Stark Vital Nr. 24

Repor tage

Ayur veda Die ayurvedische Ernährung und menschliches Bewusstsein

Der Ayurveda ist eines der ältesten naturheilkundlichen Systeme der Welt. Er betrachtet das Kranksein, Gesundwer den und Wachstum des Menschen aus ganzheitlicher Sicht und bezieht neben Verhalten, Heilkunde und Ernährung auch das menschliche Bewusstsein in seine Empfehlungen und Erklärungen mit ein. Wie Sie in den vorangegangenen Artikeln erfahren haben, ist ein Schlüssel des Ayurveda das Erkennen der Zusammen hänge zwischen den Qualitäten der fünf Elemente aus der Natur, den sechs Geschmäckern in unserer Nahrung und der individuellen Konstitution des Menschen. Nicht nur im Kör perbau und in der energetischen Konstitution ist der Mensch individuell – auch sein Bewusstsein hat charakterähnliche Ausprägungen. Das individuelle Bewusstsein zeigt sich im Denken, in den Eindrücken der fünf Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schme cken und Tasten und über die Erfahrungen im sechsten Sinn des Menschen: im Spüren. Im Zuge unserer westlichen Kul tur nehmen bedauerlicherweise nur noch wenige Menschen die Eindrücke des Spürens bewusst wahr. Je feiner wir uns entwickeln, durch Meditation, achtsame Lebensweise, kör perliche Bewegung und eine der eigenen Konstitution zuträg lichen Ernährung, je mehr lernen wir wieder unser Umfeld zu spüren, zu erkennen, was uns fehlt oder bereichert, und auch, was unseren Nächsten fehlt und was sie erhebt. Die menschliche Psyche benötigt ebenso Nahrung wie unser Körper. Die sechs Sinnesorgane tragen dem Verstand die Eigenschaften der Nahrung auf feinstofflicher Ebene zu. Die Zellnahrung besitzt Grundqualitäten der Materie ( Guna ), wel che einen Bezug haben zu den zwanzig essenziellen Amino säuren. In dieser Weise wurde bereits vor über 2500 Jahren der Weg im Ayurveda beschrieben, auf dem die Nahrung Sinne und Geist nährt und beeinflusst und somit selbst ein Bewusstsein enthält. Ayurveda unterteilt die Nahrung in das TriGuna-Modell Sattva, Tamas und Rajas , je nach der subtilen Wirkung auf unser Bewusstsein. Damit ist der Essende selbst für sein bewusstes Sein, für sein Bewusstsein und damit auch für seine Gedanken und Taten verantwortlich. Nach den alten Schriften wussten bereits die Priesterärzte der Antike, die Rishis, dass es in der Natur keine Substanz gibt, die nicht medizinische Qualitäten hätte. Jeweils ent scheidend ist die Dosis. So gibt es im Ayurveda drei Möglich keiten, nach dem TriGuna-Modell, wie eine Substanz aus der Natur (Nahrung) auf den menschlichen Organismus und sein Bewusstsein wirkt.

Sattva entspricht auf der Ebene der Nahrungsmittel dem «Nektar», der Körper, Geist und Bewusstsein nährt und erhebt. Mit gutem Mass genossen ist es das, was wir mit unserem Verdauungsfeuer beherrschen können. Sattvische Nahrung könnte man auch als «Sonnennahrung» bezeichnen. Sie wächst über dem Boden und hat einen belebenden und vitalisierenden Effekt auf unseren Körper und unser Nerven system. Sie baut die Körpergewebe auf, erhält Gesundheit und Langlebigkeit, fördert Glück und Erfüllung und besänftigt das Gemüt. Seine Wirkung auf den Geist verleiht Frieden, Demut, Harmonie und Liebe. Es unterstützt zudem Mitgefühl, Hingabe, Intelligenz und Güte. Da sattvische Nahrung leicht verdaulich ist, empfiehlt sie sich für alle Konstitutionen und sollte etwa 60 bis 80 Prozent der Nahrungsaufnahme ausma chen. Zu ihr gehören Bio- und Naturwaren, die frisch geerntet, biologisch naturbelassen, heimisch, ölig, nährstoffreich und süss sind. Süss ist dabei nicht gleichzusetzen mit Zucker. Süsse findet sich in den meisten Getreidesorten, in Gemüsen, wie Randen und Karotten, und auch im Honig und anderen natürlichen Süssquellen. Zur Sattvischen Kost gehören: • Gerste, Dinkel, Reis, Mais, Hafer, Hirse • Süsse reife Früchte, Himbeeren, Mangos, Feigen, Birnen, Äpfel, Beerenobst • Hülsenfrüchte (Mungbohnen, Mungdal, gelbe Linsen, Azukibohnen und weitere) • Die meisten Gemüsesorten (Süsskartoffeln, Blattgrün, Karotten, Zucchini, Kürbis, Spargel, Brokkoli, essbare Blüten, Sellerie, Kastanien) • Milchprodukte (frische Vorzugsmilch, Ghee, Frischkäse, Ziegenmilch, Paneer, Sahne) • Nüsse und Samen • Gewürze (z. B. Safran, Curcuma, Kardamom, Kreuzkümmel, Fenchel, Koriander, Dill und andere frische Gartenkräuter) • Süsswaren (Honig, Carob, Ahornsirup, Palmzucker) • Getränke (Quellwasser, Kräutertee, frische Obstsäfte) Die sattvische Nahrung ist vegetarisch und biologisch. Sie eig net sich für Menschen, die ein ruhiges, friedvolles Leben mit spiritueller Entwicklung und grossem meditativen Anteil leben möchten.

Heike Klingebiel Jahrgang 1971

Lebenslauf und Kontakaufnahme: siehe www.starkvital.ch

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STARKVITAL 60+ Nr. 24

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