StarkVital Nr. 31

Gesundheits wesen

Gesundheitskosten 2023 Die Gesundheitskosten sind laut Santésuisse in den ersten zwei Monaten des Jahres bereits um 7,5 Prozent pro Kopf gewachsen. Die Prämien könnten deshalb nächstes Jahr überproportional ansteigen. Die Krankenkassenprämien hatten sich von 2022 auf 2023 schlagartig um durchschnitt lich 6,6 Prozent erhöht. Schuld waren die Covid-19-Pande mie und die aus ihr resultierenden Nachholeffekte.

Herz-Operationen Zusatzversicherte tendenziell öfter behandelt

An Patient:innen mit einer privaten Zusatzversicherung wird in der Schweiz mit höherer Wahrscheinlichkeit ein kardiologischer Eingriff vorgenommen als an Perso nen, die nur grundversichert sind. Das zeigt eine Studie von Forschenden der Universität Basel und des Kan tonsspitals Aarau. Die Forschenden analysierten den umfangreichen Datensatz mittels statistischer Verfahren auf Unterschiede, die mutmasslich mit dem Versiche rungsstatus der Patient:innen zusammenhängen und sich nicht durch Merkmale wie das Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen oder die Grösse und Art des Kran kenhauses erklären lassen. Die Schweiz leistet sich eines der teuersten Gesundheitswesen der Welt Während die Krankenkassen die Behandlung der Grund versicherten mit einer Fallpauschale abgelten, können die Spitäler bei zusatzversicherten Personen weitere Honorare abrechnen, die teilweise der Ärzteschaft zugutekommen. Seit Längerem wird vermutet, dass dadurch erhöhte finan zielle Anreize bestehen, die zu unnötigen Behandlungen bei den Zusatzversicherten führen können. Generell zeigte sich sowohl bei den Grundversicherten als auch bei Personen mit einer privaten Zusatzversiche rung über die Studienjahre eine Zunahme der Eingriffe am Herzen (Ausnahme: Covid-19-Wellen im 2020). Bei den Zusatzversicherten war jedoch die Wahrscheinlichkeit, einen kardiovaskulären Eingriff zu erhalten, um elf Prozent höher als bei grundversicherten Personen. Das entspricht schweizweit 895 zusätzlichen Eingriffen pro Jahr. «Unsere Daten weisen darauf hin, dass Personen mit Zusatzversi cherungen Behandlungen erhalten, die sich medizinisch nur schwer rechtfertigen lassen und daher möglicherweise unnötig sind,» hält Studienautor Dr. Tristan Struja fest. «Wir nehmen an, dass Personen mit einer privaten Zusatz versicherung die medizinische Versorgung stärker in Anspruch nehmen, unter anderem weil sie mehr Geld für ihre Krankenversicherung ausgeben» , so Prof. Dr. Philipp Schütz, Forschungsgruppenleiter am Departement Klini sche Forschung der Universität Basel. «Gleichzeitig beste hen für die Spitäler klare ökonomische Anreize, an dieser lukrativen Patientenklasse Eingriffe im stationären Rahmen vorzunehmen, anstatt darauf zu verzichten oder sie zumin dest ambulant durchzuführen.» Die Studienautoren empfehlen, die Pauschalen für Privatpatient:innen zu überdenken.

Normalverdienende könnten sich die Gesundheitskosten bald nicht mehr leisten. «Wenn wir nichts unternehmen, fahren wir unser Gesundheitswesen an die Wand», warnte Santésuisse Präsidentin Verena Nold im Interview mit Sonntagsblick. 2022 In der obligatorischen Krankenpflegeversicherung lagen die Kosten im Jahr 2022 deutlich über den Prämienein nahmen. Insgesamt sanken die Prämien um 0,2 Prozent, während die Kosten pro Kopf um 2,6 Prozent gestiegen sind. Daraus resultierte im Versicherungsgeschäft ein Defi zit von rund 1,5 Milliarden Franken. In Verbindung mit der schwierigen Börsensituation drückt dieses Ergebnis auf die Reservehöhe der Krankenversicherer. Die Reserven dürften damit im Jahr 2022 auf weit unter zehn Milliarden Franken gesunken sein, so Santésuisse. eHealth

Unter dem Begriff «eHealth» werden alle Gesundheits dienste verstanden, die elektronische Mittel nutzen, um die Abläufe und den Informationsfluss zu

optimieren und so alle Beteiligten besser zu vernetzen. Dazu gehören Patient:innen, Ärzt:innen, Therapierende, Versicherte und Versicherungen, Labors, Apotheken, Spi täler und Pflegende. Ziel ist, Sicherheit, Qualität und Effizi enz im Gesundheitswesen zu verbessern und langfristig so auch zur Stabilisierung der Kosten beizutragen. Das SWISS eHEALTH FORUM vom 29./30. Juni 2023 in Bern blickte auf die konkreten Projekte in diesem Spannungsfeld – rechtlich, organisatorisch, technisch, wissenschaftlich, funk tional. Politische Vorstösse, organisatorische Massnahmen vom Bund, das neue Datenschutzgesetz sowie Patientensi cherheit aus der Perspektive Wissenschaft und Praxis.

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