FITNESS TRIBUNE Nr. 104 - 2006

STRENFLEX News

Rückenschmerzen sind die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche. Als Hauptgrund für Rückenprobleme wird eine Schädigung der Bandscheiben angenommen. „Das ist ein Irrtum“ , sagt der Sport wissenschaftler Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthoch schule in Köln. „Mehr als 95% der Rückenbeschwerden sind auf eine geschwächte Muskulatur mit der Folge einer Überlastung der stabilisierenden Bänder zurückzuführen.“

Ich freue mich auf weitere Erfolgszahlen bei zukünftigen Team-Tests neuer Mit gliedsclubs. Unserem erklärten Projekt ziel, interessierten Fitnesskunden ein flächendeckendes Netz von Partner clubs (als Testzentrum in der jeweiligen Region) anbieten zu können, kommen wir so Schritt für Schritt näher. Dieses Netzwerk aus kompetenten Fitnessexperten und Anbietern von gesundheitsorientiertem Fitnesstraining wird dann willkommener Kooperations partner für Krankenkassen und Versi cherungen sein – ich werde hier in Ber lin vorstellig werden, versprochen… Eine richtig gute Presse-Nachricht für Fitnessclubs ging diese Woche über die Ticker fast aller grossen Tageszei tungen. Ich zitiere aus „Die Welt“, wo unter der Rubrik Gesundheit und der Überschrift „Training gegen Rücken leiden“ mit einfachen Worten über einen fast 20 Jahre dauernden Mediziner- und Therapeuten-Irrtum berichtet und kor rigiert wurde: „Rückenschmerzen sind die zweithäu figste Ursache für Arztbesuche. Als Haupt grund für Rückenprobleme wird eine Schädigung der Bandscheiben angenom men. „Das ist ein Irrtum“, sagt der Sport wissenschaftler Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln. „Mehr als 95% der Rückenbeschwerden sind auf eine geschwächte Muskulatur mit der Folge einer Überlastung der sta bilisierenden Bänder zurückzuführen.“ Eine wiss. Studie konnte nun belegen, dass nahezu 100% aller Rückenprobleme schnell und effektiv durch (alte Bran chen-Hasen aufgemerkt) ein gezieltes (Muskel-) Aufbautraining vorgebeugt werden kann. „Fördern durch Fordern“ ist die neue Devise: Der Rücken wird nicht geschont, sondern der Rücken wird herausgefordert, vielfältige Bela stungen zu erlernen und sich anzupas sen. Dies geschieht mit den wichtigen Bausteinen Gesamtkörper-Aktivierung, Endlich der Beweis: Krafttraining tut gut – nicht nur Ihrem Rücken

speziellem Muskeltraining und einem Entspannungs- und Wahrnehmungs training. Wie das, fragen sich jetzt sicherlich viele Sportlehrer und Trainer in den Clubs, die seit Mitte der 80er Jahre immer wie der hören oder lernen mussten (zum Beispiel in den zahllosen Rückenschul kursen div. Fachverbände, auf Kon gressen und in Fortbildungsseminaren), dass die ureigenen Trainingsmethoden in den Fitnessclubs (Muskelaufbau training, engl. Bodybuilding) absolut ungeeignet, ja gesundheitsgefährdend für Menschen mit Rückenbeschwerden, also jeden 2. unserer Wohlstands-Bür ger, seien. Viele von Ihnen werden sich sicherlich erinnern, wie sich damals die neue Lehre der Rückenschulen ausgewirkt hat: Das Krafttraining in den Clubs wurde, medizinisch-wissenschaftlich abgeseg net, als präventiv wirksame Methode zur Muskelkräftigung und -stabilisierung regelrecht verteufelt, den Fitnesstrainern damit die fachliche Kompetenz abge sprochen und allen „Rücken-Kunden“ vom Muskeltraining in Fitnessclubs abgeraten. Die Trainingsübungen wur den fortan in „richtige“ und „falsche“ Bewegungen klassifiziert – die klas sischen Kräftigungsübungen gehörten zumeist zur zweiten Kategorie, sogar in Branchenausbildungen waren viele, bis her als sehr wirksam bekannte Übungen als „don´ts“ auf der Verbotsliste. Die Bilanz: Rund 8 Millionen Men schen wurden seitdem in Rückenschulen behandelt – gebracht hat es oft wenig. Ganz im Gegenteil sogar: Die Probleme wurden häufig schlimmer. Das belegt auch die Studie einer EU-Kommission, die ausser den Rückenschulen auch pas sive Therapien, wie „rückengerechte“ Büromöbel, Massagen, Einlagen etc. als „wenig effektiv“ einstuft. Wenn zudem unsere Ministerin die direkten und indirekten Krankheitsko sten allein für Patienten mit Rückenpro blemen mit rund 25 Mrd. Euro beziffern muss, so fragt man sich, warum hier die bekannte Mundartregel „Krafttraining

tut gut – Millionen von Fitnessclub Kunden können nicht irren“ so wenig Gehör gefunden hat. Kommen nun alle Rückenkunden in Ihren Fitnessclub? Wenn auch diese Studie eine eindeu tige Bestätigung all der Fitness-Trai ner ist, die die ganzen Jahre von ihren Methoden überzeugt waren und auch Kunden mit Rückenproblemen durch spezifische Trainings-Konzepte nach haltig helfen konnten, so unsicher ist, ob es den Clubs gelingt, zumindest einen Teil dieser Rücken-Kunden zukünf tig in ihrer Anlage betreuen zu dürfen, denn „die alte Rückenschule ist tot – es lebe die Neue Rückenschule“. Getreu dieser ebenfalls sehr alten Redensart wurde nahezu zeitgleich mit der Veröf fentlichung der überraschenden Ergeb nisse der Studie mit der sog. „Neuen Rückenschule“ ein Nachfolgekonzept vorgestellt. Dieses wurde vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sport hochschule Köln unter der Federfüh rung von Prof. Froböse entwickelt und soll nun die ebenfalls vor rund 20 Jahren von ihm initiierte „Klassische Rücken schule“, die nun als klassischer Irrtum bezeichnet wurde, ablösen. Die bereits beendete Pilotstudie, durch geführt und wissenschaftlich überprüft in ausgewählten „gesundheitsorien tierten Fitnessclubs“, brachte hervorra gende Ergebnisse und somit den Beweis für die Tauglichkeit qualifizierter Fit nessstudios auch für Kundengruppen mit gesundheitlichen Problemen und deutlichen Leistungseinschränkungen. Aber: Allein die Tatsache, dass bereits ein fertiges Aus- und Weiterbildungs- Curriculum für zukünftige Kurs- und Trainingsleiter der „Neuen Rücken schule“ im Ministerium für Gesundheit vorliegt, überreicht von der neu gegrün deten „Konföderation der deutschen Rückenschulen“ (KddR), bereitet mir schon jetzt Bauchschmerzen: Hier wer den wohl alte rissige Seile (-schaften) zu einem neuen Rückenschul-Netzwerk neu verknotet, in dem nur sehr wenige Fitnessclubs sich wieder finden werden. 

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