Stark Vital Nr. 20

Repor tage

AHV Ein staatlicher Finanzbetrug?

Viele ältere Menschen in der Schweiz haben den Eindruck, dass langjährig in die AHV eingezahlte Beiträge einen Anspruch auf eine Rente begrün den. Oftmals wurden sehr hohe Beträge gezahlt, so dass eine Änderung des Renteneintrittsalters oder der Rente nun als ungerecht empfunden wird. Die Realität sieht leider anders aus. Das in all den vergangenen Jahrzehnten gezahlte Geld ist längst verschwunden, weil es sofort den damaligen Rentnern hinfloss. Um heute eine Rente zu erhalten, müssen die heutigen Älteren darauf hoffen, dass von den Gehältern der heuti gen Jüngeren genug Geld weggenommen wird. Würde ein solches System von einer Privatper son organisiert, würde es strafrechtlich als Finanzbetrug (Kettenbrief) geahndet werden . Das Bundesgesetz über die Alters- und Hinter lassenenversicherung (AHVG) hingegen macht sie legal und sogar zu einer heiligen Kuh in der Schweiz. Kurz gesagt ist die AHV eine lineare Steuer von etwa zehn Prozent auf das Erwerbs einkommen von natürlichen Personen (und auf den schweizerischen Aufenthalt für Personen ohne Einkommen), die zur Finanzierung einer staatlichen Rente verwendet wird. Wie bei allen Steuern gibt die Zahlung dem Zahler keinen besonderen Anspruch.

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25.5.2016

Dr. Paolo Pamini - Das Potential kapitalisierter Vorsorge

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Ein Vergleich zwischen den gezahlten Beiträgen und den erhaltenen Renteneinkünften wäre die richtige Überle gung, die zum Beispiel für Pensionsfonds und insbe sondere für individuelle Ersparnisse gilt. Nur in diesem Fall besteht eine echte Eigenverantwortung und keinen Generationenkonflikt, was ein auf Sparen basierendes System auch moralisch der AHV überlegen macht. Die gute Nachricht ist, dass ein privater Vorsorgeplan nicht nur etwas für Reiche ist, sondern für disziplinierte und geduldige Menschen. Wussten Sie zum Beispiel, dass Sie bei der Geburt eines Kindes mit einer Investition von knapp 14’000 Franken eine Rente in der Höhe der AHV erzielen können? Eine gute Nachricht für Grosseltern, die etwas für ihre Enkelkinder tun wollen. Lassen Sie uns einen Schritt nach dem anderen machen. Die Regel, die uns unsere Eltern und Grosseltern immer gelehrt haben und die von der staatlichen AHV ignoriert wird, lautet, dass man jedes Jahr einen Teil seines Ein kommens ansparen sollte, um es im Laufe der Zeit wach sen zu lassen und so eine finanzielle Sicherheit zu erzie len, die einen unterstützt, wenn man nicht mehr arbeitet. Das ist es, was ein verantwortungsbewusster Bürger für sich selbst, seine Kinder und seine Enkelkinder tut. Wenn es ihm darüber hinaus gelingt, seinen Nachkommen eine kleine Erbschaft zu hinterlassen, erleichtert er ihnen die Anhäufung von weiterem Vermögen. Jeder kann die fol genden Berechnungen leicht mit einem Vorsorgerech ner überprüfen. Wenn Sie zum Beispiel Microsoft Excel haben, können Sie online nach der Tabellenkalkulations vorlage «Retirement financial planner» suchen und sie haben eine fertige Lösung zur Hand.

Dr. oec. Paolo Pamini, eidg. dipl. Steuerexperte Paolo Pamini ist promovierter Ökonom, Lehrbeauftragter an der ETH Zürich für Steuerrecht und Start-Ups, Tessiner Parla mentsmitglied und beruflich als Steuerberater in Lugano tätig. Er lebt mit seiner Frau und ihren kleinen Zwillingen in Lugano.

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STARKVITAL 60+ Nr. 20

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