Stark Vital Nr. 25

Sie weiss, was es heisst, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Mit 64 lebt sie selbstbestimmter und erfüllter denn je. Sie beweist, dass Neuanfänge auch in späten Jahren Spass machen und es keine Altersbeschränkung gibt. CARMEN ROCKT DAS ALTER

Jean-Pierre Schupp: Carmen, du rockst jetzt das Alter, inspirierst und begleitest Menschen ab der dritten Lebenshälfte, damit sie erkennen, dass nicht das Alter das Problem ist, sondern ihre Haltung dazu. Was hat dich auf die Idee zu Carmen rockt das Alter gebracht? Carmen Schiltknecht: Die Generation Babyboomer, zu der auch ich gehöre, umfasst die Jahrgänge 1946–1965. Unser Lebensstil war arbeits- und leistungsorientiert. Und wer sich wie ich für die Karriere entschied, gehörte weit bis in die Neunzigerjahre zu einer kleinen Minderheit. Wir definierten uns über Leistung und identifizierten uns mit dem Beruf, das hat viel Zeit und Raum be ansprucht. Ganztagsbetreuung für Kinder galt als Verrat, weshalb sich Frauen zwischen Familie und Erfolg entscheiden mussten. Eine Generation, die konditioniert ist von der Erziehung, Schule, Ehe, Arbeit und Gesellschaft und erzogen wurde von Eltern mit den Prägungen ihrer Zeit. Doch diese Denkmuster und Glaubens sätze gehören heute nicht mehr zu uns, sie sind veraltet.

Was möchtest du den besten Jahrgängen vermitteln? Ich möchte uns und der Welt zeigen, dass wir in den reifen Jahren sichtbar, hörbar und selbstwirksam sind. Es gibt fürs Alter keine Betriebsanleitung und kaum Vorbilder. Dafür haben wir das grosse Glück, in einer Zeit und unter Umständen zu leben, von der ältere Generationen nur geträumt haben. Jetzt sind wir aufgefordert, diese Trümpfe zu erkennen, zu spielen und unsere besten Jahre so zu gestalten, dass Lebensqualität unsere Maxime ist. Welche Strategie setzt nun ein Mensch in den reifen Jahren ein, um das Alter zu rocken? Es ist wirklich unglaublich, wie gut es ist, sich von alten Denk mustern zu befreien. Ich habe zwei Thesen, wie Menschen in der dritten Lebenshälfte in ihre Kraft kommen. Die wichtigere These heisst, «Lebensqualität ist eine Entscheidung». Das bedeutet, dass nicht das Alter das Problem ist, sondern unsere Haltung dazu. Wer sich wieder öffnet, Wünsche ausspricht und Denkblockaden

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STARKVITAL 60+ Nr. 25