Stark Vital Nr. 15

Dr. med. Jürg Kuoni Kolumne

Kuonis Schrottmeldung Nr 15. diesmal Schrotschussmedizin statt Schrott in der Medizin Polypharmazie, das gnadenlose Geschäft mit den Alten Polypharmazie ist eine vornehme Wortschöpfung für Schrotschussmedizin

Es liegt in der Natur unserer Lebens weise, dass sich mit dem „Alter“ Ge sundheitsprobleme manifestieren, die dann eben dem „Alter“ zuge schrieben werden statt dem Lebens wandel. Medizinisch ausgedrückt, ist man dann irgendwann „polymor bid“, und das verlangt nach einer - selbstverständlich evidenzbasierten - Polypharmazie. Punkt. Stattdessen eine Verhaltensänderung? Unmög lich! Ist doch dem Patienten nicht zumutbar! Mit andern Worten: Das fehlt in der Ausbildung der Ärzte. Arzneimittel haben Nebenwirklun gen. Mehrere Arzneimittel zusam men haben nicht nur mehrere Ne benwirkungen, sie haben zusätzlich auch Interaktionen. Besonders der Stoffwechsel des alternden Men schen wird mit dem Chemiecocktail nicht mehr so leicht fertig: aufgrund der schon fast routinemässigen Verschreibung von Cholesterinsen kern folgen als Nebenwirkungen zum Beispiel Muskelschmerzen und –schwäche (führen zu Stürzen), gelegentlich ein Diabetes oder Ge dächtnisprobleme, deshalb ein Rheumamittel gegen die Muskel schmerzen, das die Nieren schädigt, dazu vielleicht noch ein im Alter fast obligates Mittel gegen den „hohen“ Blutdruck, welches mit dem Rheu mamittel interagiert und den Blut druck in die Höhe treibt, dann halt noch ein zweites Blutdruckmittel, welches den Organismus entwäs sert und damit bei älteren Patienten gelegentlich zu Verwirrung oder De pression führt, was dann noch zur Verschreibung eines Alzheimer-Me dikaments führen kann, und so geht die Verschreibungskaskade weiter. Wenn unser Patient nicht schon im Pflegeheim liegt, wird das bald seine nächste Station sein. Die pharmakonzentrische Unkultur in der Medizin erlebt gerade heute seine Blüte. Im Gefolge von Opinion leadern in der Medizin und der Welt gesundheitsorganisation hängen zur Zeit Laien- und Fachpresse am In formationstropf der Pharmaindustrie. Die Erlösung von der Covid-19-Pan demie soll natürlich aus der Küche einer Pharmabude und aus den Reagenzgläsern eines Impfstoffher stellers kommen. Das Ganze muss schnell gehen, dass alle Sicherheits massnahmen warten müssen, bis die Katastrophe real eintritt. Impfen ist Prävention, darum sind Impfstoff

Raus mit sich an der Natur ori entierenden Heilverfahren, statt dessen rein mit Pharmakologie! Rockefeller hatte sich unterdessen in die deutsche Chemiebude IG Farben eingekauft. Big Pharma war geboren. Big Oil, Big Pharma und Big Steel hatten sich gefunden. Die "Philanthropokratie" war geboren Die vereinheitlichte Medizinerausbil dung breitete sich über den Atlan tik aus. Schulen, die den Vorgaben nicht nachkamen, wurden finanziell ausgeblutet und mussten schlie ssen. Die Kultur der Verschreibung von Medikamenten ist heute eine tragende Säule im Glaubensgefüge des jungen Arztes. Schrotschussmedizin hat natürlich eine „wissenschaftliche“ Definition, womit sie einfach ein Phänomen unter vielen ist und nicht eine Un kultur, entstanden aus dem pharma konzentrischen Weltbild der Medizin: Polypharmazie bedeutet, regel mässig fünf oder mehr Medika mente zu sich zu nehmen, zehn oder mehr sind keine Ausnahme Untersuchungen in mehreren Län dern (Schweiz, UK, D, Schweden, USA) gehen davon aus, dass 30 bis 50 Prozent der über 65-Jährigen täglich einen Cocktail von fünf oder mehr Drogen zu sich nehmen. Die andern 50 Prozent nehmen einfach weniger. Es dürfte schwierig sein, einen 80-jährigen zu finden, der täg lich nur ein oder zwei oder allenfalls gar kein Arzneimittel zu sich nimmt. Entsprechende Untersuchungen habe ich keine gefunden. Interessiert ja niemanden!

In der Ausbildung lernen wir Medi ziner, Krankheiten mit Pillen zu be handeln. Hast du einen hohen Blut zucker, muss ein blutzuckersenken des Medikament her. Ist er immer noch zu hoch, ein zweites und so fort. Dasselbe bei einem hohen Blut druck. Vielleicht sind‘s dann vier oder fünf Arzneimittel, bis alle deine Laborwerte richtlinienkonform sind. Der Reflex: Symptom Pille kommt nicht von ungefähr. Um die Wende ins 20. Jahrhundert wollte die AMA, die American Medi cal Association, die Ausbildung zum Mediziner vereinheitlichen. Es gab damals eine Vielzahl Medizinischer Richtungen, Holistische Medizin, Na turopathische Medizin, Ernährungs medizin und so weiter. Für dieses Projekt fehlte es ihr aber am Geld. Davon hatten zwei bekannte Ameri kaner mehr als genug. Der Ölbaron John D. Rockefeller und der Stahl baron Andrew Carnegie. Die beiden übernahmen das Medical Education Project der AMA, das fortan ins neu gegründete Rockefeller Institute for Medical Research integriert wurde. In deren Auftrag schrieb Abraham Flexner einen Bericht, wie die Stan dardausbildung eines Arztes auszu sehen hatte. Flexner war Pädagoge, nicht Arzt. In nur zwei Jahren hatte er sein Studium in Griechisch und Latein an der Johns Hopkins Uni versity abgeschlossen und dann als Lehrer gearbeitet. Sein mehr als 100 Seiten umfassender Bericht im Auftrag der Carnegie Stiftung kann in einem Satz zusammengefasst werden:

Jürg Kuoni Dr. med. Jahrgang 1945 Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe www.starkvital.tv

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