss. Sie kennen auch die zahlreichen Empfehlungen von Fachleu ten und können sich unter dem Begriff "Sarkopenie" etwas vorstellen. Ausserdem sind Sie Mitglied einer Fitnessunter nehmung, wo Sie sich gut aufgehoben fühlen. Doch wie sieht das in der Praxis wirklich aus? Findet die überall in den Prospekten hochgelobte und kompetente Betreuung auch wirklich statt? Wie sieht das mit der Aus bildung des Fitnessinstruktor:innen*-Personals aus und wie steht es um die Abläufe, wie Sie an die Krafttrainingsübungen herangeführt werden? Wie wird garantiert, dass die Bewe gungsqualität der zu Beginn Ihrer Mitgliedschaft eingeführten Übungen auf dem notwendigen Stand bleibt? Ich kann Sie dort hingehend beruhigen, dass einige dieser Fragen schnell und einfach zu beantworten sind. Falls Sie in einer Fitnessunternehmung Mitglied sind, in welcher die meisten Krankenkassen einen Beitrag an Ihre Mitgliedschaft leisten, dürfen Sie davon ausgehen, dass die Abläufe zer tifiziert worden sind und Sie mittels Gesundheitsbefragung (Nutzen – Risiko – Abschätzung mittels Anamnese) ein auf Sie abgestimmtes Krafttrainingsprogramm erhalten. Lassen Sie sich dabei nicht irritieren, dass viele der Einsteigerpro gramme sehr ähnlich sind. Sie werden langsam an die Vielfalt der Geräte herangeführt. Wichtig dabei ist, dass auf Ihre Bewegungsqualität geachtet wird und die für Sie adäquate Bewegungsgeschwindigkeit, der Bewegungsumfang, die Belastung sowie das Vorgehen der Steigerung der Belastung erklärt und festgelegt werden.

Mäge Frei

Geboren 02.10.1963, Winterthur Tochter Xenia, geboren 2001 Alleinerziehend seit 2009

Relevante Abschlüsse: • Master of human sciences ETH Zürich 1987 • Fitnessinstruktor mit eidg. Fachausweis 1997

Relevante Tätigkeiten in der Fitnesscenterbranche 1984-2003: • Cheftrainer, Studiobesitzer, Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Fitnesspark • 1997 - 2015 Ausbildungstätigkeiten als Referent und Dozent für BSA, SAFS und ETH Zürich (Sport- und Bewegungswissenschaften)

Tätigkeiten im Verband SFGV: • 1998 - 2003 Prüfungsexperte, • 2003 - 2018 Leiter der Berufsprüfung Aktuelle sportliche Hauptinteressen: • Krafttraining, Wasserski und Klippenspringen

20

STARKVITAL 60+ Nr. 25

Made with FlippingBook Digital Proposal Maker