StarkVital Nr 37

Gesund heit

Empörung über Kosten des Gesundheitswesens. Die Ohnmacht jener, die etwas verändern wollen

«Das Parlament verhindert wirksame Sparmassnahmen»

Raffaele De Rosa, Direktor des Departements für Gesund heit und Soziales des Kantons Tessin, am Mikrofon von RSI:

Die Gesundheitskosten steigen auch 2024 weiter an. Im Inter view mit dem Blick beschwerte sich Santésuisse-Direktorin Ver ena Nold, seit Jahren klage die Politik, dass sich eine normale Familie die Prämien nicht mehr leisten könne. Gleichzeitig ver hindere das Parlament seit Jah ren wirksame Sparmassnahmen. «Der heutige Arzttarif lässt viel zu viel Spielraum Ende April befürworteten 71 Prozent der Schweizer:innen eine Einheitskasse für die Grundversicherung– aller dings nicht um jeden Preis. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von Comparis. Befürwortet wird eine Einheitskasse, aber nur, wenn die monatlichen Prämien mindestens 40 Franken sinken wür den– also um gut zehn Prozent. «Fünf Prozent der Prä mien sind Verwaltungskosten der Krankenkassen. Selbst wenn die Einheitskasse gratis arbeitete würde, würde das Zehn-Prozent-Ziel bei weitem nicht erreicht», warnt Com paris-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly, «wenn wir so weitermachen, werden die Kosten weiter steigen» . Eine echte Kostenstabilisierung sei nur durch Verzicht zu erreichen. «Etwa indem Stimmbürger:innen nicht für jedes ineffiziente oder qualitativ schlechte Spital, das zu wenig Patient:innen behandelt, einen Millionenkredit oder ein Eigenkapitalzuschuss gewähren.» Anmerkung der Redaktion : Schneuwly meint, dass man nur mit VERZICHT im Gesundheitswesen Geld sparen kann. In diesem Punkt hat er Recht. Wenn wir einen korrekten Lebensstil- Ernährung, Bewegung, mentales Training- annehmen würden, gäbe es keine Notwendigkeit für viele medikamentöse Therapien, Arztbesuche und Spital-OPs. Anatomie im alten Rom für zu hohe Abrechnungen.» Die grosse Mehrheit will eine Einheitskasse

«Wir haben mit drei kantonalen Initiativen versucht, der Bun desbehörde verständlich zu machen, warum die Kantone mehr Transparenz brauchen, warum den Kantonen mehr Macht verliehen werden muss, damit sie das Ausgabenwachs tum besser steuern und kontrol

lieren können, warum es auch notwendig ist, die Reser ven der Krankenversicherer zu nutzen, um die starken Prämien-Erhöhungen zu stoppen. Leider hat sich die Bundesversammlung immer gegen wichtige Reformen gewehrt, und die Kreuzvetos der verschiedenen Lobbys haben die Verabschiedung dieser Reformen verhindert, die grundlegend und notwendig sind, um ein System radikal zu korrigieren, das nicht mehr funktioniert, immer untragbarer wird und zudem auf Mechanismen beruht, die PERVERS sind, weil das KVG (Bundesgesetz über die Kranken versicherung) das Volumenwachstum der Leis tungen nicht eindämmen kann, was das System zum Explodieren bringt.» Kosten der Psychotherapien

Vor knapp zwei Jahren wurde der Zugang zu Psychotherapien verein facht. Was das gebracht hat, ist

unklar. Ausser bei den Kosten. Die sind massiv gestie gen. Seit dem Juli 2022 werden Psychotherapien durch die Grundversicherung bezahlt. Nun können sie direkt mit den Krankenkassen abrechnen, wenn ein Arzt die Therapie angeordnet hat. Laut Zahlen des Krankenkas senverbands Santésuisse haben in den vergangenen 16 Monaten 6000 neue Psycholog:innen ihre Arbeit aufge nommen. Es gibt heute mehr Psychiaterinnen und Psy chotherapeuten (9600), die in einer Praxis tätig sind als Haus- und Kinderärzte (9000). 1’077’010 Franken

Das verborgene Innere des menschlichen Kör pers und dessen vielfäl tigen Funktionsweisen haben die Menschen schon immer fasziniert. Im Altertum waren die Körper von Toten in verschiede

verdienten die beiden höchstbezahl ten Chefärzte des Kantons Bern im Schnitt. Das zeigt die Kaderlohn Statistik der Berner Listenspitäler für das Jahr 2022.

nen Kulturen jedoch Tabu, die meist aus religiösen Grün den eine Untersuchung und Dokumentation verhinderten. Die Anatomen ( anatemno : schneiden, sezieren) führten in der römischen Antike ihre Studien nicht an menschlichen Körpern durch, sondern an denen von Tieren, insbesondere von Affen und Schweinen. Damals glaubte man, dass diese Säugetiere Organe hätten, die denen des Menschen sehr ähnlich wären.

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STARKVITAL 60+ Nr. 37

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