Stark Vital Nr. 22

Gesell schaft

China rüstet sich für eine alternde Bevölkerung Wenn Treppen ein Hindernis werden

Eine alternde Gesellschaft ist nicht nur ein Problem der westli chen Welt. China befindet sich in einer ähnlichen Situation mit einer der am schnellsten wachsenden alternden Bevölkerun gen der Welt. Da China ein sehr einwohnerstarkes Land ist, sind die Zahlen bemerkenswert. Im Jahr 2019 waren es 254 Millionen Menschen 60+ und 176 Millionen 65+. Bis 2040 wer den in China schätzungsweise 402 Millionen Menschen, d.h. 28 Prozent der Gesamtbevölkerung, über 60 Jahre alt sein (WHO Zahlen). Angesichts dieser von der Regierung in Peking als alarmierend eingestuften Entwicklung ist es definitiv an der Zeit, altersfreundliche Städte und Gemeinden zu schaffen, in denen sich ältere Menschen wohl fühlen. Trotz des demografischen Wandels, wirkt sich die Überal terung des Milliardenvolkes für gewisse Wirtschaftsforscher durchaus nach kommerzielle Chancen, denn bei der Ver sorgung von Senioren gibt es noch viel zu tun in China, im internationalen Vergleich hinkt das Land hinterher. Gefragt sind u.a. Produkte und Dienstleistungen, welche zum Altern in Würde beitragen und den Menschen ein möglichst autonomes Leben ermöglichen. In diesem Szenario offenbart sich z.B. das Fehlen von Liften in älteren Wohngebäuden, das sogar zu einem sozialen Problem geworden ist. In den 1970er und 1980er Jahren schossen überall neue Fabriken aus dem Boden, was zur Abwanderung von jun gen Migranten vom Land in die Städte auf der Suche nach Arbeit führte. Im Zuge der Modernisierung und des bevorste henden wirtschaftlichen Aufschwung, wuchsen die chinesi schen Städte im Schnelltempo. Um die neuen Stadtbewohner unterzubringen, errichteten Stadtverwaltungen und staatli che Unternehmen im ganzen Land in aller Eile schnörkellose Wohntürme mit sieben bis zehn Stockwerken. Fast kein einzi ges Gebäude hatte einen Lift, da China immer noch ein armes Land war und nicht für Komfort ausgeben wollte. Die Wohnungen in solchen Siedlungen sind heute grössten teils von älteren Menschen bewohnt, der Anteil beträgt etwa 70 Prozent. Wenn sie in höheren Stockwerken wohnen, bedeutet dies oft, dass sie nicht mehr in der Lage sind, die Treppe hinauf oder hinunter zu gehen. Ohne Lift droht den alten Menschen die soziale Isolation. Aus diesem Grund versucht man diese Lücke zu schliessen, indem die Lifte nachträglich ausserhalb des Gebäudes angebaut werden. Die chinesische Regierung will bis 2025 rund 219’000 alte Wohnquartiere mit Liften aus statten. Thomas Oetterli, Schindlers Konzernchef, hält dies für das am stärksten wachsende Geschäftsfeld überhaupt in China, wie er im SRF-TV Interview berichtete. @ F I T N E S S H E

Die vertikale Mobilität ist wichtig In den Vierteln mit Wohngebäuden, die jetzt mit neuen Liften ausgestattet sind, kennen sich endlich die Nachbarn. Als sie in der Vergangenheit nicht nach draussen konnten, fühlten sie sich wie Gefangene in ihrem eigenen Haus, was zu einer starken psychischen Belastung führte. Dank der neuen Liften können sie jetzt nach unten gehen, das Gebäude verlassen und andere Menschen treffen, sich austauschen, plaudern und entspannen, miteinander lachen, spazieren gehen oder Sport treiben. Heute ist es nicht ungewöhnlich, dass ältere Menschen Thai Chi, eine sanfte Gymnastik, in den öffent lichen Gärten praktizieren, selbst wenn die Behörden auf mobile und wasserfeste Krafttrainingsgeräte in Aussenanla gen setzen.

Eine unerwartete Nebenwirkung der neuen Ausrüstun gen ist aber, dass vor dem Einbau von Lif ten die Wohnungen im ersten und zweiten

Stock teurer als im fünften und sechsten Stock waren, da die Bewohner keine Treppen steigen mussten. Nach dem Bau wird sich die Situation bei den Wohnungspreisen aber kom plett umkehren. Obwohl die Überalterung tatsächlich eine grosse Herausfor derung für die chinesische Gesellschaft ist, bietet sie gleich zeitig auch wirtschaftliche Chancen. Vor diesem Hintergrund werden langfristig ebenfalls Investitionen in das Gesundheits wesen und die lebenslange Bildung, die Anhebung des Ren teneintrittsalters und der Einsatz von Robotern notwendig sein.

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