Stark Vital Nr. 30

Carmen Schiltknecht Kolumne

KOLUMNE | Carmen Schiltknecht

ES IST SO...

I Wer mit offenen Augen und wachem Geist durchs Leben geht, der wird belohnt. Es lohnt sich also zu fragen, wie die Welt von oben aussieht, denn Routine ist Gift für die Neugier. ch erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich mit meinem Patenkind unterwegs war. Ich habe immer genügend Zeit eingeplant, denn das kleine Mädchen im Alter von fünf Jahren befasste sich mit allem, was ihr in die Quere kam. Nichts blieb unentdeckt. Alles wurde unter sucht. Jede Frage wurde gestellt. Manchmal anstrengend, doch auch überaus anregend.

Nimmt Neugier im Alter ab? Je älter wir werden, je weniger Fragen stellen wir. Das ist eigent lich ganz normal. Nach der Entwicklungsphase beginnt sich unser Gehirn bereits im frühen Erwachsenenalter wieder langsam ab zubauen. Hinzu kommt, dass wir im Laufe der Jahre Vieles ken nengelernt haben, der Alltag in gewohnten Bahnen läuft (und wir mit ihm) und wir weniger bereit sind, offen und neugierig zu sein. Doch ohne Neugier verbauen wir uns viele Chancen, unser Leben interessant und erfüllt zu gestalten. «Da komm ich nicht mehr mit.» «Dafür bin ich zu alt.» «Das bringt doch nichts.» Mit Bemerkungen dieser Art setzen wir dem Leben strenge Grenzen und nehmen uns die Möglichkeit, etwas Neues zu erfahren. Wir können uns nicht grundsätzlich umzukrempeln, doch können wir lernen, ein wenig abenteuerlustiger zu sein oder unserem Leben etwas mehr Abwechslung zu schenken. Am besten mit einer Prise Humor. Neugier wecken geht kinderleicht Interesse und Neugier sind Jungbrunnen des Alters. Oft ist es nur ein kleiner Schritt aus der Routine, und schon verändern wir etwas. Eine Zeitung kaufen, die man sonst nicht kaufen würde. Eine Musikrichtung hören, die man sonst nicht hört. Die Kleidung völlig ungewohnt kombinieren. Eine Woche keinen Fernseher anschalten, um dafür die Abende anders zu gestalten oder die Stille zu geniessen. Lunch im Park einnehmen. Pink oder violette tragen. Einen Tanzkurs belegen. Das Wochenende im Hotel der eigenen Stadt verbringen. Mongolisches Koch rezept ausprobieren. Das Neue in Vertrautem finden: Mit neu gierigen Augen dem langjährigen Partner begegnen. Nachfolgend ein paar Inspirationen, um öfter etwas zu ändern:

Neugier ist der Schlüssel, um die Welt zu entdecken und sich selbst. Wie wissensdurstig wir Menschen dann aber bleiben, hat etwas mit unserer Persönlichkeitsstruktur zu tun. Das Bedürfnis, Neues kennenzulernen, ist im Wesentlichen angeboren. Doch wie neugierig wir als Erwachsene sind, wird in unseren ersten Lebensjahren mitbestimmt. Glück hat, wer in einer Familie gross wird, in der Neues ausprobiert, viel unternommen, kommuniziert wird. Eine Umgebung, die den Wissensdurst unterstützt, anstatt zu unterdrücken beeinflusst uns positiv. «Neugierig sind wir vor allem, wenn wir ausgeruht und ent- spannt sind, und bereit, uns auf etwas Neues einzulassen.» Routine versus Neugier Es mag durchaus bequem sein, immer ins gleiche Café zu gehen, dem gleichen Hobby zu fröhnen und seit Jahren die gleichen Menschen zu treffen, obwohl wir nicht mehr viel mit ihnen tei len. Schliesslich haben wir all das schon immer so gemacht. Autsch – das kann gefährlich werden. Routinen, die wir aus purer Gewohnheit beibehalten, sind Gift für unsere Neugier. Das tolle ist, dass Neugier im Grunde immer da ist. Nur ist sie auch ein Gradmesser dafür, wie gut es uns gerade geht. Denn neugierig sind wir vor allem, wenn wir ausgeruht und entspannt sind, und bereit, uns auf etwas Neues einzulassen. Neugier – eine Umarmung ans Leben Wir alle kennen die Bilder: Menschen starren heute oft nur noch auf ihre Handys aus Furcht, den Anschluss an die Welt zu ver passen. Doch mit dieser defensiven Neugier entziehen sich viele der realen Situation. Wer dagegen offensiv neugierig ist, zeigt, dass er eigene und unkonventionelle Ideen hat, Fragen stellt (und seien sie noch so dumm), beweist Mut und die Bereitschaft, Situ ationen offen auf sich zukommen zu lassen.

Carmen Schiltknecht, 65 ROCK DAS ALTER Coach & Mentor Podcasterin & Speakerin

www.carmen-schiltknecht.com carmen@carmen-schiltknecht.com

STARKVITAL 60+ , Nr. 30

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