Stark Vital Nr. 21

Tango, der Tanz der Sinnlichkeit

Der 11. Dezember ist der international anerkannte Tag des Tango, an dem Tanzliebhaber global feiern können. Die Ini tiative ist dem leidenschaftlichsten Tanz der Welt gewidmet, der durch zum Teil vorgegebene Bewegungen die Beziehung zwischen Mann und Frau zum Ausdruck bringt. Im Jahr 2009 nahm die UNESCO den Tanz als gemeinsames Erbe von Argentinien und Uruguay in die Liste des immateriellen Welt kulturerbes auf. Ein energiegeladener Tanz Der Tango ist ein Tanz voller Sinnlichkeit, bei dem sich Emo tionen und starke Gefühle wie Liebe, Streit, Leidenschaft, Eifersucht und Hass offenbaren. Im Mittelpunkt steht in der Tat immer das Paar. Die Kommunikation wird zur reinen Körpersprache, der Ausdruck tiefgründig und authentisch. Der Tango kann jedoch auch manchmal Improvisation sein, wobei eine einfache Regel die Grenzen ständig bestimmt: Der Mann führt, die Frau folgt und muss sich auf ihren Part ner verlassen können. Ungewöhnlich ist, dass die Partner während der Ausführung nicht lächeln und sich nicht in die Augen schauen dürfen, man soll sich ohne Worte verstehen. Die Bewegungen erzählen eine ganze Geschichte voller Liebe und Tragödie, während sich der Tanz in eine interpre tatorische Kunst verwandelt. Der Tango ruft tiefe Emotio nen hervor, manchmal widersprüchlich, aber immer intensiv und unmittelbar. Er strahlt Energie und Dynamik, aber auch Sänfte und Leichtigkeit aus, und ruft Erotik, Intimität, Ver führung, Anziehung und Komplizenschaft hervor im Rahmen Der Tango scheint, zwischen den Hafengebieten der Städte Buenos Aires (Argentinien) und Montevideo (Uruguay) ent standen zu sein, wo ab Mitte des 19. Jahrhunderts Hun derttausende von Einwanderern hauptsächlich europäischer Herkunft ankamen und sich niederliessen. Traditionen des spanischen Flamenco, der kubanischen Habanera und ande rer Tänzen verbinden und verrühren sich in eine multikultu relle Mischung. Mit zunehmender Popularität verbreitete sich der Tango nach und nach in ganz Argentinien; jeder wollte lernen, wie man ihn tanzt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Tango bereits Europa und die Vereinigten Staaten erreicht, wo er zur Sensation wurde. Heute ist der Tango weltweit bekannt und wird von Millionen von Menschen getanzt. Tango-Therapie: Die heilsame Wirkung des Tango Der regelmässige Tangounterricht kann auch als therapeu tisches Mittel wirken, um Heilungseffekte im Krankheitsfall auszulösen. Die Tango-Therapie wurde 2008 in Argentinien mit der Organisation des ersten internationalen Kongresses zu diesem Thema entwickelt. Es wurde festgestellt, dass der argentinische Tango es schafft, gleichzeitig auf die emotio nale wie auf die physische Sphäre des Individuums einzu wirken, da dieser Tanz ein Augenblick der Intimität und der Berührung schafft, in dem die Gefühle ausgetauscht werden; man fühlt sich akzeptiert und berücksichtigt. Er kann ein Instrument sein, um sich selbst besser kennen zu lernen, an seinen emotionalen Blockaden zu arbeiten, sein Bezie hungsleben zu verbessern, das Selbstvertrauen, den Körper- und Gefühlsbewusstsein zu stärken, auf die eigenen tiefsten Bedürfnisse einzugehen. einer musikalischen und szenografischen Poesie. Von Lateinamerika in die ganze Welt

Da der Tango eine psychische wie körperliche Dimen sion hat, stellt er ein einfacher und direkter Weg dar, um Zugang zu seinem inneren Selbst zu finden. Gewöhnliches Üben des argentinischen Tangos kann auch für ältere Menschen hilfreich sein, weil Gleichgewicht und Koordination verbessert werden, wodurch die Gefahr von Stürzen verringert wird. Aus sportlicher Sicht ist es eine sanfte Aktivität, die ebenfalls für Menschen mit einge schränkter Mobilität gewissermassen zugänglich ist. Die wichtigsten Vorteile der Tango-Therapie: • verbessert die motorischen Fähigkeiten - Gleichgewicht, Koordination und Konzentration • sorgt für geistiges und körperliches Wohlbefinden durch die Freisetzung von Oxytocin • stimuliert die Erzeugung von Dopamin, wichtig für die Bewegungskontrolle • sorgt für eine sanfte Bewegung • fördert das Selbstwertgefühl • erhöht die Fähigkeit zur Empathie • trägt zur Lösung bestimmter Kommunikationskonflikte bei, indem neue Wege des Dialogs und der zwischen- menschlichen Zusammenarbeit eröffnet werden • fördert Interaktion, Kommunikation und soziale Kontakte • lindert bestimmte Symptome bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Multiple Sklerose oder die Folgen eines Schlaganfalls • verbessert psychiatrische und psychologische Störungen, u.a. Depressionen, da sie Interaktion, gegenseitiges Zuhö- ren und Loslassen fördert Ja, der argentinische Tango ist viel mehr als ein Tanz! In der Schweiz hat sich die Tango-Therapie seit 2011 dank der verschiedenen Aktivitäten des Lehrers und Tango-Thera peuten Enrique Montel de la Roche entwickelt. Info: www.tango-therapie.ch

Der schotte James McManus lernte im Alter von 80 Jahren Tango zu tanzen, mit 99 Jahren nahm er an der Tango-Weltmeisterschaft 2019 teil

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