Stark Vital Nr. 16

Edi torial

Triage , die Priorisierung der zu behandelnden Patienten

In den letzten Monaten war gelegent lich von Triage die Rede, eigentlich einem Tabuthema für die Bevölke rung, das mit der Verschärfung der Pandemie allerdings immer wieder zur öffentlichen Debatte stand. Tatsächlich war es eine gute Gele genheit, offen und ohne Heuchelei darüber zu reden. Wir sind ja er wachsen. Denn es scheint fast so, als ob es in einem Land mit einer sehr fortschrittlichen Medizin eine Schande wäre zuzugeben, dass in unvorhersehbaren Notsituationen, wenn Personal und Ressourcen knapp werden, eine Priorisierung medizinischer Hilfeleistung unver meidbar wird und Triage manchmal der letzte Ausweg ist. Nicht nur während der Coronavi rus-Pandemie entscheiden Ärzte allein in der Notfallstation oder auf dem OP-Tisch über LEBEN und TOD. Auch im Falle von Organtransplan tationen muss eine oft dringende Wahl getroffen werden. Wer erhält eine Spenderleber, wenn zwei ver unfallte Menschen auf der Notfall station liegen? Etwa ein 30-jähriger Alkoholsüchtiger, der schon an Le berzirrhose leidet? Oder ein sonst gesunder 65-jähriger, der noch fit ist? Ein grosses Londoner Spital nahm dazu Stellung und erklärte in einem entsprechenden Zeitungsar tikel, die meisten Chirurgen würden in einem solchen Fall das kostbare Organ dem 65-jährigen implantie ren, weil dieser Patient in dem Au genblick trotz Alters die bestmög lichen Aussichten auf eine längere Lebenserwartung hätte. Das Alter ist heute also nur einer der massgeben den Faktoren, die für die Auswahl in Frage kommen. Ohne einheitliche und anerkannte Kriterien besteht aber die Gefahr einer improvisierten (subjektiven?) und unethischen Se lektion, vor allem weil solche ernst haften Entscheidungen im rasanten Tempo getroffen werden müssen

und das kann Verwirrung erzeugen. Angesichts der anhaltenden Pan demie-Krise können wir uns vor beugend verhalten, also weiterhin eine gesunde, möglichst vegane Ernährung befolgen, uns viel Schlaf gönnen, wenig oder gar keinen Al kohol konsumieren. Ausserdem - es mag wie ein Mantra erscheinen, das ich bei jeder Gelegenheit wiederho le, das Zauberwort ist KRAFTTRAI NING! In der richtigen Dosis wirkt es wie eine Medizin, weil damit u.a. das Immunsystem gestärkt wird (Myoki ne lassen grüssen). Also, trainieren wir mindestens dreimal in der Woche intensiv. Nähren wir den Boden für ein langes, selbstständiges und ge sundes Leben. Schamlose Arzthonorare aufgetaucht Am Freitag, den 13. November 2020, springt mir die Titelseite des TAGES ANZEIGER ins Auge: «Unispital un tersucht Honorare der Herzklinik in Millionenhöhe». Da schreibt der TAGI über zweifel hafte Abrechnungen. Ein Arzt hat gleichzeitig neun Gespräche mit Pati enten geführt und 64 Mal an densel ben Patienten Leistungen verrech net. Wohlverstanden werden seine Honorare durch Krankenkassen prämien entschädigt, was auf den Schultern der Allgemeinheit lastet. Seit Jahrzehnten steigen die Ge sundheitsausgaben, die die Bürger finanzieren, und nebenbei gibt es undichte Stellen über unnötige Ope rationen, die den Spitalumsatz sowie die Einkünfte fragwürdiger Chirurgen erhöhen. Jetzt die neuesten Nach richten aus dem «KRANKEN» Ge sundheitswesen: Frisierte Abrech nungen. Wo sind da die Ethik und der «Hippokratische Eid» der Ärzte schaft? Natürlich sind nicht die Ärzte gemeint, die sich weitgehend korrekt verhalten. Unser Gesundheitssystem ist so aufgebaut, dass die Akteure, die darin tätig sind, sich ohne Gren zen selbst bedienen können.

Da platzt den Bürgern doch langsam aber sicher der Kragen. Die Krankenkassen sitzen auf Milliarden von Reserven Obwohl wir die schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg erle ben, werden die enormen Kranken kassen-Reserven nicht angezapft. Wieso? Bundesrat und gewählte Politiker sind einfach nicht in der Lage, diese ganze Situation im IST Zustand zu bewältigen, noch haben sie anscheinend ein Interesse daran, dies in Zukunft zu ändern. Das ist, was sich aus den Worten von Ge sundheitsminister Berset ableiten liess: „Wir können die Krankenkas sen NUR ERMUTIGEN, ihre Reser ven zu reduzieren.“ Ich fürchte, nach COVID-19 wird es COVID-20 an der Reihe sein. Tja, super Aussichten für die Zukunft. Was heute passiert, hätte sich kein Science-Fiction Autor besser aus denken können. Einmal mehr über trifft die Realität die Vorstellungs kraft. Wie schon betont, bleibt uns nichts anders übrig, als uns fit zu halten. Denn nur „der Stärkste wird überleben“ vor allem ab 65. Übrigens, schätzungsweise 40 Pro zent der ganzen Bevölkerung gehört zur COVID-19-Risikogruppe, nicht nur einfach die 65plus-Jährigen. Sie wollen bestimmt nie zu dieser Risi kogruppe gehören, oder? Ihr Jean-Pierre L. Schupp

Jean-Pierre Schupp

Jahrgang 1954

Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe www.starkvital. ch

STARKVITAL 60+, Nr. 16

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