Stark Vital Nr. 23

Der neue Fachbegriff: Minister for Loneliness «Minister für Einsamkeit»

Moderne Gesellschaften haben ein ernstes Problem mit der Einsamkeit, ein Zustand, der nicht nur seelisch, son dern auch körperlich belastend sein kann. Denn die Iso lation kann zu grossem Unbehagen führen, das sich auf die Gesundheit auswirkt. Jahrelange Forschung zeigt, dass Einsamkeit schnell zu einem der wichtigsten und heimtückischsten sozialen Probleme wird, sogar eine Frage der öffentlichen Gesundheit.

eine halbe Million Briten angeben, dass sie wochenlang ohne soziale Kontakte auskommen müssen. Die Hälfte der über 65-Jährigen verrät, dass ihnen nur der Fernseher oder ein Haustier Gesellschaft leistet, und jeder Fünfte macht einen Termin beim Hausarzt, weil er sich einsam fühlt. Der Abschlussbericht wurde Ende 2017 veröffentlicht und führte dazu, dass die britische Regierung eine dau

erhafte Verpflichtung zur Bekämpfung der Einsamkeit eingegangen ist. Das Minis try of Loneliness wurde im Januar 2018 gegründet. Nicht nur westliche Länder sind betroffen, die Situation in Japan ist an sich nicht viel anders. Die japanische Regierung veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht über die alternde Gesellschaft, der eine Momentaufnahme der Bevölkerungs- und Wohn trends liefert. Sie stellt fest, dass der Anteil der über 65-Jährigen, die allein leben, in den letzten Jahrzehnten bemerkenswert gestiegen ist - heute ist es ein Drittel die ser Altersklasse.

Die Pandemie und die dar aus resultierende soziale Dis tanzierung der letzten zwei Jahre hat die Lage nur noch verschlimmert. Einsamkeit wird mit Depression, einer geringeren Lebenserwartung und Altersdemenz in Verbin dung gebracht. Demographischer Wandel, Technologie, Verstädterung, geografische und emotionale Entfremdung von Familien und Gemeinschaften tra gen alle dazu bei, dass das Problem der sozialen Isola tion immer weiter um sich greift. Der Mensch ist ein soziales Tier und daher nicht von Natur aus dazu prädis poniert, allein und isoliert zu

«Wenn sich auf der ganzen Welt niemand für einen interessiert, existiert man dann überhaupt noch?»

leben. Soziale Einbindung und persönliche Beziehun gen seien die wichtigsten Faktoren, die zu einem langen Leben und einer guten Lebensqualität beitrügen, so die kanadische Psychologin Susan Pinker. Alterung der Bevölkerung In Grossbritannien, wie in vielen anderen westlichen Län dern, ist die Lage inzwischen alarmierend. Die meisten Menschen über 75 leben dort allein und etwa 200’000 Ältere haben nach Angaben der von der Jo Cox Kom mission 2016 durchgeführten Umfrage seit länger als einem Monat kein Gespräch mehr mit einem Freund oder Verwandten geführt. Mehr als neun Millionen Menschen im Land fühlen sich oft oder immer einsam, während

Die Bindungen, einschliesslich des verwandtschaftlichen und lokalen Zusammenhalts und der Nachbarschafts bande, sind in letzter Zeit wahrscheinlich schwächer geworden. Im fernöstlichen Land wird auch zunehmend über das Problem der «kodokushi» diskutiert - ein einsamer Tod zu Hause, der für Tage oder sogar Wochen unbemerkt bleiben kann. Auch hier wurde im Jahr 2021 ein « Minis ter für Einsamkeit» ernannt, sein Name ist Tetsushi Saka moto. Es scheint tatsächlich, dass ein Land mit einer alternden Gesellschaft auch ein Land ist, wo Einsamkeit weit verbreitet ist.

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