Stark Vital Nr. 25

Zusammenfassung Unter Medikalisierung des menschllichen Lebens versteht man die Tendenz, aus jeder Befindlichkeits störung oder gar aus normalen Entwicklun gen wie Meno/Andro pause oder Alter allgemein ein medi zinisches Problem oder eine Krankheit zu machen. Disease mongering ist die logische Folge, diese neuen Krankheiten mit neuen (oder auch alten) Medikamenten

Für einen Knochenbruch braucht es also mehr als nur eine tiefe Knochendichte. Sie entstehen unter anderem durch gehäufte Stürze. Mit einem gezielten Übungsprogramm lässt sich einerseits die Abnahme der Knochendichte auf halten oder mindestens verlangsamen und gleichzeitig die Sturzhäufigkeit ver mindern. Übungsprogramme sind kein Markt, deshalb berichtet die Presse nie über solche Programme. Häufiger wird die Öffentlichkeit jedoch für das Problem Osteoporose sensibilisiert. Es werden über neue Durchbrüche und deren medi kamentöser Behandlung berichtet. Das selbe lässt sich über das Cholesterinprob lem sagen: Mit einer angepassten Ernäh rung und körperlicher Aktivität lässt sich der Cholesterinspiegel nicht nur nebenwir kungsfrei, sondern mit einer ganzen Reihe weiterer Benefits behandeln. Geschäftemachen mit Krankheit heisst zum Beispiel, Befindlichkeitsstörungen als medizinische Probleme zu definieren, Risiken als Krankheiten zu behandeln und Schätzungen über die Häufigkeit der Störung auszuarbeiten, um den poten ziellen Markt zu maximieren(1). Ein Durchbruch ist der Pharmaindustrie in Europa noch nicht gelungen. Anders als in den USA darf in Europa für rezept pflichtige Medikamente in der Tagespresse nicht geworben werden. «Millions suffer from chronic anxiety. Millions could be hel ped», lasen Millionen Amerikaner im New York Times Magazine vom Oktober 2001 als Legende unter dem Bild einer etwas gestresst wirkenden hübschen Frau in einer Menschenmenge. Nach den Terror attacken vom 11. September 2001 fühlten sich sicher sehr viele Amerikaner verunsi chert. «Neue Studien beweisen, dass Medi kament X besser ist als Medikament Y. T

zu behandeln. Da die Grenze zwischen Schwankungen normaler Entwicklung und Krankheit immer mehr zugunsten von Krankheit verschoben wird, nimmt das Potenzial behandlungsbedürftiger Krankheiten ständig zu. Ein beträchtlicher Teil dieser «Krankheiten» lassen sich durch bewusste Ernährung und mässige aber regelmä ssige körperliche Aktivität vermeiden. Doch daran ver dienen nur Gemüsehänd ler, Biobauern und ein paar moderne Turnväter wie Jahn. 1. Moynihan et al., Selling sickness: the pharmaceutical industry and disease mongering, BMJ 2002;324:886-890 2. Moynihan R, The making of a disease: female sexual dys funtion, BMJ 2003;326:45-48 3. Aspray T etal., Low bone mineral content is common but osteoporotic fractures are rare in elderly rural Gam bian women, Journal of Bone and Mineral Research 1996;11,1019-1025 4. Smith R., Medical Journals and the pharmaceutical comapanies: uneasy bedfellows

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber» , so lautet ein typisches Beispiel dieser Art Pro paganda. Die zitierten Quellen stützen die angebliche Überlegenheit von Medikament Y in fast der Hälfte nicht (4) , aber der Druck vom « informierten» Patienten auf den Arzt, Medikament Y statt X zu verschreiben, ist programmiert. So schreitet die Medikalisierung der Gesellschaft fort. Mit teilweise katastropha len Folgen. Man erinnere sich nur an die Medikalisierung der Menopause und deren «Behandlung» mit einer sogenannten Hor monersatztherapie, empfohlen von allen Experten, Menopausegesellschaften, ver schiedensten ärztlichen Fachgesellschaf ten. Weitere Beispiele werden ohne Zweifel folgen. Die «Behandlung» des alternden Mannes mit Hormonersatztherapien wird das Desaster der hormonellen Behand lung der Menopause wiederholen. Erste Mahner bringen die dramatische Zunahme des chronischen Herzversagens in Zusam menhang mit der lebenslangen Behand lung des hohen Blutdrucks mit einem oder meist mehreren Medikamenten. S S

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