FITNESS TRIBUNE Nr. 104 - 2006

Physio News

Physiologisches Muskelkraft-Gleichgewicht (gemessen bei 80% der Max. kraft)

Gelenk

Extensoren

Flexoren

Abduktoren Adduktoren Aussenrotatoren Innenrotatoren

Schulter

20

100

40-60

100

100

50

Für die Gelenkstabilität und das opti male Roll/Gleit- Verhalten im Schul tergelenk sollten die Abduktoren ca. 40- 60% der Adduktoren-Kraft aufwei sen. Würden z.B. die Abduktoren im Schultergelenk um ein vielfaches stärker ausgeprägt sein als die Adduktoren, so würde die Spannung des M. deltoideus so stark sein, dass bei jeder Abdukti onsbewegung der Caput humerii zu stark an das Acromin gepresst würde. Dadurch bliebe das translatorische Gleiten aus und die Bursa subdeltoidea bekäme einen Kompressionsdruck. Die oben genannten Angaben sollte man bei der Trainingsplanung berücksichtigen, besonders bei Kunden mit Schulterbe schwerden. In grösseren Sportrehabili tations-Einrichtungen stehen für solche Tests teuere isokinetische Geräte. Man könnte aber auch im Fitnessstudio mit ganz einfachen Mitteln (z.B. Hanteln oder konventionellen Kraftmaschinen mit Wiederholungsmaxima-Test) solche Tests durchführen. Bei genauerem Hinsehen kann man auch erkennen, ob der Trainierende eine gestörte Arthrokinematik aufweist, z.B. wenn ein Sportler beim Seitheben mit der Kurzhantel eine Ausweichbewegung im Sinne der WS- Seitneigung und Schulterelevation macht. Dies würde auf eine Störung in der Gelenkmecha nik deuten, welche am besten manual therapeutisch behoben werden kann. Hier muss man klar den Trainierenden an einen Arzt und einen Physiothera peuten weiterleiten. Kontraindizierte Übungen bei einer Schleimbeutelent zündung sind alle Übungen, die eine abduktorische Komponente haben, z.B. Seitheben, Benchpress usw. Problema tisch ist auch das Lat- Ziehen, weil hier durch die Depression der Scapula die Bursa auf Stress kommen könnte. Engpass- Syndrom Das Engpass-Syndrom ist ein Syno nym für Schmerzen in der Schulter, die durch Komprimierung myogener bzw. tendogener Strukturen verursacht wird. Meist ist die Sehne des. M. supraspina tus betroffen. Die Sehne des M. supra spinatus entspringt von der Fossa supra spinata scapulae und der Fascia supra spinata und muss auf ihrem Weg zum Ansatz am Tuberculum majus einen engen Raum passieren (Fornix humeri). In diesem Raum kommt es zu Engpäs sen. Da der M. supraspinatus nachweis

lich eine schlechte Trophik besitzt, ist dieser viel anfälliger für Verletzungen. Durch Verletzung kommt es im Früh- Stadium zu Entzündungsreaktion, die Struktur schwellt an und das Engpass Syndrom entsteht. Im späteren Stadium kommt es zu Kalkeinlagerungen, die wiederum auch ein Engpass-Syndrom hervorrufen können. Andere Strukturen wie M. infraspinatus, M. teres minor, aber auch M. supscapularis können betroffen sein. Wie ich schon erwähnt habe, sollte der Trainer in der Lage sein das Problem zu inventarisieren. Weitere Abklärung soll natürlich Arzt-Sache sein. Es gibt ein Schema nach dem eine Untersuchung im Schultergelenk ablaufen soll. Dies geschieht durch Ana mnese, Inspektion, Palpation und die Basisfunktionsuntersuchung. Für den Trainer ist es aber nicht von Bedeutung zu wissen, welche Struktur innerhalb des „schmerzhaften Bogens“ betroffen ist. Vielmehr ist es wichtig, überhaupt in der Lage zu sein, das Problem zu erken nen um den Kunden danach an Fach kräfte weiterzuleiten. Painful Arc (Schmerzhafter Bogen) Hier handelt es sich um Schmerzen bei einer bestimmten Bewegungsausfüh rung. Der Painful Arc-Test stellt einen der einfachsten und wichtigsten Tests beim Vorliegen der Schulterproblema tiken da (könnte auch problemlos ein Fitnesstrainer durchführen und inter pretieren). Man unterscheidet zwischen subacromialen Painful Arc und acromi oclavicularen Painful Arc. Subacromialer Painful Arc Ist bei der aktiven Abduktion-Elevation der Bewegungssektor zwischen ca. 60- 120 ° schmerzhaft (Anfang und Ende der Bewegung jedoch nicht), so sind Bild 1 – Labrum glenoidale Kommentar • Besteht aus straffem Bindegewebe • Cranial strahlt die Sehne des

dafür sehr wahrscheinlich pathologische Prozesse im subacromialen Raum ver antwortlich (Abb. 1). Acromioclavicularer Painful Arc Treten die Schmerzen in den letzten 50° auf, so handelt es sich häufig um einen acromioclavicularen Painful Arc. Dieser wird durch eine Störung im acromiocla viculan Gelenk hervorgerufen (Abb. 2). Trainingspraxis In meiner Trainertätigkeit betreue ich meist Kunden, die wegen Störungen am Bewegungsapparat vom Arzt empfohlen werden. So ist es von krucialer Bedeu tung, dass der Trainer mit den Ärzten und Therapeuten kommuniziert und sich abspricht. Grundsätzlich gilt die Regel, dass Kunden mit akuten Beschwerden zum Arzt geschickt werden sollen. Ein akut aufgetretenes Problem können und dürfen wir mit dem Training nämlich nicht bekämpfen. Ein Beispiel dazu: Ein Kunde hat Schmerzen in der Schulter und möchte vom Trainer einen Trainingsplan für die Schulter erstellt bekommen. In diesem Fall soll sich der Trainer das Schulter gelenk anschauen und unter Umständen ein paar Tests durchführen. Hiermit gibt er dem Kunden das Gefühl, betreut zu sein, sollte ihn aber unbedingt zum Arzt schicken. Es wäre grob fahrlässig hier mit verschiedenen Übungen zu experimentieren. Erst wenn der Kunde ärztlich und physiotherapeutisch wieder hergestellt worden ist, sollte man einen Trainingsplan erstellen. Erst kürzlich wurde ein Kunde, wel cher vor ein paar Monaten eine Knie TEP Operation hatte, für ein spezielles Knietraining an mich weiter geleitet. In einem solchen Fall gehe ich grundsätz

Caput longum m. bicipitis brachii in die Gelenklippe ein • Caudal mit der sehne des Caput longum m. tricipitis brachii verbunden

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