StarkVital No 40

Gesell schaft Repor tage Gesellschaft

Gewalt in Spitäler Ein wachsendes Phänomen Einen Arbeitstag in der Woche streichen? Ein Pilotprogramm mit vielversprechenden Ergebnissen Betrug an älteren Menschen Finanzmissbrauch 55+: Schadenssumme hat massiv zugenommen Welche Faktoren stärken unsere Gesundheit? Welche Bedeutung hat die wirtschaftliche Sicherheit für die Gesundheit im Alter?

Beleidigungen und körperliche Gewalt von Patient:innen und Angehörigen gegen über Ärzten und Pfleger:innenn nehmen zu und die Grenzen des Erträglichen wer den oft überschritten. Gewalttaten können verschiedene Formen annehmen, verbale oder körperliche Gewalt, oder eine Kom bination davon. Es ist schon vorgekom men, dass ein Arzt den Familienangehö rigen mitteilen musste, dass der Patient trotz aller Bemühungen, ihn am Leben zu erhalten, gestorben sei. Als Reaktion dar auf kam es zu Beleidigungen, Schlägen und Stuhlwürfen. Ein Grund für die häufige Die Vier-Tage-Woche wird seit einigen Jahren weltweit disku tiert. Die Arbeitszeitverkürzung wird seit langem als Reform mit Mehrfachdividende propagiert, die soziale, wirtschaft liche und klimatische Vorteile bringen kann. In Japan wird sogar davon ausgegangen, dass ein zusätzlicher freier Tag sich positiv auf den demografischen Winter auswirken, also die Geburtenrate fördern könnte. In diesem Sinne zeigt ein Pilotprogramm in Grossbritannien, dass die Vier-Tage-Woche tatsächlich viele Vorteile hat. Eine Win-Win-Situation sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. An der Studie, die von Juni bis Dezember 2022 lief, nah men rund 2'900 Beschäftigte in 61 Unternehmen teil - von gemeinnützigen Organisationen über Hersteller und Finanz unternehmen bis hin zu einem Fish&Chips-Laden. Die Arbeitnehmer konnten auch die Option Fünf-Tage-Woche mit verkürzter Arbeitszeit wählen. Die Ergebnisse bestäti gen, dass es möglich ist, die Wochenarbeitszeit ohne Lohn einbussen auf 32 Stunden zu verkürzen und gleichzeitig das vorherige Niveau der Arbeitsleistung beizubehalten. Verkürzte Arbeitszeit: Vorteile für Gesundheit und Produktivität Die Mitarbeiter berichteten über weniger arbeitsbedingten Stress, geringere Burnout-Raten und eine höhere Arbeitszu friedenheit. Die Mehrheit der Beschäftigten gab an, schneller zu arbeiten. Was die Gesundheit anbelangt, so gab fast die Hälfte der Befragten an, weniger müde zu sein und dass sie besser schliefen, während drei von fünf meinten, es sei einfacher, die Arbeit mit den häuslichen Pflichten zu vereinbaren. Die Mitarbeiter nutzten ihre Freizeit je nach Art ihrer Tätigkeit unterschiedlich. Die Beschäftigten im Tertiärsektor verbrach ten mehr Zeit mit Sport, während diejenigen, die im Bauge werbe und in der verarbeitenden Industrie tätig waren, die extra-Zeit nutzten, um sich auszuruhen und verzeichneten die grössten Rückgänge bei Burnout und Schlafproblemen. Aus Sicht der Unternehmen waren die Ergebnisse ebenfalls positiv: Die Fehlzeiten gingen zurück und die Kündigungs wahrscheinlichkeit war geringer, so die Autoren. Von den 61 Unternehmen, die an der Studie teilnahmen, erklärten 56, dass sie die viertägige Arbeitswoche vorerst beibehalten würden. Achtzehn planten, die Arbeitswoche dauerhaft zu verkürzen. F I T N E S S Gefälschte Online-Anzeigen oder der Missbrauch von Bankvollmachten: Die Welt der Betrügereien gegen ältere Menschen (nicht nur) kommt immer wieder auf neue Ideen. Pro Senectute schlägt Alarm: Die jüngste Studie der Orga nisation weist auf beunruhigende Trends im Bereich des finanziellen Missbrauchs bei Personen ab 55 Jahren hin. Die Tricks sind ausgefeilter und effektiver geworden. In der aktuellen Studie wird deutlich, dass es heute zwar insgesamt numerisch etwas weniger Opfer von finanziellem Missbrauch gibt als zum Zeitpunkt der ersten Studie 2018. Die Schadenssumme ist jedoch massiv angestiegen, und zwar von 400 Millionen auf rund 675 Millionen Franken pro Jahr. Auffallend ist auch die Häufigkeit, mit der ältere Menschen mit kriminellen Machenschaften in Kontakt kommen: So wurden fast vier von fünf Personen (78.2 Prozent) in den vergangenen fünf Jahren mit einem Betrugsversuch kon frontiert. Während die meisten Betroffenen die Betrugsver suche als solche erkannten, so fielen doch knapp 20 Prozent der Befragten einem Betrug zum Opfer. Digitalisierung als Treiber Bei der Analyse der Daten zeigt sich, dass die Pandemie die Digitalisierung förderte, die neue Gelegenheiten für kri minelle Machenschaften schuf. So sind die Versuche, sich durch Internetkriminalität zu bereichern, in den letzten fünf Jahren auf fast das Doppelte gestiegen. Den bekannten Spruch: „Lieber reich und gesund als arm und krank“ belegt Dr. Winizki mit Zah len und Fakten. Vor allem ruft er uns auf, uns zu engagieren und politische Vorlagen, die die Armut verstärken, zu bekämpfen! Einleitung Unter Salutogenese versteht man die Entstehung, respektive Verbes serung der Gesundheit, quasi das Gegenteil von Pathogenese, welche die Entstehung von Krankheit beschreibt. Salutogenese ist ein Prozess, der wie folgt dargestellt werden kann: Der sozioökonomische Status beeinflusst die materiellen wie psychosozialen Faktoren - und diese interagieren untereinander. Diese beiden Faktoren wirken sich wiederum aufs Verhalten aus, welches die Gesund heit beeinflusst. Bevor ich konkret auf die Faktoren eingehe, welche unser Verhalten verändern und somit unsere Gesundheit verbessern sollen, beschreibe ich kurz die Ausgangslage. Diese ist nämlich nicht für alle Pensionierten gleich. Gesellschaftlich-finanzieller Zustand und Salutogenese Der gesellschaftliche Status einer Person wird meist anhand ihrer Ausbildung gemessen. Dabei wird zwischen: • obligatorische Schulausbildung ohne Berufsabschluss, • Berufsabschluss und • (Fach-)Hochschulausbildung unterschieden. Der ökonomische Zustand einer allein lebenden Person wird durch ihr Bruttoeinkommen bestimmt. Bei Haushal ten geht man vom Bruttoeinkommen all seiner Mitglieder aus. Da die Unkosten pro Person in Haushalten tiefer sind, berechnet man das Äquivalenzeinkommen: Die erste Person wird mit 1, alle weiteren Erwachsenen mit 0,5 und Kinder mit 0,3 gezählt. Bei einem Paar-Haushalt (Faktor 1,5) mit Fr. 4’500.- Einkommen beträgt somit das Äquivalenzeinkommen 4’500:1,5 = 3’000 Franken. Anwesenheit von Sicherheitskräfte, nicht nur in Notaufnah men, die für den Schutz der Ärzt:innen und Pfleger:innen sorgen. Wenn die Gewalt auf das Material abzielt, stellt sie eine Beeinträchtigung des Eigentums oder des ordnungs gemässen Funktionierens der Krankenhausdienste dar. Das Ausmass des Problems Am Universitätsspital Basel gibt es durchschnittlich zwei Übergriffe pro Tag, die sich in den letzten drei Jahren verdoppelt haben. In der Schweiz geben 90 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen an, im Laufe ihres Berufslebens psychische oder physische Gewalt erlebt zu haben. Ein Phänomen, das lange Zeit verschwiegen wurde, über das aber jetzt mehr und mehr öffentlich gesprochen wird, da es einfach nicht zur Normalität des Berufs gehört. In der Westschweiz ist die Situation ähnlich. Die Zahl der Gewalttaten gegen das Personal vom Universitätsspital Genf (HUG) steigt stetig an. Im Jahr 2023 wurden 1’000 physische und verbale Angriffe von Patient:innen doku mentiert, von denen 308 als schwerwiegend gegenüber dem Personal bewertet wurden. Letztere haben sich seit 2020 fast verdoppelt und ereignen sich überwiegend in der Psychiatrie (63 Prozent) sowie in der Notaufnahme (17 Prozent). «Gewalt darf nicht zu einem unvermeidlichen Risiko des Pflegeberufs werden.» Auch in deutschen Krankenhäusern ist die Zahl von Gewalt taten drastisch gestiegen. Es wird geschubst, beleidigt, angespuckt und in jeglicher Form bedroht. Es seien keine Einzelfälle und es handelt sich auch nicht um eine gefühlte Wahrnehmung, denn die Zahlen sprechen für sich. In Frankreich ist die Situation auch nicht gerade beruhi gend. 37 Prozent der Beschäftigten in Krankenhäusern

geben an, regelmässig körperlichen Angriffen ausgesetzt zu sein, und bei den Pflegehelfer:innen liegt diese Quote bei 84 Prozent. Das Thema ist nicht nur ein europäi sches. In den USA stellt die anhaltende und eskalierende Gewalt in und um Spitäler eine eindeutige und gegenwär tige Gefahr für das Personal und die Besucher:innen dar. In den letzten Jah ren waren die Medien voll von Berich ten über Überfälle, Messerstechereien und andere gewalttätige Vorfälle, ein schliesslich Massenerschiessungen in Auch in der Schweiz tut sich etwas. Als Pionier bietet das im IT-Bereich tätige Waadtländer Unternehmen Assymba seinen Angestellten seit eineinhalb Jahren die Vier-Tage-Woche an. Einen verlockenden Anreiz: einen zusätzli chen freien Tag in der Woche für das glei che Geld. Die selbe Leistung mit weniger Arbeitsstunden erbringen. Missbrauchtes Vertrauen Es besteht eine gewisse Diskrepanz zwischen der öffentli chen Wahrnehmung und den effektiv begangenen Strafta ten. Nicht nur der falsche Neffe oder die Schockanrufe mit vermeintlichen Familienangehörigen in Notsituationen: der grösste Schaden entsteht an anderer Stelle, nämlich dort, wo es um Vertrauensverhältnisse und grosse Geldsummen Als Ausgangswert zur Armutsbe stimmung nimmt man den Median lohn – 50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger – 2022 betrug dieser schweizweit 6’788 Franken pro Monat. Als Grenzwert für relative Armut oder Armutsgefährdung gilt 60 Prozent des Medianlohnes, 4‘073 Franken. Unter 50 Prozent des Medi anlohnes, 3’394 Franken gilt jemand als absolut arm. Betroffen von relati ver Armut ist ein Siebtel der Bevölke rung, die Hälfte von diesen in absoluter Armut. Gefährdet sind IV- und Sozialhilfebezügern insbesondere auch Pensi onierte wie auch Kinder, Frauen, Ausländer:innen, Alleiner ziehenden, Vielkinder-Haushalten. «Wenn du arm bist, wirst du öfters krank und musst früher sterben.» Dies gilt für ALLE Krankheiten (ausser den Chromosomen-vermittelten, wie der Trisomie 21), also für Herz-/Kreislauf-, Verdauungs-, Krebs-, Rheuma-, psychische Erkrankungen, Sucht, Unfall, einfach alle! Bei den Pensionierten bezeichnen 61 Prozent der Unausge bildeten, aber 82 Prozent der Studierten ihren Gesund heitszustand als gut, oder 68 Prozent mit einem Äqui valenzeinkommen von weniger als 3‘000 gegenüber 80 Prozent jener mit mehr als 7’000 Franken pro Monat. Etwas konkreter: Übergewicht kommt bei den ärmsten Pensionierten mit 61 Prozent bei Männern und 50 Pro zent bei Frauen vor, bei den Reichsten mit 50 Prozent beziehungsweise 36 Prozent. Körperlich inaktiv sind bei den Pensionierten ohne Berufsbildung 38 Pro zent der Männer und 42 Prozent der Frauen, bei den Pensionierten mit Hochschulabschluss sind das nur 12, beziehungsweise 24 Prozent. Pensionierte beginnen die Salutogenese also nicht vom glei chen sozioökonomischen Zustand aus und können diesen altersbedingt noch schlechter verändern als die Jungen. Einzig politisch können wir Einfluss nehmen, indem wir unsoziale Vorlagen der Bürgerlichen bekämpfen, welche die sozioökonomischen Ungerechtigkeiten - die Armut - vergrössern. Umverteilung tut not! David Winizki Hausarzt, VASOS Mitglied Spitäler, Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen. Die American Hospital Association (AHA) berichtet, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen mehr Gewalt und Ver letzungen am Arbeitsplatz erleiden als in jedem anderen Bereich und stellt ausserdem fest, dass 44 Prozent der Krankenpfleger:innen seit der Pandemie über eine Zunahme der körperlichen Gewalt und die Mehrheit (68 Prozent) über eine Zunahme der verbalen Gewalt berichten. Man glaubte irrtümlicherweise, Gesundheitseinrich tungen seien Oasen des Friedens und der Fürsorge. Die unzumutbare Gewalt hat ein weiteres Problem zur Folge: Wenn das Gesundheitspersonal nicht nur mit Arbeitsstress und unregelmässigen Arbeitszeiten konfron tiert ist, sondern auch psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt wird, dann werden Mitarbeiter:innen eine andere weniger problematische Beschäftigung suchen, was den mittlerweile chronischen Mangel an qualifiziertem Personal weiter verschärft. Wie lassen sich Pflegekräfte und Ärzte schützen? Die Notfallstationen der Unispitäler Bern, Basel, Zürich und des Kantonsspitals Sankt Gallen haben private Sicher heitsfirmen beauftragt und die Zusammenarbeit mit der Polizei verstärkt. In italienischen Spitälern zum Beispiel ist die Situation so besorgniserregend, dass Selbstverteidigungskurse für das Personal eingeführt werden. Langfristig sollten nach Ansicht von Experten den Mitarbeiter:innen Präventions- und Interventionspro gramme angeboten werden. Internationale Forschungen haben gezeigt, dass solche Programme zur Sensibilisie rung, Prävention und Situationsbewältigung wirksam sind. Die meisten Unternehmen, die offiziell die Vier Tage-Woche eingeführt haben, sind im Dienstleis t ungssektor tätig, z. B. in der Technologie-, Veranstal tungs- oder Marketingbranche. Bereits ähnliche Versuche wurden in anderen europäi schen Ländern durchgeführt wie auch anderswo in der Welt. Befürworter dieser neuen Arbeitsformel sagen, dass die Fünf-Tage-Woche ein Überbleibsel aus einem früheren Wirtschaftszeitalter sei. Die Debatte hätte viele Ähnlich keiten mit der Kampagne für ein zweitägiges Wochen ende im 19. Jahrhundert. Vom Traum zur Realität Um die neue «komprimierte» Arbeitswoche zu för dern, wurde eine Gemeinschaft auf globaler Ebene gegründet mit einer eigenen Plattform - 4dayweek. com. Sie ermutigt Unternehmen, Arbeitnehmer, For scher und Behörden, ihren Teil zur Schaffung einer neuen Arbeitsweise beizutragen, die die Produktivität der Unternehmen und die Gesundheit der Arbeitneh mer verbessert, Familien und Gemeinden stärkt, die Gleichstellung der Geschlechter fördert und auf ein nachhaltigeres Arbeitsumfeld hinarbeitet. geht. Es sind Fachleute, die ihre Position missbrauchen, oder Menschen, die eine Vollmacht für ein Bankkonto ausnutzen. Besonders gefährdet sind Menschen über 60 Jahre, erklärt Verbandssprecher Peter Burri, weil sie beginnen, ihr Altersguthaben abzuheben und sich Gedan ken über dessen Anlage zu machen. Der klassische Raubüberfall oder der Diebstahl an einem öffentlichen Ort sind jedoch nach wie vor die mit Abstand häufigsten Fälle, die offensichtlich kleinere Beträge betreffen. Prävention muss sich der Realität besser anpassen Alain Huber, Direktor von Pro Senectute Schweiz, sagt deshalb: «Die aktuellen Zahlen zu finanziellem Miss brauch zeigen eine besorgniserregende Zunahme der geschätzten Schadenssumme. Die Präventionsmassnah men wirken, sie müssen aber noch besser an die realen Begebenheiten angepasst werden.»

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