Stark Vital Nr. 14
Edi torial
Als Journalist muss man die Begabung haben, Menschen beobachten zu können. Ich schaue gerne meinen Mitmenschen zu, denn daraus schöpfe ich u.a. auch meine Artikel, Stellungnahmen und Beiträge, wie jetzt dieses Editorial. So möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich einmal zu Themen zu äussern, die nicht strikt mit der Gesundheit zusammen hängen, die aber unsere Gesellschaft als Ganzes betreffen. Wenn ich mich umsehe, stelle ich fest, dass unsere älteren Mit bürger verunsichert sind. Es gibt Fragen, die sie verständlicherweise beunruhigen. Wer zwischen den Zeilen lesen kann und in der Lage ist, Ereignisse zu interpretieren, hat sicher gemerkt, dass WIR ALLE – ganz allgemein ausgedrückt - IN EINEM RIESIGEN UMBRUCH STECKEN. Unser Land wird zubetoniert, grüne Flächen verschwinden nach und nach. Das Konzept der Selbstversorgung im Be reich der Agrarprodukten könnte bald aktuell werden. Achten Sie doch einmal darauf, wie viele Bewohner auf dem Balkon, auf dem Hausdach oder im kleinen eigenen Garten Gemüse oder sonstige pflanzliche Produkte anbauen, nicht nur des Kli maschutzwillens, sondern um sich eventuell selbst ernähren zu können. Nach dem Corona bedingten Lockdown fragen sich einige europäische Länder, ob sie in der Lage wären, sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen. Vegane Kost hat in diesem Fall einen Vorteil, da Veganer in der Tat nur «Mutter Erde» benötigen, um ihre pflanzlichen Lebensmittel anzubauen. Das «Schwiizerdütsch» geht verloren und riskiert den Status einer Minderheitssprache, wie das Rätoromanische. Als Reaktion bestehen immer mehr Deutschschweizer darauf, ausschliesslich in ihrer Muttersprache zu reden «Schwiizer dütsch», oder einfach SMS und Emails meistens nur noch im «Dialekt» zu schreiben. Das Schweizer Fernsehen seinerseits kümmert dies nicht und auch Bundesbern gibt keine eindeutige Stellung ab. Es werden keine Massnahmen getroffen zum Schutz unserer uralten Sprache. Warum merken die Politiker von LINKS bis RECHTS diesen „Wink mit dem Zaunpfahl“ nicht? Überbrückungsrente für ältere Arbeitslose: Da es für ältere Arbeitnehmer schwierig ist, sich als Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern, soll eine Überbrückungsrente geschaffen werden, die einen gesicherten Übergang in die Pensionierung ermöglicht. Auf der anderen Seite soll das Rentenalter aus Kostengründen angehoben werden bis 70plus. Ein Widerspruch per se. Lohndumping wirkt sich negativ auf die älteren Generationen aus. Oft verlieren ältere Mitarbeiter ihre Stelle, weil sie im Vergleich zu jüngeren Arbeitnehmer einfach zu teuer sind. So wird immer mehr älteren Mitarbeitern gekün digt, um jüngere billige Arbeitskräfte aus dem Ausland arbeiten zu lassen. Ein Teufelskreis. Die Corona-Krise hat die Lage vom Arbeitsmarkt leider noch weiter verschärft. Die Geburtenrate in der Schweiz ist alarmierend: 2019 ist sie weiter gesunken auf rund 86‘000 Kinder, davon rund 25‘000 Ausländer. Seit 2009 beläuft sich die Geburtenrate auf rund 1,5 Kinder pro Frau (Zahlen: Bundesamt für Statistik). Warum ist es so? Reichen die Gehälter nicht mehr aus (Lohndumping), um eine Familie zu ernähren? Schreckt die doppelte Belastung Arbeit/Familie die Frauen ab? Oder ist es vielmehr die Tatsache, dass obwohl beide Ehepartner berufstätig sind, nicht genug Geld für eine Familie da ist? Der Ersatz der Elterngeneration in den Industrieländern kann nur garantiert werden, wenn jede Frau durchschnittlich 2,1 Kinder zur Welt bringt (BFS). So sind wir in der Tat in der Schweiz und generell in Europa zum Aussterben verurteilt. Spielt das noch eine Rolle? Leider nicht, der MAMMON hat auf jeden Fall gewonnen. Abgesehen von obigen Bedenken, hat die Corona-Krise auch einige positive Auswirkungen gezeigt. Während des Lock downs wurden keine dringenden Operationen am Körper durchgeführt und danach sind nicht alle nachgeholt worden. Es wird geschätzt, dass in der Schweiz 20 Prozent der chirurgischen Eingriffe überflüssig sind. Anscheinend wird während grosser Krisen bei den meisten Menschen wieder der angeborene «Eigenverantwortungs-Modus» eingeschaltet. In diesem Sinne wünsche ich der StarkVital60+ Leserschaft weiterhin einen angemessen Weitblick in die nahe Zukunft. Vergessen Sie nicht, zwischen den Zeilen * zu lesen. Übrigens, auch bei diesem Editorial. Ihr Jean-Pierre L. Schupp Willkommen in der schönen Schweiz mit Sicht auf Berg und Tal. Entschuldigung, ich meine auf Gebäude-Beton und Strassen-Asphalt.
Jean-Pierre Schupp
Jahrgang 1954
* Mein Fazit: Die Schweiz verträgt u.a. KEINE 10 Mio. Bevölkerungszahl
Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe www.starkvital.ch
STARKVITAL 60+, Nr. 14
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