Stark Vital Nr. 21
Edi torial
Kriegserklärung durch Schrift, dann Wort
sozialen Entwicklungen. Freiwilligenarbeit leisten für be nachteiligten Menschen. Mobil sein und am Leben Freude haben. Sich auch im Alter verlieben und lieben. Sich farben froh und geschmackvoll kleiden, nackt in den See springen, Sex bis in hohe Alter haben und so weiter. Das wäre doch einmal ein toller Ansatz! Doch dazu ist ein Paradigmen wechsel erforderlich. Tatsache ist, dass 90 Prozent aller Pflegeeinsätze bei älte ren Menschen notwendig sind, da sie eine unzureichende Muskulatur haben. Wenn man den Prospekt der HELSANA durchblättert – provokativ gesagt – könnte man meinen, es ginge darum, diesen Zustand der unzureichenden Muskula tur möglichst für alle Menschen herbeizuführen. Leider hat es die Fitnessbranche, inklusive deren Verbände, versäumt, das Muskeltraining zu einem relevanten Status zu verhelfen und seine Bedeutung dem Staat gegenüber hervorzuheben. Dies obwohl Fitnesscenter mit moderns ten Geräten und Maschinen ausgestattet sind und nicht nur Muskeltraining professionell ermöglichen, sondern auch ein umfassendes sowie effektives Training für jedermann zu tiefen Kosten anbieten. Die Bedingungen wären erfüllt, auch wenn in bestimmten Fällen eine stärker personalisierte Dienstleistung angestrebt werden könnte, z.B. in Sachen Training für ältere Menschen. Es ist mir in der Tat ernst. Man kann die Politik jagen, wie z.B. es die «Freunde der Verfassung» tun. Man kann Abstim mungen gewinnen. Aber man kann gegen inkompetenten Akteure und einer «Diktatur des Staates» nichts tun, solange man alles passiv akzeptiert. Um eine Reform des Gesundheitssystems zu fördern, sollte sich die Fitnessbranche geeint und kohäsiv mit ihren zahl reichen Mitgliedern, über eine Million Menschen, engagieren und eine politische Initiative starten. Mit dieser Idee wären wir schon eher auf dem richtigen Weg. Aber es darf nicht die Fitnessbranche allein handeln, sonst wäre es eben Ei gennutz. Es muss auch gelingen, aus dem Kreis des tradi tionellen Gesundheitswesens Anbieter zu rekrutieren. Diese Vorgehensweise wäre glaubwürdiger. Ich hoffe sehr, dass die Zeit kommen wird, in der die eigenverantwortlichen Menschen endlich belohnt und nicht bestraft werden . Japan hat es in Sachen Gesund heitssystem momentan als einziges Land verstanden, dass das Muskeltraining auch für ältere Menschen unverzichtbar ist, um die körperliche und gesellschaftliche Autonomie zu bewahren. Man darf natürlich diesen Lebensstil nicht nur predigen, sondern auch in erster Linie mit Überzeugung vorleben. Ihr Jean-Pierre L. Schupp (67)
Kriege werden nicht immer nur mit Waffen geführt. Der ge genwärtige lautlose Krieg ist eigentlich viel heimtückischer: Der Krieg gegen das herrschende Gesundheitssystem. Es besteht ein Konflikt zwischen Menschenliebe, Dienst am Nächsten und der Geldgier. Kranke Menschen werden oft zu Opfern von Profit-Macherei bis zu deren Tod. Ahnungslose, wenn nicht schlafende Politiker/innen, untätige Krankenkassen, profitorientierte Unternehmen wie Chemie Multis und die Pharmaindustrie, aber auch unbekümmer te Ärzte, die ihren Hippokratischen Eid nicht wahrnehmen, stattdessen den Fokus aufs Geld legen, instrumentalisieren stillschweigend das Gesundheitswesen. Der Bürger wird wie eine Weihnachtsgans ausgenommen. Während sich Angstmacherei, falsche Informationen und fragwürdige Statistiken ausbreiteten, wurden Fitness- und Trainingscenter monatelang geschlossen. Einfach als NICHT SYSTEMRELEVANT eingestuft. Systemrelevant? Ja, wichtig, notwendig, sogar unentbehr lich. Fragt sich nur für welches System. Genau die Fitness- und Trainingscenter, die für Gesundheit, Prävention, bessere Lebensqualität und Lebensfreude, Stärkung des Immun systems, Abkehr von Medikamenteneinnahme stehen, also den Fokus auf eine gesunde Bevölkerung legen, werden als NICHT SYSTEMRELEVANT eingeordnet. Fitness- und Trainingscenter passen nicht in das geldorien tierte Establishment! Dann flattert eines Tages noch Post ins Haus, genauer gesagt ein Prospekt der HELSANA Krankenkasse. Darin wird durchaus die Bedeutung der Muskulatur betont. Es fehlt jedoch der Hinweis, wo die Muskulatur wirksam, zweckmä ssig und wirtschaftlich gestärkt werden könnte. Eben, in den Fitnessclubs. Es muss endlich klar sein, dass leichte Übun gen à la Pro Senectute nicht ausreichen, um die Muskeln optimal zu stärken. In jedem Alter. Menschen, die seriöses Muskeltraining betreiben, zeigen, wie wichtig es ist, da u.a. sogenannte Myokine ausgeschüt tet werden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass beispiels weise Myokine von hoher gesundheitlicher Bedeutung für den menschlichen Körper sind. Myokine sind hormonähn liche Botenstoffe. Der Name wird aus den griechischen Wörtern für «Muskeln» und «Bewegung» abgeleitet. Diese Heilkraft der Muskeln wurde von der Professorin Bente Pe derson aus Dänemark entdeckt. Bewegung – ein wichtiger Ansatz. Doch Staat, Politiker, Krankenkassen, Pharma und Chemie-Multis wollen den Menschen lieber zu Tode schonen und pflegen. «Turnen bis zur Urne» ist verpönt, bringt zu wenig Profit. Was soll die Börse damit anfangen? Oh ja, wir werden alt, sogar steinalt, ausserdem dement, inkontinent, immobil, verwirrt, faltig, zittrig, behindert, isoliert, versorgt. Wir verlieren die Selbst bestimmung. All dies wird mit dem Alter in Verbindung ge bracht. Warum soll das Szenario so negativ erscheinen? Die Sichtweise könnte doch entgegen den gängigen Vorurteilen positiv ausfallen. Alt aber erfahren, lebenslustig sein. Innere Schönheit ge niessen. Ein Teil der Gesellschaft sein. Teilhaben an den
Jean-Pierre Schupp
Jahrgang 1954
Lebenslauf und Kontaktaufnahme: www.starkvital.ch
STARKVITAL 60+, Nr. 21
5
Made with FlippingBook flipbook maker