StarkVital Nr. 32

Der Garten der Gifte Die subtile Faszination der Gefahr Würden Sie sich trauen, hineinzugehen?

Diese Pflanzen können töten Eine Kombination aus dunklen, mit Efeu bewachsenen Tun neln und flammenförmigen Beeten schafft einen lehrreichen Garten, in dem die gefährlichsten Pflanzen in riesigen Käfi gen gehalten werden. Man kann in die Geschichte der Gifte eintauchen, während die Führer die Besucher an einige der bekanntesten Giftfälle der Welt erinnern. Beim Besuch kann man ausserdem erfahren, wie man in der Wildnis überleben kann, indem man lernt, was man NICHT pflücken darf! Dieses Wissen ist allerdings den modernen Stadtbewohnern zwangsläufig abhanden gekommen. Zu den von Pflanzengiften allgemein verursachten Sym ptomen gehören: Brennen im Mund, Bauchschmerzen, Übelkeit, Krämpfe, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Zittern, Schwindel, Halluzinationen, Benommenheit, Koma, unregelmässiger Herzschlag, Nieren- und Leberfunktions störungen, Atemversagen, Lähmungen, Herzstillstand. Der Schierling ist als die Pflanze bekannt, die in Athen bei Hinrichtungen im 5. und 4. Jahrhundert v.Chr. verwendet und mit der Sokrates vergiftet wurde. Er trank das aus der Pflanze zubereitete Gift, das das zentrale Nervensystem angreift. Zuerst werden Krämpfe ausgelöst, dann Atembe schwerden und Lähmungen, die zum Tod führen. Grosse Aufmerksamkeit und gute Kenntnisse verdienen auch Kräuter oder Wildpflanzen, die man bei einem Ausflug in die Berge oder auf Talwegen sammelt: Man muss sie zu erkennen wissen, um lebensbedrohliche Vergiftungen zu vermeiden.

Ein Komplex von Gartenanlagen bei Alnwick Castle im Nord westen Englands beherbergt den kleinen, aber tödlichen 2005 eröffneten Giftgarten, der ausschliesslich mit rund 100 giftigen, berauschenden und narkotisierenden Pflanzen gefüllt ist, wie die Brechnuss (Strychninbaum), den Wunder baum (Rizinus), die Tollkirsche, den Goldregen, den Eisenhut (früher Wolfswurz), den Schlafmohn und viele andere. Darum sind die Grenzen des Giftgartens hinter schwarzen Eisento ren verborgen mit der Warnung These Plants Can Kill, die nur im Rahmen von Führungen geöffnet werden. Auf den ersten Blick wirkt der Poison Garden wie ein nor maler Kräutergarten. Doch der Eindruck täuscht: Den Besu chern ist es strengstens untersagt, an den Pflanzen zu rie chen, sie zu berühren oder zu schmecken. Dennoch kommt es immer noch gelegentlich vor, dass Menschen ohnmächtig werden, weil sie beim Spaziergang durch den Garten giftige Dämpfe eingeatmet haben. Für den Fall der Fälle sind im Garten Ruhebänke verteilt und qualifizierte Ersthelfer ste hen zur Sicherheit bereit, um mögliche Komplikationen bei Unfällen zu vermeiden. Die gefährlichsten Pflanzen der Welt können aufgrund der von ihnen freigesetzten oder durch den Kontakt mit der Luft umgewandelten Giftstoffe allein durch Berührung, Einatmen oder auch durch Verschlucken im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Achtung: Giftige Pflanzen sollten immer mit Schutzhandschuhen und

Schutzbrille behandelt werden. Im Falle einer Vergiftung sofort ein Spital aufsuchen .

STARKVITAL 60+ Nr. 32

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