Stark Vital Nr. 3

Edi torial

Tanz mit dem Rollator Zum Lachen oder zum Weinen? Als ich in einem Einkaufscenter aus Neugier auf eine Informationswand schaute, sah ich eine Werbung für ältere Menschen, die einen Rollator benützen. Es war eine Aufforderung, doch mit diesem in einen Rollator-Tanzkurs zu gehen. Zuerst musste ich schmunzeln, dann musste ich sogar richtig lachen. Schliesslich aber stockte mir mein wohl schadenfrohes Lachen doch im Hals. Lachte ich nicht indirekt über meine Mutter, die viele Jahre im Altersheim, bevor sie im hohen Alter von 93 Jahren verstorben ist, froh war, ihren Rollator herumstossen zu dürfen? Haben nicht auch Sie Verwandtschaft, die irgendwo in diesem Moment einen Rollator in der Gegend herumschiebt? Natürlich wissen wir Trainingsspezialisten, dass 90 Prozent aller Pflegeeinsätze von Menschen über 70, 80, 90, 100 Jahre notwendig sind, weil diese Frauen und Män ner zu wenig Muskelmasse haben, um nur vom Bett aufzustehen oder vom Stuhl oder vom WC. Natürlich wissen wir Trainingsexperten, dass nur aktives Muskeltrai ning diesen älteren und sehr alten Menschen helfen könnte. Ich habe es bei meiner Mutter versucht, ich habe es bei meiner Verwandtschaft ver sucht und bin wie so viele von uns kläglich gescheitert. Viele ältere Menschen, die noch den zweiten Weltkrieg erlebt haben, hatten ein hartes Menschenleben. Sie sind sprichwörtlich lebensmüde. Viele wollen nicht mehr mit über 80 intensives Krafttrai ning beginnen. Nur ganz wenige wollen dies. Schon bei den Frauen und Männern ab 70 ist es schwer, diese zu überzeugen, jetzt mit einem Krafttraining zu beginnen. Die meisten sind komplett arzthörig und lassen sich lieber unnötigerweise operieren z.B. an er Hüfte, als die Muskeln zu trainieren. Zudem sind die meisten Fitnessclubanlagen überhaupt nicht eingerichtet, vor allem mental, um diese 70+ Altersgruppe auch professionell motivieren und trainieren zu können. Die Lösung liegt in der Tat darin, unseren Eltern, unserer alten Verwandtschaft ihr Le bensende noch so schön wie möglich gestalten zu helfen und wenn diese halt Freu de am Rollator-Tanz-Training haben, so sollten wir sie dazu motivieren, dies zu tun! Freuen wir uns, dass wir, die zeitlebens immer eigenverantwortlich gesunde Lebens mittel gegessen haben und vor allem das überlebenswichtige KRAFTTRAINING seit Jahrzehnten absolvieren und zu unserem Lebensstil gemacht haben (wie Zähneput zen, Haare schneiden), voraussichtlich noch bis zum 100sten Lebensjahr oder noch darüber hinaus genau so aktiv Leben können wie mit 20 oder 30 Jahren.

Eigenverantwortung muss man lernen, diese Eigenschaft ist nicht einfach so in unseren Genen! Ihr Jean-Pierre L. Schupp

Jean-Pierre L. Schupp

Jahrgang 1954

Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe Seite 32

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