FITNESS TRIBUNE Nr 111 Archiv aus dem Jahr 2008

Interview

Interview mit Horst Blankenburg, CEO von Technogym Deutschland Jean-Pierre L. Schupp im Gespräch mit Horst Blankenburg

JPS : Herr Blankenburg, wie viele Jahre ist es jetzt her, dass Sie die Führung von Technogym Deutschland übernommen haben? HB : Rund sechs Jahre. JPS : Sie gelten ja als der erfolgreichste Manager, der als Quereinsteiger in die Fitnessindustrie gekommen ist. Nun inte ressiert die FT-Leserschaft nicht nur Ihr Erfolgsgeheimnis, sondern auch die Frei zeit- und Sportaktivität von Horst Blan kenburg. Was macht ein viel beschäf tigter Manager wie Sie in seiner Freizeit und was machen Sie für Ihre persönliche Fitness? HB : Ich versuche kontinuierlich meine Work-Life-Balance zu optimieren, was mir je nach Arbeitsaufkommen nicht immer gelingt. Sport betreibe ich unre gelmässig, obwohl ich erfreulicherweise auf viele Wellness- und Fitnessclub Mit gliedschaften im Grossraum Frankfurt zurückgreifen und dort immer trainie ren kann. Ausgesprochen gerne gehe ich mit unserem Hund im Wald joggen, der dann recht ordentlich das Tempo vor gibt. Verschwenderisch werde ich, wenn es um gutes Essen, tollen Wein und Urlaube geht; ich spekuliere mit Aktien, küm mere mich um die eigenen Immobilien, arbeite an meinem privaten Netzwerk und lese und informiere mich möglichst breit gefächert. Ansonsten begebe ich mich privat fast zu 100 Prozent in die Hände meiner Frau, die unser Leben, ausserhalb des Geschäftsalltags, perfekt organisiert. Und manchmal, glauben Sie es oder nicht, mach ich einfach gar nichts! JPS : Als wir in der FT 109 geschrieben haben, dass Technogym Deutschland mit einem Gesamtumsatz von 35 Mio. Euro die Nr. 1 in Deutschland ist, wollte uns dies niemand glauben. Herr Blan kenburg, können Sie uns diesen Umsatz 2006 so bestätigen und eventuell auch schon das Wachstum, d.h. den unge fähren Umsatz von 2009 angeben? HB : Im Grunde ist das kein Geheimnis. Wir haben 2006 einen Umsatz von rund 33 Mio. Euro realisiert, was sicher ein weiterer, wichtiger Schritt für die Ent wicklung von Technogym in Deutsch land war. Besonders gut entwickelt sich unsere Consumer Division, wo Wachs tumsraten von jährlich mindestens 40 Prozent als Einstiegslevel gelten.

Natürlich muss man bei aller Eupho rie auch realistisch bleiben. Dass wir im B2B (Business Division) natürlich Steigerungen dieser Art so schnell nicht mehr erreichen können, auch wenn wir dies in den letzten Jahren tatsächlich hin und wieder geschafft haben, sollte klar sein. Für 2009 werden wir selbst verständlich insgesamt über. 40 Mio. Euro umsetzen. Die Umsatzverteilung der einzelnen Divisionen jedoch, dass verstehen Sie sicher, möchte ich nicht bekannt geben. JPS : An Messen oder anderen Geschäfts meetings hört man immer wieder die Frage: Wie macht er das nur, dass Tech nogym Deutschland in so kurzer Zeit zur absoluten Nummer 1 geworden ist? HB : Die Jahre im US Konzern haben mich natürlich schon geprägt, zumal zwei Dinge immer oberste Priorität hatten: Shareholder Value und Profits. Und um dies Quartal für Quartal sicher zu stellen, ist man geradezu verdammt, nach immer neuen Wegen zu suchen und die Augen offen zu halten. Eine klare Strategie, an der kontinuierlich gefeilt wird, gehört natürlich auch dazu. Aber darüber zu sprechen, würde nun sicher den Rahmen sprengen. Obwohl es sicher Hunderte von Büchern gibt, die beschreiben, wie man Unter nehmen zur Nummer 1 in kompetitiven Märkten macht, gibt es kein Allgemein rezept, und es ist schwierig, so etwas in einige Sätze zu fassen, weil ja letztlich jeder Markt irgendwie anders ist. Für mich ist es sehr wichtig, nicht in die Fussstapfen anderer, also Mitbewerber, zu treten, denn ich wollte sie ja überho len und nicht immer hinterherlaufen. Ende 2001 bin ich zu Technogym gekom men und mit Abschluss des Geschäfts jahres 2004 waren wir Marktführer in Deutschland. Warum? Zuallererst sind es sicher unsere tollen Mitarbeiter, oder besser, die richtigen Mitarbeiter an den richtigen Positionen. Ich bin bekannt dafür, Dinge anders anzugehen als sie vielleicht bisher oder üblicherweise ange gangen wurden und hinterfrage beinahe alles. Energie entsteht aus Gegensätzen, und daher suche ich – für bestimmte Positionen – nach Mitarbeitern, die aus artfremden Bereichen mit gebrochenen Lebensläufen kommen. Unsere B2B Marketingleiterin kommt beispielsweise aus der Süsswarenindustrie und unser B2C Sales Manager aus dem IT Bereich.

Wesentliche Stationen von Horst Blankenburg:

Geboren: 22.10.1962 in Nürnberg Studium: Wirtschaftswissenschaf ten Uvex Winter Optik, Fürth / Ger many Product Manager Productmanagement (Sport und Optik Division) Betreuung Grosskunden (BMW, Karstadt, Apollo Optik) Aufbau Lieferanten Pool in Italien und Deutschland Dauer: 3 Jahre GenCorp, Akron Ohio / Consumer Division (Head / Penn) Sales Manager Deutschland, dann Country Manager und später Commercial Director Business Unit Verantwortung für die deutschsprachigen Länder Aufbau und Betreuung des Private Label Geschäfts (OEM), zunächst in Deutschland, dann europaweit Aufbau und Integration des Lizenz geschäftes europaweit Dauer: 9 Jahre Pentland PLC, London und Deutschland General Manager Unternehmensgründung Deutsch land Strukturaufbau / Strategieentwick lung zunächst für Deutschland und später für Österreich Re-Positionierung des Markenport folios Entwicklung Retail - Strategy Dauer: 2 Jahre

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