FT 106 - Jahr 2007

Back to the Roots

„Back to the roots“

– oder: Wo verbrennt Fett?

Stellen Sie einmal Ihren Mitgliedern folgende Frage: „Wo wird eigentlich Fett verbrannt?“ Selten kommt direkt eine passende Antwort. Geben Sie dann Hilfestellung mit dem Multiple-Choise Verfahren: 1. Unter der Kopfhaut? 2. In den Fingern? Oder 3. Im Muskel? Ja… Sie finden das banal. Ich auch. Doch Fakt ist: Es fehlt vehement an Grund lageninformationen bei Ihren Mitglie dern. Und genau das kostet Sie jährlich tausende von Euros. Aber lassen Sie mich einmal von vorne Anfangen. Es war einmal ein schlauer Kopf, der erkannte, dass man mit einem ordent lichen Krafttraining seine Figur erheb lich schicker machen und seine Gesund heit aufpäppeln konnte. Doch dann kamen die „bösen“ Jungs und nahmen das mit dem „eine gute Figur machen“ dem Anschein nach etwas zu ernst: In der sich zwischen den 80er bis 90er Jah ren rasant entwickelten Fitnessindustrie erntete das herkömmliche Bodybuilding, welches zugegeben bis dato wahrlich Monster geschaffen hat, immer mehr Spott und Hohn. Heute wird nur all zu gerne auf die sen „Wurzeln“ herumgetrampelt, das Krafttraining gegen immer neue Grup penkurse getauscht, der Wellness- bzw. Cardiobereich immer mehr aufgerüstet und aus dem Krafttrainingsbereich verabschieden sich die 40 kg-Hanteln und ihre grösseren Brüder. „Powerrack? Kenn ich nicht“. Fragen Sie mal Ihren 20-jährigen Trainer. Traurig. Nun, was ist das Resultat? Wir vermit teln heute in unseren Fitnessunterneh men regelrechte Warmduscher-Trai ningseinheiten. Das intensive, kurzwei lige, kernige Krafttraining mit seinen erheblichen Erfolgen für Gesundheit und Figur stirbt langsam aus! Die Ant wort? Seit Jahren kämpfen wir immer mehr gegen die grösste Konkurrenz: Bild der Frau, Fit for Fun (welche wir ironischer Weise zum Start der Zeit schrift noch mit dem Verkauf im Studio unterstützt haben!), Stöcke kratzen... äh... Nordic Walking und viele andere Cardio-Sportarten. Denn diese Kanäle bieten genau das Gleiche an, wie auch wir im Portfolio haben: Cardiotraining, Gruppendynamik und sanftes Training für erhebliche Figurerfolge. Schwach sinn! Alles Lug & Trug. Wo ist unser Alleinstellungsmerkmal geblieben? Das ernsthafte Krafttraining, welches wirk lich Erfolge bringt? Denn nur das kön nen wir alleine anbieten. Hier können

Boulevard-Zeitschriften, Nordic Wal king-Verbände & Co. KG nicht mithal ten. Doch wir passen uns denen an und verabschieden uns vom kernigen Kraft training. Warum? Fragen Sie mal Ihre Trainer-Spröss linge, welche nur zu oft selbst noch nie mals richtig „Eisen gefressen“ haben: Welche unmissverständlichen Argu mente halten diese einer Frau entge gen, wenn diese grosse Bedenken vor riesigen Muskelbergen hat, sobald sie hartes Eisen in die Hand nimmt? „Okay, dann machen wir besser Abduktoren/ Adduktoren, Popresse, Beinbeuger + Beinstrecker und 15 Minuten Bauch training, abgerundet mit einem 30 bis 60-minütigen Cardiotraining für die Problemzone der Frau.“ Ich sag Ihnen was: Wenn Sie solche Pläne schreiben (lassen), haben Sie wahrscheinlich auch eine „Problemzone“ – nämlich Ihre Fluktuationsquote! Warum? Weil ein solches Frauen-Standardtraining über zwei Stunden und länger dauert. Wel che Damen sollen da noch nach dem ersten euphorischen Monat der Neumit gliedschaft Lust drauf haben, zumal der gewünschte Erfolg gnadenlos ausbleibt? Die ansteigende Unlust auf ein so Zeit fressendes Training führt bei den mei sten sehr bald zu ausfallenden Trai ningseinheiten und später zur schrift lichen Aufgabe – zur Kündigung. Daher möchte ich nun speziell auf die eingefleischte Angst der Damenwelt in Bezug auf Muskelwachstum durch das Krafttraining eingehen. Die wichtigste Grundlage: Ausschliesslich in den Mus keln kann aktiv Körperfett verbrannt werden! Und eben nicht unter der Kopf haut. Oder in den Fingern... Viele Trainingsbeginner/innen haben zu Recht bedenken, dass sie mehr Mus keln aufbauen, als ihnen lieb ist. Klar, insbesondere Frauen sehen sich bestä tigt, wenn sie beim Zappen in DSF oder EUROSPORT landen und dort diese Mannsfrauen entdecken. Der Schock sitzt tief und wird dann auch direkt zu Ihnen ins Studio mitgebracht. Zunächst das Unangenehme: Die Angst vor dem erheblichen Muskelaufbau ist berechtigt! Nachfolgend soll das erläutert werden. In jungen Jahren waren die Fett fressenden Muskeln bedingt durch die eiweissreiche Hausmannskost und der regelmässigen Bewegung noch aktiv und leistungsfähig. Nur in den Muskeln wird aktiv Fett verbrannt!

Patric Heizmann , Jahrgang 1974, ist ausgebildeter Dipl. Sportmana ger, Personal Trainer und Fitness lehrer, WingWave- und EasyWeight Coach. Als bundesweiter Ausbilder und Seminarleiter zu den Themen Ernährung & Bewegung begeisterte er schon über 10.000 Teilnehmer, indem er komplexe Zusammenhänge der Ernährung und Bewegung durch seine bildhafte, motivierende Spra che vermittelt. Seine vier Hörbücher werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich zur Auf klärung der Mitglieder eingesetzt. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.patricheizmann.de und www.aktive-fitnesstheke.de. Träger des STRENFLEX Fitness Sportabzeichens GOLD.

Doch durch den mit dem Älterwerden einhergehenden Bewegungsmangel (Ausbildung, Studium, Beruf, Famili enleben etc.) und dem dazukommenden häufigen Eiweissmangel (insbesondere durch Diäten!) schrumpfen die ehemals leistungsfähigen Muskeln langsam in sich zusammen – ein Prozess über viele Jahre. Und daher auch der Standard spruch: „Mit 30 geht es eben bergab.“ Denn erst hier macht sich oft dieses Muskelminus richtig bemerkbar! So wächst über die Jahre bei schwindender Muskulatur die Fettschicht darüber, was im Ergebnis, wie in der Grafik, nicht einmal zu einer offensichtlichen Umfangszunahme führen muss. Doch das Fett/Muskel-Verhältnis ist entgleist. Der Organismus verbrennt deutlich weniger Energie bzw. Fett. Fortsetzung auf Seite 172 

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