Stark Vital Nr. 25

JPS: Was ist der Preis für diese unterschiedlichen Boote? PM: Beginnen wir mal mit «Chill» – also unserem neuesten Kind: Je nach Konfiguration (Lackierung, Bepolsterung, Aus stattung & Akku-Kapazität) kostet ein solches Boot zwischen 75’000 und 85’000 Franken. Betriebskosten sind fast zu ver nachlässigen, da nebst den minimalen Energiekosten (s/oben) Elektroboote auch keine Wartungskosten (Einwinterung, Aus winterung, Service, Abgas-Wartung, etc.) verursachen. Dann zu unseren Elektro-Flitzern aus der 6m-Klasse, den T06-Elektro: Hier gibt es Varianten mit Wellenantrieb sowie mit Elektro-Aussenbordern. In beiden Fällen kam bislang Hochvolt-Technik mit entsprechend grossen, leistungsfähigen Akkus zum Einsatz. Diese Boote bewegen sich je nach Kon figuration/Ausstattung im Bereich von 145’000 bis 160’000 Franken. In dieser Bootsklasse prüfen wir zur Zeit Möglichkei ten, mit anderen Motoren-Herstellern auf Niedrigvolt-Technik umzusteigen. Dies würde v.a. zu deutlich tieferen Kosten für die Akkus führen. Aber wie gesagt, dies ist zur Zeit bei uns in Abklärung. Die Elektro-T06 auf neuer Motoren-Akkubasis dürften somit frühestens auf Sommer 2023 verfügbar werden. Ich erlaube mir hier dann auch gleich, meine ganz persönliche Meinung zum Thema «Sinn und Unsinn bei Elektrobooten» wie folgt anzubringen: Schnelle Elektroboote brauchen gro sse Akkus. Angesichts der durchschnittlichen Nutzung eine solchen Spass-Motorbootes (in der Regel fallen hier 30 bis 50 Motorstunden/Jahr an) lässt sich die Öko-Bilanz gar nicht positiv darstellen. Diese würde erst dann positiv werden, wenn solche Boote viel häufiger/regelmässiger genutzt würden – also wie beispielsweise bei Taxi-Booten oder Fahrschulboo ten. Zudem sind solche Boote wegen der limitierten Reich weite oder Einsatzdauer und der fehlenden Lade-Infrastruktur nicht alltagstauglich. Aus diesem Grunde sehen wir eigentlich den E-Antrieb nur für kommerziell genutzte Boote oder für langsame, energie-effiziente Boote wie den ‘Chill’ als sinnvoll an. Überall sonst ist dies eher Augenwischerei oder Effekthei scherei statt ökologischer Fortschrit

PM: Tja, die Idee ist gut – und wie gesagt nicht ganz neu. Tech nisch wäre dies – vor allem in Kombination mit einem E-Antrieb – problemlos machbar. Wir haben in unserer Werft schon so machen Prototypen ausgeheckt und realisiert – ein elektrisch angetriebenes Amphibienfahrzeug wäre da nicht wirklich eine grosse Herausforderung auf der technischen Ebene. Allerdings wird sich dies dennoch nicht so schnell umset zen lassen, da die Gesetze es nicht zulassen. Die Schweizer Binnenschiffahrtsordnung hat den Begriff «Boot» sehr eng und restriktiv formuliert – und dies mit Absicht. So können beispielsweise Jet-Skis in der Schweiz nicht zugelassen wer den, weil sie die Bedingungen für ein Boot nicht erfüllen kön nen. Dies hat der Gesetzgeber bewusst so entschieden, um die jetzt schon enorm belasteten Uferzonen vom lauten Ver kehr mit ständig ein- und ausfahrenden Jet-Skis befreit zu halten. Gleich verhält sich es auch mit Amphibienfahrzeugen und Wasserflugzeugen. Diese sind nach meinem Wissen auf der aktuell gültigen Gesetzesgrundlage nicht zulassungsfähig. Ob eine Gesetzesänderung überhaupt mehrheitsfähig wäre, würde ich angesichts der wenigen Leute, die sich sowas über haupt leisten könnten und der erdrückenden Mehrheit von Nei dern und/oder umwelt-sensitiven Mitbürgern stark bezweifeln. Wenn jeder mit seinem Amphibienauto einfach an beliebigen Orten in den See reinfahren kann, geht jegliche Kontrolle über was man wo und wie machen darf, gänzlich verloren – und dann sind auch die letzten bislang noch vorhandenen Inseln der Ruhe in und an den Waldseen auch Schnee von gestern. Ich wünsche mir deshalb eher eine Situation, in welcher der Mensch sich auf das wesentliche Verlangen besinnt. Dazu hoffen wir, mit unserem Konzept des ‘Chill’ einen Beitrag – oder zumindest einen Anstoss – geleistet zu haben. Was gibt es schöneres, als nach einem stressigen Alltag die Erholung auf dem Wasser zu suchen? Wenn dann das Boot noch ohne Lärm, Wellen, Abgase gediegen und stilvoll durchs Wasser glei tet und die Kühlbox den wohlverdienten, gekühlten Sun-Downer bereit hält, ist es das, was wir unter «schneller Entschleunigung» verstehen und als erstrebens- und lebenswert erachten. JPS: Vielen Dank für diese visionären Schlussbemerkungen Info: www.designboats.ch Technische Daten: Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei ca. 18 km/h – dann ist aller dings der Akku in etwas mehr als einer Stunde (Standard-Version) resp. ca. 2.5 Std (Long Range Version) leer. Sinnvollerweise wird das Boot im Bereich 10-11 km/h gefahren, dann hält der Akku 5 resp. 10 Std bis er leer ist. Das Laden dauert je nach Belastbarkeit der Steckdose etwas mehr oder weniger lang. Bei 16Amp/230V lässt sich die Standard-Batterie in ca. 3.5 Std. wieder komplett vollladen – die Long-Range-Batterie braucht dafür ca. 6 Std. Die C h i l l-Philosophie ist: 5 Std fahren (resp. 10 in der Long Range Version) und dann über Nacht an jeder handelsüblichen 230V-Dose laden damit am nächsten Tage wieder die volle Einsatz-Range zur Verfügung steht.

JPS: Nun könnte ich wie immer dieses Kurz-Interview mit den Worten abschliessen: «Danke Herr Minder für das Gespräch» . Aber wenn ich schon einen Designer und Erfinder interviewen kann, erlaube ich mir Ihnen meinen Wunsch für ein Amphibi enfahrzeug an Sie zu richten. Gerne würde ich ein «Chill»-Boot besitzen, das auch gleichzeitig als Elektroauto funktioniert. So kann ich direkt zu Hause das Amphibienfahrzeug an die normale Steckdose anschliessen. Man stelle sich vor, das «Chill»-Boot hätte noch vier Räder (ich würde keine Türen machen, d.h. die Leute könnten von vorne oder von hinten über eine Leiter ein- und aussteigen. Damit könnten vier Personen auch auf dem Lago Maggiore «chillen». Herr Minder, wären Sie so ein «Genie von Aladin», das so ein Konzept zu einem vernünftigen Preis umsetzen kann?

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