Stark Vital Nr. 22

PelviPower Academy Wenn sich Organe senken

Yvonne Keller Jahrgang 1965 Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe www.starkvital.tv

Vielen Frauen ist nicht bewusst, dass sie eine Organsenkung haben. Denn oft macht eine leichte Senkung keine Beschwerden. Etwa 30 Prozent der Frauen um die 45 Jahre, die entbunden haben, sind davon betroffen. Aber auch bei Frauen mit chronischem Husten, Übergewicht und mit körperlich strenger Arbeit ober bei solchen, die wegen Verstopfung pressen müssen, senken sich die Organe. Im Alter häu fen sich Senkungs- und Beckenboden beschwerden zusätzlich aufgrund der Veränderung des Gewebes und Muskel schwäche. Meist ist es die Blase, die sich senkt (Zys tozele) und sich dadurch oft nicht mehr vollständig entleeren lässt. Die Harn röhre und die vordere Scheidenwand werden meist mit nach unten gezogen, die Gebärmutter richtet sich dadurch auf und der Muttermund sinkt in die Vagina hinab. Frauen können in jungen Jahren ihren Muttermund meist fast nicht ertas ten und erschrecken dann nach der Ent bindung, dass dieser nun so weit unten spürbar ist. Auch der Enddarm kann sich senken und zu einer Rektozele füh ren. Es wird auch oft von einer vorderen oder hinteren Scheidenwandsenkung gesprochen. Dabei senkt sich die Blase in die vordere Scheidenwand, der End darm in die hintere ab. Auch Teile des Dünndarms können sich senken, wie der gesamte Beckenboden. Die ersten Symptome einer Senkung sind ein Schweregefühl, Druck nach unten und oft auch ein Fremdkörper gefühl. Frauen berichten auch, dass sie das Gefühl haben, etwas rutsche heraus. Weitere Symptome sind Schmerzen im Unterleib, Schmerzen beim Geschlechts verkehr und Inkontinenz. Meist nehmen die Beschwerden am Abend oder bei längerer körperlichen Anstrengung zu. Bei der klassischen Untersuchung in Rückenlage ist eine leichte Senkung oft nicht feststellbar, doch die betroffene Frau spürt im Alltag, dass etwas nicht stimmt. Eine Senkung wird in ein bis vier Schwe regrade eingeteilt. Eins bis zwei ist eine leichte bis mittlere Senkung, bei drei sind die Organe schon bis zu den Körperöff

nungen abgesenkt und bei vier schieben sie sich aus der Körperöffnung hinaus. Da wird von einem Prolaps gesprochen.

Was hilft bei einer Senkung? Was ist die beste Prävention?

Regelmässige Entlastungshaltungen ausführen. Sogenannte Umkehrpo sitionen sind Positionen, bei welchen der Beckenboden erhöht ist und so die

die Knie höher als das Hüftgelenk sind, so stimmt der Winkel im Becken für eine einfache Ausscheidung. Auch bei Kraftanstrengungen im Alltag und beim Krafttraining anstelle zu pres sen laut ausatmen. Gute Körperhaltung. Immer wieder in die Längsspannung kommen. Situ ationen vermeiden, wo über lange Zeit die Wirbelsäule krumm ist - wie oft am Computer, «hängend» im Sofa etc. Die Distanz zwischen Schambein und Brust bein soll immer so lang sein, wie bei einer korrekten, langgezogenen Körperhal tung. Krumme Haltung ist immer belas tend für die Organe und den Beckenbo den und begünstigt die Senkung. Dies ist auch im Training zu beachten. Crun ches schieben die Organe nach unten. Die Bauchmuskeln sollen besser mit Alternativ-Übungen ohne Bauchraum komprimierung trainiert werden. Impacts vermeiden oder richtig dosie ren. Hüpfen und springen, sei dies Jog gen oder auf dem Trampolin, sind bei lockeren und gesenkten Organen nicht förderlich für eine Verbesserung der Situation. Sind Körperhaltung (Längs spannung), Rumpfstabilität und Binde gewebe gut, können im richtigen (indivi duell) Mass Impacts okay sein. Weiter hilft es Übergewicht zu reduzieren und für eine gute Rumpfstabilisation und allgemeine Fitness bemüht zu sein. Ein Pessar , Ring oder Würfel aus Silikon, oder ähnliches ist ein gutes Hilfsmittel um das Runterrutschen der Organe zu ver hindern. Dies wird von der Frau vaginal eingeführt. Solche Hilfsmittel sollten von einer Fachperson angepasst werden. Helfen alle diese Massnahmen zu wenig und die Senkung ist sehr ausgeprägt, kann eine Operation die Beschwerden lindern. Eine Entfernung der Gebärmut ter ist meist nicht nötig. Im Laufe des Lebens gibt unser Gewebe der Schwerkraft nach, doch mit einem aktiven und gesunden Lebensstil kann dies in Grenzen gehalten werden. Mit den beschriebenen Massnahmen hatten schon viele Frauen grossen Erfolg. An alle Betroffenen: Sie sind nicht alleine! Holen Sie sich Unterstützung! Bei Fragen oder Anmerkungen freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme. yvonne.keller@rueckencenter.com

Organe wieder an ihren Ort zurück fin den. ZB: Knie-Ellbogen-Lage, Brücke, Kerze, Becken auf Softball etc. Wichtig: Im Bett vor dem Schlafen noch einen Moment mit dem Becken in die Brücke hochgehen, so dass die Organe

während der Nacht am richtigen Ort lie gen und sich hier wieder festigen können. Beckenbodentraining Bestehend aus Wahrnehmungs-, Kräftigungs- und Ent spannungsübungen in verschiedenen Positionen unter Einbezug der Atmung und Körperhaltung. Optimiert wird die ses mit dem Training auf dem Pelvi Power (Magnetfeld) und visualisiert mit dem Biofeedbacktrainer. Kein Pressen! Bei jedem Pressen wer den die Organe mit Kraft nach unten geschoben. Deshalb Verstopfungen vermeiden und für einen geschmeidigen Stuhlgang besorgt sein. Unterstützend ist auch, wenn auf dem WC unter die Füsse eine Erhöhung gestellt wird, damit

Eine persönliche Bitte an alle, die in der Körper-Therapie oder im Trainingsbereich tätig sind: Fragt die Frauen, egal in welchem Alter sie sind, bei den Gesundheitsfragen auch nach Verstopfung , Senkung und Inkontinenz. Wenn diese mit Ja beantwortet wer den, dann bitte immer diese Massnahmen mit der Frau zusammen angehen.

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STARKVITAL 60+ Nr. 22

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