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Heart Attack

Heart Attack

Neue Wege der Früh erkennung von Gesundheits risiken

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Alle 90 Sekunden stirbt in Deutschland ein Mensch an den Folgen einer Herz-Kreislaufer krankung. Allein im Jahr 2010 waren dies über 350 000 Menschen. Über 40% aller Todes fälle gehen auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zurück. Herzinfarkte, bei denen es aufgrund von arteriosklerotisch bedingten Verschlüssen der Herzkranzgefässe zu einem Absterben von Herzmuskelgewebe durch eine unzureichende Sauerstoffversorgung kommt, sind für etwa 300 000 Neuerkrankungen und 60 000 Todes fälle verantwortlich.

Eine besonders heimtückische und gefährliche Bedrohung stellen schwere Herzrhythmusstörungen dar. Sie sind die unmittelbare Folge von pathologi schen Veränderungen der elektrischen Erregungsleitung im Herzen und führen dazu, dass das Herz seinen normalen Schlagrhythmus verliert und das Blut nicht mehr effektiv im Körper verteilen kann. Häufigste Form einer derartigen, tödlich verlaufenden Herzrhythmus störung ist der plötzliche Herztod. Bei diesem kommt es oft ohne Vorankün digung dazu, dass der Erregungsab lauf in den Herzkammern plötzlich völ lig chaotisch und ungeordnet erfolgt, sodass die Herzkammern zu flimmern beginnen und sich nicht mehr geord net kontrahieren. Aufgrund der dadurch fehlenden Pumpleistung kommt es in kürzester Zeit zum Kreislaufstillstand und damit zum Tod des Betroffenen. Der plötzliche Herztod ist für jährlich etwa 150 000 Todesfälle verantwort lich und damit die häufigste Form töd lich verlaufender Herzerkrankungen. Er kann im Grunde unabhängig vom Alter jeden treffen, auch junge, scheinbar gesunde Menschen. Schlaganfälle , bei denen weite Areale des Gehirns durch arteriosklerotisch bedingte Verschlüsse der Hirnarte rien nicht mehr ausreichend durchblu tet werden und absterben, stellen in Deutschland mit 15% aller Todesfälle die dritthäufigste Todesursache dar. Alle 10 Minuten stirbt ein Mensch an den Folgen eines Schlaganfalls. Ausserdem

stellen sie die häufigste Form für erwor bene Behinderungen im Erwachsenen alter dar. Auch Schlaganfälle gehen, obgleich sie sich im Gehirn abspielen, in vielen Fällen auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zurück. Häufig werden dabei Blutgerinnsel, die sich in den Herzregionen gebildet haben, aus geschwemmt und mit dem Blutstrom in den Hirnarterien angelagert. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Vorhofflimmern zu, der häufigsten Herz rhythmusstörung im Erwachsenenalter, die sich bei etwa 1 Million Menschen in Deutschland findet und häufig uner kannt bleibt. Anfallsweise auftretendes Vorhofflimmern gehört zu den häu figsten Auslösern von Schlaganfällen im Erwachsenenalter und erhöht bei Personen im höheren Lebensalter das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um das 3- bis 5-fache. Problemfeld Risiko-Früherkennung Die oben aufgeführten Zahlen las sen keinen Zweifel daran, dass Herz Kreislauferkrankungen eines der drän gendsten ungelösten Probleme unseres Gesundheitswesens darstellen, und zwar nicht nur im Hinblick auf das damit verbundene Leid für die Betroffenen und ihre Familien, sondern auch was die Implikationen für unsere Volkswirt schaft anbelangt. Man mag es je nach Sichtweise ent weder als skandalös oder als tröstlich empfinden, dass ein Grossteil dieser Krankheits- und Todesfälle durch eine

Univ.-Prof. Dr. Werner Wittling Prof. Wittling ist wissenschaftlicher Leiter des „Zentrums für Neurowis senschaftliche Forschung (Trier)“ und Vorstandsvorsitzender der gemein nützigen „Stiftung für Neurowissen schaftliche Forschung und Reha bilitation“. Er war u.a. Inhaber der Lehrstühle für Physiologische und Kli nische Psychologie (Universität Eich stätt-Ingolstadt) und Neuropsycholo gie (Universität Trier) sowie Gründer und Leiter des „International Center for Integrative Neuroscience“ am Wis senschaftskolleg der Alfried Krupp Stiftung Greifswald sowie des „Kom petenzzentrums für Neuromodula tion, Neurorehabilitation und Informa tionstechnologie (Trier)“. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Aspekten der Hirn- und Stress forschung sowie autonom-nervösen Regulationsprozessen.

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