Stark Vital Nr. 30

Dr. med. Jürg Kuoni Kolumne

«Eine Extrasteuer für Ungeimpfte halte ich für vertretbar», ?....

Jürg Kuoni Dr. med. Jahrgang 1945 Lebenslauf und Kontakt aufnahme: siehe www.starkvital.ch

....liess Peter Schaber, Professor für Angewandte Ethik an der Universität Zürich, in einem Interview im Tagesan zeiger verlauten. Das ist nur eine von sehr vielen nieder trächtigen Ausgrenzungen von «Unan gepassten», von einem Berufs-Ethiker aber besonders abstossend. Nathalie Rickli, Gesundheitsdirektorin des Kantons Zürich und «Young Glo bal Leader von WEFS» oder Schwabs Gnaden, meinte in einem Interview (ich zitiere aus dem Gedächtnis), Unge impfte seien moralisch in der Pflicht, auf eine Spitalbehandlung zu verzich ten. Weitere Kommentatoren schlugen auch vor, Krankenkassen-Prämien für Ungeimpfte zu erhöhen, den Zugang zu Supermärkten auf Geimpfte zu beschränken. Der Präsident des Welt ärztebundes meinte gar, Ungeimpften sei der Zugang zum öffentlichen Ver kehr zu verbieten, da sie ja ohnehin nicht zur Arbeit gehen dürfen. Die Tore für Ausgrenzung waren weit offen. Apartheid 2.0. Skrupellos wurde gegen eine ver meintlich «schädliche» Minderheit losgetreten. Ungeimpfte sind «anste ckend», sie belasten das Gesundheits wesen unverhältnismässig, sie sind eine Gefahr und gehören ausgegrenzt. Gesundheitsbehörden und Ärzteschaft schreckten nicht mal davor zurück, Kinder mit einem experimentellen Impfstoff als Schutzschild gegen das Virus zu missbrauchen. Dass sich das Ganze in Nichts auf gelöst hat, dass Geimpfte genau so ansteckend sind wie Ungeimpfte, dass sie im Durchschnitt mehr Spi tal- und Intensivbetten belegten als Ungeimpfte, darüber herrscht heute Schweigen. Professor Peter Schaber sinniert in seiner Studierstube weiter über Angewandte Ethik. Wahrscheinlich ist ihm dabei noch nie der Gedanke aufgeleuchtet, dass er sich eigentlich entschuldigen müsste. Ausser einer Gouverneurin im fernen Kanada hat sich kein Politiker für seine Apartheid-Massnahmen entschuldigt. Die Ausgrenzungsmentalität ist heute, nach dem Covid-Debakel, etwas weni ger virulent, aber sie ist nach wie vor unter uns. Sie steckt in uns allen.

Raucher sollten doch bitte höhere Krankenkassenprämien bezahlen, sie verursachen exorbitante Gesundheits kosten. Stimmt, ja. Aber: Kennen sie einen Raucher, der nicht schon mehr mals versucht hat, mit dem Rauchen aufzuhören? Aber das ist doch reine Charakter schwäche! Vielleicht, aber soll Cha rakterschwäche mit höheren Prämien bestraft werden? Wie ist das denn mit dem Alkoholiker, dem Workaholic, mit dem Sportsüchtigen oder Extrem sportler, mit dem Orthorexiker (krank hafter «Gesundesser»), mit dem, mit dem……sie alle verursachen Mehrkos ten in unterschiedlichem Ausmass. Da fehlen ja noch die Dicken! Die hem mungslos alles in sich hineinstopfen! Charakterschwäche! Vielleicht, viel leicht aber auch nicht! Während mei ner Zeit als praktizierender Arzt war nie ein Übergewichtiger in meiner Sprech stunde, der gesagt hat: Ich will dick sein! Die meisten hatten schon viel Geld ausgegeben, um ein paar Kilos loszuwerden. Die sie dann nach der «Kur» gleich wieder zulegten, oft sogar mit einem Supplément. Nicht wenige Krankheiten haben ihre Ursache im Bewegungsmangel. Also wären Coach Potatoes doch auch mit einer höheren Prämie zu bestrafen? Da wird’s allerdings ein bisschen schwie riger. Den Dicken kann man wägen, dem Alkoholiker oder Raucher kann man seine Sucht leicht nachweisen, aber wie soll man den Coach Potatoe überführen? Zumal wenn er schlank ist. Wäre doch einfach: jedes Kassen mitglied hat einen Bewegungssensor zu tragen! Damit er diesen nicht ein fach seinem Hund anbringt, kann man die Sensordaten ja mit den Handyda ten abgleichen. Hören wir Selbstgerechten doch auf, alle, die nicht so sind wie wir, in ein moralisches Ghetto zu verbannen. Und ihnen die Mehrkosten, die sie mögli cherweise verursachen, um die Ohren zu hauen. Seien wir doch dankbar, dass wir gesund sind. Vielleicht ist es tatsächlich unser Verdienst, so sicher ist das aber keineswegs! Dabei will ich auf keinen Fall die viel zu hohen Krankenkassa-Prämien wegre den.

Sie sind ein Skandal. Die Schuld liegt aber primär bei den Kassen selbst und ihrem Heer von Lobbyisten im Bundes haus. Bei den Gesundheitsbürokra ten, die bestimmen, was die Kassen zu bezahlen haben. Es werden viel zu viele Leistungen erbracht, deren Kos ten-Nutzen Verhältnis fragwürdig ist: viel zu viele Abklärungen und diagnos tische Interventionen (Röntgen, Com putertomografien, MRI, Labor etc), unnötige Checkups, sehr viele unnö tige Pharmakotherapien und operative Eingriffe. Ein Beispiel: In den USA kostet jeder versicherte Patient $13‘000/Jahr. In Polen, als Beispiel: $1000/Jahr. Lebenserwartung in den USA: 78 Jahre, im Sinkflug, schon vor Corona. Lebenserwartung in Polen: 80 Jahre. Etwas vereinfacht: Mehr Medizin heisst weni ger Lebensjahre und wahrscheinlich weniger Lebensqualität. „Sonderfall Schweiz 2021“: CHF 9600/ Jahr, Lebenserwartung 81 [Männer] resp. 85 Jahre [Frauen]). Da ist genü gend Potential zum Sparen, ohne auf den Dicken rumzuhacken. Wir sollten wieder zu unse rem Bauchgefühl zurück finden, dass wir gesund sind, wenn wir uns gesund fühlen, nicht erst wenn ein Arzt uns sagt, dass er nichts gefunden hat . Dass wir uns vor jedem Eingriff (auch eine Pille ist ein Eingriff!) fragen, wie das Schaden – Nutzen Verhältnis ist. Der Konsum von medizinsichen Leis tungen kann ohne Verlust an Lebens qualität deutlich reduziert werden. Die Akutmedizin hat Enormes geleistet. Bei chronischen Krankheiten sind wir nicht viel weiter als im Mittelalter. Ausser dass der Patient chronisch exorbitante Rechnungen zu bezahlen hat. Hören wir doch auf, auf Unangepass ten herumzuhacken! Sie leiden genug unter ihrer Marginalisierung

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STARKVITAL 60+ Nr. 30

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