StarkVital Nr 37

Gesell schaft

Das künftige Verschwinden einiger Städte in Japan Eine demografische Warnung für Europa?

Prof. Tomoya Mori

In seinem Beitrag erklärt Mori, dass auf der Grundlage eines Szenarios mit mittlerer Fruchtbarkeit, Städte mit mindestens 100'000 Einwohner:innen von 83 (im Jahr 2020) auf 49 (2120) und solche mit mindestens 500'000 Einwohner:innen von 21 (2020) auf 11 (2120) sinken wer den. Ungefähr die Hälfte der Einwohner:innen wäre damit verloren. Beim pessimistischen Szenario mit niedriger Fertilität wären es 42 Städte bzw. sechs. «Wenn der Bevölkerungsschwund erst einmal einsetzt, wird es schnell gehen.» Lange Rede kurzer Sinn: Die Hälfte der japanischen Städte könnte in diesem Jahrhundert vom Aussterben bedroht sein.

Das wohl dringendste Problem Japans, einer Inselnation mit derzeit 124 Millionen Einwohner:innen, ist die rasch ergrauende und schrumpfende Bevölkerung, von denen 29,1 Prozent 65 Jahre oder älter sind. Diese Entwicklung scheint von den politischen Entscheidungsträgern des Landes und der breiten Öffentlichkeit unterschätzt zu werden, zumindest die Geschwindigkeit, mit der es sich vollzieht. Die Anzeichen von Entvölkerung, die aktuell am deutlichsten auf dem Lande zu beobachten sind, werden sich allmählich auch in den städtischen Zentren bemerk bar machen. Zukunftsprognosen In einem Artikel in der Japan Times von Ende Mai 2024, nimmt Tomoya Mori (56), Professor am Institut für Wirt schaftsforschung der Universität Kyoto, Stellung zu sei ner Studie über den demografischen Rückgang in sei nem Land in der Hoffnung, dass dadurch ein breiteres Bewusstsein geschaffen wird. Während ein Gremium aus Wissenschaftlern und Wirt schaftsführern vorschlägt, dass Japan bis zum Jahr 2100 eine stabile Bevölkerungszahl von 80 Millionen anstreben sollte, um das Wirtschaftswachstum auf rechtzuerhalten, wird eben geschätzt, dass die Bevöl kerung bis 2070 tatsächlich um 30 Prozent zurückgehen wird. Zu diesem Zeitpunkt wird wahrscheinlich die Zahl der Menschen im Alter von 65 Jahren und darüber ins gesamt 40 Prozent ausmachen. Drei verschiedene Szenarien Zum Thema Demografie hat kürzlich auch das Natio nale Institut für Bevölkerung und Sozialversicherungs forschung drei verschiedene Szenarien für die Zukunft in hundert Jahren, im 2120, entwickelt. Die pessimisti schere Prognose sagt eine Bevölkerung von nur 36 Mil lionen voraus, die günstigste liegt bei 71 Millionen, die mittlere bei 50 Millionen. Alle Voraussagen liegen unter die 80 Millionen, die die Wirtschaft anstrebt. Beunruhigender ist die Tatsache, dass Mori die schlech teste Schätzung als die realistischste hält, denn die gegenwärtig chronisch niedrige Geburtenrate und das Fehlen einschneidenden Initiativen zur Umkehrung dieses Trends lassen das Schlimmste befürchten, wenn man bedenkt, dass die derzeitige Infrastruktur des Landes auf einer Bevölkerung von etwa 130 Millionen Menschen basiert. Tatsächlich betrifft dieser Abwärtstrend objektiv viele Industrieländer, in ähnlicher Weise auch Europa, wenn sich der Trend nicht umkehrt, wobei diese Entwicklung in den asiatischen Ländern, in denen die Einwanderung nicht wesentlich zum Bevölkerungswachstum beiträgt, besonders ausgeprägt ist.

Es ist auch zu bedenken, dass 80 Prozent der japani schen Gesamtbevölkerung in Städten, definiert als Grossstadtgebiete, leben. Die graue Zukunft Allerdings trotz der Bemühungen des Staates um eine Erhöhung der Geburtenrate, ist die Zahl der Neuge borenen 2023 das achte Jahr in Folge um 5,1 Prozent gesunken, während die Zahl der Sterbefälle wieder einen Rekordwert erreichte, praktisch doppelt so hoch wie die Zahl der Neugeborenen, so die vorläufigen Daten der Regierung. Mori, selbst dreifacher Familienvater, meint, der Staat sollte eine Politik fördern, die darauf abzielt, Kinder zu unterstützen, damit ihre Erziehung erschwing licher wird. Da der Bevölkerungsrückgang jedoch voraussichtlich noch mindestens mehrere Jahrzehnte anhalten wird, wird das Renten- und Gesundheitssystem auf eine harte Probe gestellt. Das Japan der Zukunft könnte weniger Mittel zur Verfügung haben, um ältere Menschen und Familien zu unterstützen.

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