Stark Vital Nr. 18

Paul Eigenmann Kolumne

Fortsetzung von Seite 7

Lebenserwartung und Kompression der Morbidität

• Variante B / Langes Leben ohne Morbidität und ohne Pflegebedürfnis gegen das Lebensende Aus der Perspektive des Individuums ist Variante B in der vorgehenden Abbildung grundsätzlich sicher erstre benswert. Wer wollte nicht lange und gesund leben? Aus Sicht der Gesamtgesellschaft fällt die Beurteilung von Variante B nicht so eindeutig aus wie aus Sicht eines einzelnen Menschen; denn Variante B würde die Schieflage von AHV und Pensionskassen noch erheblich verschlimmern – es sei denn, dass entweder das Ren tenalter deutlich erhöht oder die AHV- und Rentenleis tungen deutlich gesenkt würden. Und weil wohl – u.a. auch wieder wegen der grundsätzlichen Konzipierung unserer Sozialwerke AHV und Pensionskassen – für die vielen Menschen zwischen 64 bzw. 65 und 70 gar keine Arbeitsmöglichkeiten vorhanden sind, stellt sich die Frage, ob ein deutlich verlängertes Leben mit deut lich tieferen Renten gesellschaftlich überhaupt getragen werden könnte. Für eine abschliessende Beurteilung einer solchen Entwicklung wären auch noch einige rechne rischen Hausaufgaben zu lösen, beispielsweise die Umlage rung eingesparter Kosten bei der Pflegebedürftigkeit unter Verrechnung der Defizite der Spitäler, Alters- und Pflegeheime auf eine Erhöhung von AHV und Renten. Mit einer steigenden Lebenserwartung muss also direkt pro portional auch eine Kompression der Morbidität verbunden sein. Anders geht es gar nicht. Es gibt aber auch noch einen weiteren Gesichtspunkt. Eine erhöhte Lebenserwartung bedeutet automa tisch auch, dass mehr Menschen gleichzeitig auf diesem Planeten leben. Dies wiederum bedeutet unweigerlich mehr Umweltbelastung, es sei denn, die Konsumgesellschaft schränkt ihren Konsum massiv ein, was wiederum…, was wiederum…, was wiederum… usw.

Gerade im STARKVITAL60+ Magazin wird ein hohes Le bensalter bei bester Gesundheit als erstrebenswertes Ziel angepriesen. Ob das tatsächlich erstrebenswert ist, hängt von zwei Punkten ab: • Variante A / Langes Leben aber mit Morbidität und Pflegebedürfnis gegen das Lebensende Aus der Perspektive des Individuums ist Variante A in der vorgehenden Abbildung sicherlich nicht erstrebenswert, obwohl die Beurteilung, ob ein Leben mit langdauernder, behinderter Lebenszeit noch lebenswert ist, nur durch die jeweils betroffene Person vorgenommen werden kann. Aus der Perspektive der Gesellschaft ist Variante A, d.h. ein zunehmend höheres Lebensalter, aber verbunden mit entsprechend langer Pflegebedürftigkeit definitiv nicht an strebenswert, weil die finanziellen Bürden kaum zu tragen wären.

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