Stark Vital Nr. 4

Jürgen Woldt Kolumne

Zeitbombe Bewegungsmangel

Bewegungsmangel und dessen Ursache, die kaum einer kennt

nen noch nicht zufriedenstellend, oder mit anderen Worten: Die Kooperation zwischen Gesundheitssystem und Sport sei unter entwickelt. Auch würden Ärzte ihre Mög lichkeit, Bewegung zu verschreiben, weni ger nutzen als noch vor einigen Jahren in Deutschland, als das sogenannte „Rezept für Bewegung“ eingeführt wurde. Doch ist wirklich davon auszugehen, dass sich durch eine optimierte Kooperation die Vereins Turnhallen, Sportplätze, Fitnesscenter und Gesundheitssportanlagen endlich füllen? Nie waren die Angebote und Möglichkei ten zum Gesundheitssport so vielfältig und attraktiv wie heute – müsste sich nicht also längst das Bild gewandelt haben und die Sportstätten voll sein? Bewegungsmangel: Zusammenhänge erkennen Tatsächlich liegt hier etwas ganz anderes im Argen. Denn alle gesundheitspolitischen Massnahmen – so attraktiv und sinnvoll sie auch sicher sind – verfehlen den eigentli chen Kern des Problems: die Ursache des Bewegungsmangels. Mit Präventionsange boten, Beratung, Information und Aufklä rung begegnet man dem beobachtbaren Symptom Bewegungsmangel letztlich nur an der Oberfläche. Nicht jedoch an der Wurzel. Wir wissen, dass die Ursache für viele oder sogar die meisten Zivilisationskrankheiten der Bewegungsmangel ist. Was aber ist die Ursache für Bewegungsmangel? Wie kommt es dazu, dass die Menschen sich immer weniger bewegen? Manch einer mag sicher jetzt denken, die Lösung sei banal: Es sei der heutige automatisierte Lebens stil. Das ständige Sitzen. Im Auto zur Arbeit, tagsüber am Schreibtisch, abends im Fern sehsessel. Das Argument scheint glasklar:

Es ist erstaunlich: Dem immer bedrohli cher werdenden Bewegungsmangel wurde schon Mitte der 90er Jahre der Kampf ange sagt. Zahlreiche moderne und hochwertige Gesundheitssportprogramme sind in den letzten 20 Jahren entwickelt worden. Ganz heitlich und salutogenetisch ist inzwischen das Verständnis von Gesundheit – Qua litätssiegel und Zertifizierung weisen zum Beispiel entsprechende Vereins-Programme aus wie der „Pluspunkt Gesundheit DTB“ oder das Dachsiegel „Sport pro Gesund heit“. Doch auch wenn die Massnahmen und Programme für die Bevölkerung zuneh mend attraktiver und vielfältiger werden – gebracht hat es laut WHO offenbar wenig: Die gesundheitlich empfohlene Mindestakti vität von 2,5 Stunden pro Woche mit mässi ger Intensität erreichen in der Schweiz und Deutschland lediglich ein Fünftel der Bevöl kerung. Und die Tendenz ist sogar weiter rückläufig.

Was läuft da falsch? Attraktive Angebote – „eigentlich“ ist alles da

Es ist erst einige Monate her, da berichtete die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin über den Bewegungsmangel als Zeitbombe. Die Entwicklung auf politischer Ebene sei durchaus vielversprechend, hiess es, jedoch funktioniere die Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft, Fitnessclubs und Sportverei

B d Mi we Fo

Jürgen Woldt Jahrgang 1948 Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe Seite 32

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