Stark Vital Nr. 19

Diese geringe Wiederho lungszahl ist begründet dadurch, dass die Inten sität sehr hoch ist. Daher erfolgen auch die Anpas sungen in erster Linie auf neuromuskulärer Ebene und nicht unbedingt auf struktureller. Das Maximalkraft-Trai ning führt eigentlich ein Schattendasein im Fit ness- und Gesundheits training. In diesem Be reich wird diese Art des Trainings kaum einge setzt, da es einer erhöh ten Betreuungsaufmerk samkeit bedarf. Dabei ist

Aber an all die Bewegungsmuffeln und Suchenden nach Alter nativen – das korrekte und zielführende Muskeltraining kann man eigentlich nur in Fitnesscenter ausführen. Leider gibt es zwei «Wehrmutstropfen», einerseits gelten wir nicht als system relevant und sind von Seite der Behörde schon bald vier Monate geschlossen und zweitens werden Senioren bzw. diese Alters gruppen nicht optimal betreut. Ja, für einige ist der Gang in diese Institutionen (Trainingsstu dios) unangenehm und macht keinen Spass. Aber der Gang muss auch keinen Spass machen, sondern das Ergebnis und das bessere Lebensgefühl und hier beginnt er, der Kreislauf – spürt man die Verbesserung im täglichen Leben, dann geht man gerne wieder zum Training. Wichtig ist jedoch, dass wir durch Muskeltraining vermehrt positive Botenstoffe ausschüt ten. Wer Muskulatur ansammelt, vermehrt seine Botenstoffe. Diese Befehle durchpulsen den Körper 24 Stunden am Tag. Ein kräftiger Muskel sorgt dafür, dass Zucker und Fett auch dann verschwinden, wenn wir mit der Zeitung auf dem Sofa liegen. Zudem schrumpfen unsere Muskel je älter wir werden – ausser man tut etwas dagegen. Sarkopenie führt zum Muskelmasseverlust bei älteren Per sonen und somit zu Haltungs- und Bewegungsbeschwerden. Aber es führt auch zu Alzheimer, Herz-Kreislaufproblemen und anderes. Alle wollen diese Krankheiten beheben, aber niemand kümmert sich dabei um unseren Muskel. Ein weiteres Thema ist die Verbindung von Muskeltrai ning zu Alzheimer-Erkrankung. In einer Untersuchung in Amerika wurde der Zusammenhang zwischen Alzheimer-Er krankungen und Abnahme von Magermasse untersucht. Es wurde die Körperzusammensetzung verschiedener Personen untersucht, von solchen in einem frühen Stadium von Alzheimer und solchen ohne Demenz. Auch wurde der Zusammenhang von Erkennen und dem Gehirnvolumen verglichen. Man kam zum Schluss, dass der Verlust der Magermasse die Alzheimer Krankheit beschleunigt und mit damit die Denk- und Erkenntnis leistung. Bereits Hippokrates, etwa 400 v. Chr., erkannte die Bedeutung des Trainings und sein Zitat war: «Alle Teile des Körpers, die eine Funktion haben, werden sich gesund und wohl entwi ckeln und altern langsamer, sofern sie mit Mass gebraucht und in Arbeiten geübt werden, an die man gewohnt ist. Wenn sie aber nicht benutzt werden und träge sind, neigen sie zu Krankheit, wachsen fehlerhaft und altern schnell.» Aber auch schon bei den Römern galt die Maxime «mens sana in corpore sano» als Dualität Geist und Körper. Daher ist dem Training mit der Altersgruppe 60+ und älter ein besonderes Augenmerk zu schenken. Jedoch geht es hier nicht nur um das Training alleine, sondern um viel mehr noch. Das Training mit dieser Altersgruppe im Speziellen, kann man mit der Aufgabe eines Dirigenten vergleichen, der ein Orchester zu führen hat, das letztendlich als eine Einheit eine wunderschöne und ansprechende Leistung präsentieren soll. Der Dirigent muss das Gesamtziel kennen, aber auch jedes einzelne Instrument, er muss hinhören können, das Gehörte in terpretieren und dann in das grosse Ganze umsetzen. So ist es wenn man als Trainer / Coach in diesen Altersgruppen erfolgreich tätig sein will, auch hier muss man hinhören können und auch die kleinen Töne und Zwischentöne wahrnehmen. Man muss sich ein Gesamtziel stecken mit kleinen Teilzielen. Es ist notwendig die Gesamtheit aller Instrumente zu sehen und zu formen. Dies ergibt dann sicherlich kein einseitiges Training, sondern ein Zusammenspiel von Muskeltraining, Koordination, Flexibilität, Ausdauer, Ernährung. Aber auch der Aufbau und die Vermittlung von Vertrauen ist gefragt. So wie der Dirigent die Ins trumente als Werkzeuge sieht, das Orchester leitet, die Einsätze anzeigt und man ihm vertraut, sollte der Trainer die Werkzeuge nutzen und das Vertrauen aufbauen können, damit am Ende eine höhere Lebensqualität erreicht bzw. entstehen kann.

die Wirkungsweise äusserst effektiv und verfolgt eine hohe präventive Wirkung, da die hohen mechanischen Spannungen auf Bindegewebe und die passiven Strukturen des Bewe gungsapparates bei dieser Trainingsmethode optimal wirken. Diese Trainingsreize kann man durch ein Training, welches eher umfangorientiert ist, nicht erreichen. Doch genau diese Art von Training, also das umfangorientierte Trainieren, wird mehrheitlich bei Senioren angewendet. Natürlich ist diese Art von Training weniger betreuungsintensiv, doch trifft dann der etwas provokative Ausdruck «Wir schonen unsere Senioren zu Tode» auch zu. Nicht Schonen, sondern Fordern ist mein Trainingsprinzip für diese Altersgruppen und sollte auch das Trainingsprinzip allgemein für die ältere Generation sein. Statt Schonhaltun gen und reine Alibi-Bewegungsübungen stehen im Gegenteil höhere und schliesslich hohe Trainingswiderstände, ausrei chende Intensitäten und progressive Trainingssteigerungen auf dem Programm. Diese Aussage und Ansicht vertritt auch Gottlob (vergleiche GOTTLOB, 2009, S. 171). Durch diese Art von Training können Alltagsbelastungen durch die Verbesse rung der Kraftentfaltung über die neuromuskulären Prozes se ökonomischer bewältigt werden. Heben und Tragen sind solch intensive Belastungen und eine bessere Bewältigung dieser Tätigkeiten bringt eine höhere Lebensqualität mit sich. Nachstehend nochmals eine Auflistung der Vorteile eines Ma ximalkrafttrainings nach GOTTLOB, 2009: • VerbesserterSchutz • SchnellereundkräftigereBewegungenwerdenmöglich • KnackigereKörperformen,attraktiveresAussehen • VerstärkungderpassivenStrukturen,wiez.B.Knorpel, Bänder, Sehnen, Knochen und Kapseln • BessereHaltungundWirbelsäulenentlastung • VerbesserterSchutzundLeistungssteigerungbeiälteren Menschen Es steht ausser Diskussion, dass eine kräftige Muskulatur viele positive Faktoren mit sich bringt und die Lebensqualität erhöht. Eine kräftigere Muskulatur bringt bessere Dämpfungs eigenschaften mit sich, man kann grössere äussere Kräfte aufnehmen, der Gelenkschutz wird verbessert und man hat die Fähigkeit, schneller zu reagieren und den Körper schneller aus einer Gefahrenzone zu bringen. Die Muskulatur ist der Motor unseres Lebens bzw. wie ein Titelthema der Zeitschrift GEO vom 7. Juli 2009 lautete: «Muskeln sind die Motoren des Lebens.» oder Bild oben von der GEO Ausgabe April 2021: UNSERE KRAFTPAKETE "Muskeln machen den Körper fit und stärken dabei sogar Im munsystem, Knochen und Gehirn".

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