SV 34
Was macht....?
Werner Näpfer - Jahrgang 1951 Ein Leben im Zeichen des Sports
Zwischen den 1980er und 2000er Jahren konzentrierte ich mich nun wieder voll und ganz auf mein Trai ning. Ich organisierte viermal die SM im Powerlifting und Bankdrücken. 1988 durfte ich offiziell den Fair Play-Preis entgegennehmen für den Sportler des Jahres und bekam noch eine Auszeichnung für die besten Leistungen im Powerlifting. Nach einer Wettkampfpause machte ich beim Power Cup im Powerlif ting mit. Ohne grosse Vorbereitung wurde ich Dritter. Dies war der weitere Anstoss, nach fast fünf Jahren, mich wieder voll dem Training zu widmen. Nach diesem Erfolg qualifizierte ich mich für die Europameisterschaften, wo ich sogar Europameister wurde. Im gleichen Jahr war noch der Welt cup, wo ich den ersten Rang zweimal belegte. Im folgenden Jahr verletzte ich mir während der Vorbereitung zur EM mein rechtes Knie, ich nahm aber trotzdem daran teil. Bei der Knie beuge und Bankdrücken verlief alles gut, dagegen bekam ich im Kreuz heben dreimal Null, obwohl ich das Gewicht 250 Kilogramm ohne Prob leme gezogen hatte. Warum, ist mir heute noch ein Rätsel. Im gleichen Jahr nahm ich an der SM teil, wo ich sogar Gesamtsie ger wurde und einen neuen Schwei zerrekord im Bankdrücken mit 165kg schaffte. Von da an habe ich mich eigentlich vom Wettkampfsport mehr oder weniger distanziert, eigent lich aus gesundheitlichen Gründen und weil mein Job es mir nicht mehr erlaubte, regelmässig zu trainieren. Beruflich war ich in den letzten acht Jahren in ganz Europa unterwegs, als Reisecar-Chauffeur und Reiseleiter. 2007 machte mir eine Verletzung so viel Ärger, dass ich mich bei einem Spezialisten untersuchen liess. Nach mehreren Versuchen, meine linke Schulter wieder zu stabilisieren, ent schieden die Ärzte eine Kopfprothese einzusetzen, was natürlich das end gültige Aus für meine Sportambitio nen bedeutete. Dem Training blieb ich soweit wie möglich treu, ohne grosse Hoffnungen, wieder in die Wettkampf Szene zu gelangen. Die gesundheitlichen Probleme waren jedoch noch nicht vorbei: Ich musste sogar beide Knie ersetzen.
Mein sportliches Leben begann schon sehr früh, im Alter von 16 Jahren, bekräftigt durch das Sprichwort mei nes Vaters, das wie ein Mantra klang: «In einem gesunden Körper ist ein gesunder Geist» . Dazumal nahm ich ihn nicht so ernst, in diesem Alter hat man noch viele Flausen im Kopf. So gingen meine Brüder und ich in unserer Freizeit sehr oft in die Sport- und Freizeitanlage Heuried in Zürich, wo wir uns mit einem bekannten Gewichtheber und einem Karate- und Judolehrer trafen. Im Sommer war der Treffpunkt in der Badi, im Winter beim Eisplatz. Einige Zeit später kam eine entschei dende Wende, als ich der Handball abteilung des LCZ beitrat, obwohl meinem Vater lieber gewesen wäre, da er Trainer war, wenn ich zum Fuss ball gewechselt wäre. Auch versuchte ich es mit dem Skirennsport , aber diese Diszip lin wollte nicht so recht gelingen. Schliesslich war ich ein Stadtjunge, gewohnt an das Flachland. Finanziell wäre es auch zu aufwendig gewesen. Im Privatleben lief generell alles gut, so wie in meiner sportlichen Laufbahn im Judo und Handball . Doch dann 1972 änderte sich alles von einer Minute zur anderen. Ich wurde knapp 500 Meter von meiner Haustüre ent fernt von einem Auto seitlich gerammt. Ich wurde förmlich zerquetscht, mein rechter Arm ausgekugelt. Genauer ausgedrückt: Traumatische Luxation der rechten Schulter. Nach mehreren erfolglosen konservativen Versuchen einer Repositionierung musste der Humeruskopf operiert werden. Das war das vorläufige Ende meiner sport lichen Laufbahn als Handballer und Judoka. Das Schicksal führte mich zufällig ein Jahr später mit einem Karate-Gross meister aus Okinawa zusammen, der mich in seine Schule nahm, wo er mich das asiatische Kyokushinkai Karate lehrte, was «Kampf mit der leeren Faust» bedeutet. Nach der vorangegangenen Schlappe brachte mich diese Disziplin wieder voll und ganz nach oben, sowohl körperlich als auch mental. Um meine Muskeln zu stärken, was nach den verlorenen Jahren dringend nötig war, ging ich auch zu Werner Kieser zum Krafttraining , wo auch
Werner im Oktober 2023 beim Schiesstraining
bekannte Persönlichkeiten trainierten. In den 1970er Jahren war ich aktiver Karatekämpfer und gewann eigent lich immer einen Podestplatz. In einer Karateschule wollte man Karatetrai ning mit Krafttraining integrieren, was damals im Kampfsport revolutionär war.
Später kam die Zeit, wo ich mich zwi schen Shotokan – Karate und dem Powerlifting entscheiden musste. Ich versuchte es mit dem Powerlifting . Ich nahm an der SM teil, wo ich auf Anhieb Zweiter wurde. Von da an kehrte ich dem Karate den Rücken zu. Für einige Zeit führte ich sogar ein Bodybuilding und Budocenter Star Fitness in Frauenfeld. Da es aber in meinem privaten Umfeld grössere Probleme gab, musste ich leider das Ganze wieder aufgeben.
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STARKVITAL 60+ Nr. 34
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