Stark Vital Nr. 24

Gesell schaft

ZEIT W o h l s t a n d

Zeit, was ist das eigentlich? Ist die Zeit ein Mass stab und wenn ja, welcher? Wir finden den Begriff Zeit in unserem Alltag und in vielen Zusammenhän gen wieder. Man kann die Zeit betrachten, man kann sie zählen und mitstoppen, man kann Zeit verschla fen oder totschlagen. Jedoch kann man die Zeit nicht anhalten und auch nicht zurückdrehen. Physikalisch gesehen ist die Zeit eine grundle gende Grösse. Sie läuft stetig und unaufhaltsam in eine Rich tung. Für uns Menschen beginnt die Zeit mit der Geburt zu laufen und dauert bis zum Ableben an. Zeit ist auch definiert durch ein Vorher und ein Nachher. Eine grundlegende Defi nition der Zeit ist durch die Einteilung in Einheiten gegeben, die man messen kann – Stunden, Minuten, Sekunden, eine Umdrehung der Erde um sich selbst usw..

Je schneller sich ein Gegenstand bewegt, umso langsamer läuft dort die Zeit, z.B. ein fliegender Satellit oder auch ein Flugzeug. Daher kann man über die Richtigkeit des oben erwähnten Sprichworts «Die Zeit vergeht wie im Fluge» noch mals nachdenken. Eine Besonderheit macht die Zeit wirklich einzigartig – man kann sie nicht zurückdrehen. Man kann die Zeit philosophisch auch als Geschenk betrach ten und das bringt uns zum zweiten Teil des Wortes Wohl stand. Wohlstand oder Wohlergehen wird als ein positiver Zustand wahrgenommen. Dieser Zustand ist jedoch individuell und unterschiedlich. In der allgemeinen und umgangssprachlichen Definition oder auch Wahrnehmung bezieht sich Wohlstand in erster Linie auf Geld und Vermögen. Damit ist gemeint, dass jemand überdurchschnittlich mehr Geld zur Verfügung hat und es ihm in materieller Hinsicht an nichts mangelt. Doch unsere Gesellschaft verändert sich und es werden auch andere Aspekte des Wohlstands wahrgenommen. Wohlstand bedeu tet nicht immer nur materielle Werte, immer mehr verbindet man Wohlstand mit immateriellen Werten, wie z.B. geistige Entwicklung und seelisches Gleichgewicht. Im Laufe der Zeit hat sich die Interpretation von Wohlstand stark verändert. So waren es ethische und religiöse Normen, die den Wohlstand im Altertum und Mittelalter hauptsäch lich bestimmten. Das Wohlergehen des Herrschers war das höchste Ziel des Merkantilismus (Wirtschaftspolitik während des Absolutismus). Die Erzeugnisse der Landwirtschaft gal ten als einzige Quelle des Wohlstands im 18. Jahrhundert für die Physiokraten (theoretisches System der Volkswirtschafts lehre). In der Klassik wiederum gewann der Faktor Arbeit und das Prinzip der Arbeitsteilung an Relevanz. Das heutige Ver ständnis des Wohlstands wird über die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ermittelt. Der Ethnologe Marshall Sahlins bezeichnet die in den warmen Ländern zu findende sogenannten Wildbeuterkulturen als die ursprünglichen Wohlstandsgesellschaften. In diesen Kulturen werden alle Bedürfnisse erfüllt und es blieb den Menschen viel Zeit für die Musse. Ihre täglichen Aufgaben waren die der Jagd, das Sammeln und die Nahrungszubereitung, welche einen geschätzten Zeitaufwand von zwei bis fünf Stunden täglich hatten. Wir leben in einer Konsumgesellschaft, die durch die Wer bung ständig neue Bedürfnisse erzeugt. Leider können wir uns diese so geschaffenen Bedürfnisse ohne Geld und Job nicht erfüllen. Daher sollten wir uns fragen, ob diese moderne Vorstellung von einem guten Leben als einzig wahrer Mass stab anzusehen ist. Ja, da wäre auch noch die Digitalisierung. Dieses digitale Zeit alter raubt uns Zeit, wir sind 24 Stunden am Tag erreichbar, die Zeit zur Musse erlaubt uns eine digitale Welt nicht.

Erst mit dem Urknall wurde die Zeit relevant für das Verständ nis unserer Welt. Doch ganz so einfach ist das mit der Zeit nicht. Einstein mit seiner Relativitätstheorie sagt, dass die Zeit nur relativ ist und quasi nur ein Teil unseres physikalischen Modells zur Beschreibung des Universums. Einstein verknüpft in seiner Relativitätstheorie die Zeit mit räumlichen Dimensio nen. Man muss Raum und Zeit als Ganzes betrachten. Ohne es zu merken verknüpfen wir Raum und Zeit im Alltag – wol len sich Menschen treffen, ist es notwendig nicht nur die Zeit abzumachen, sondern auch den Ort. Somit haben wir beides – Raum und Zeit - und setzen automatisch einen Teil der Rela tivitätstheorie im Alltag um. Zeit ist aber auch eine Sache des Gefühls. Finden wir etwas spannend, ein Gespräch, ein Zusammensein, einen Film, dann vergeht die Zeit wie im Fluge. Langweilen wir uns, warten wir sehnsüchtig auf Etwas, kommt uns die Zeit unheimlich lange vor und will nicht vergehen. In der Physik kommt noch ein Phä nomen vor, nämlich dass die Zeit nicht an allen Orten gleich mässig schnell läuft.

Sylvia Gattiker, Jahrgang 1956 MA Prävention und Gesundheits management, Schwerpunkte: BGM (Betriebliches Gesundheitsmange ment) und Gesundheitsförderung im Alter. Fachtherapeutin für moderne Orthomolekular Medizin und Medical Wellness SFGU.

Bild links oben: Salvador Dali

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