Stark Vital Nr. 13

Zeiten wende

In diversen StarkVital Ausgaben werden Persönlichkeiten ihre Meinung zum Thema: WENIGER IST MEHR kundtun Die Reform des heutigen «kranken» Gesundheitswesens Folgend Teil 1

Mein Statement zur Lage unserer Branche und zur Frage: Wie weiter mit dem Gesundheitswesen?

FITNESSTRAINING ALS PRÄVENTIONSMASSNAHME? Während Sie die sen Artikel lesen, gehen Tausende von Zellen in Ihrem Körper zugrunde (das liegt aber nicht am Inhalt). Gleichzeitig wer den Tausende von neuen Zellen auf gebaut. Diesen Prozess nennt man Leben. Wenn wir jung sind, überwiegen die Aufbauprozesse: Wir wachsen. Wenn wir alt sind, überwiegen die Abbauprozesse: Wir sterben. Die Evolution hat kein „Interesse“ daran, dass wir unsere Reproduktionszeit allzu lange überleben. So ungefähr ab 25 beginnt der allmähliche Abbau unseres Körpers. Die ärztliche Kunst, die Reha, die pharmazeutische Forschung, eigentlich der gesamte Gesundheitsbetrieb dient dem Zweck, die noch „geschenkte“ Zeit erträglich zu gestalten. Die Fitness-Industrie könnte hier einen signifikanten Beitrag leisten - tut sie aber nicht. Wahrscheinlicher ist, dass durch die derzeitige „Versportlichung“, die Unfallzahlen und der Gesundheitszustand vieler, die sich aktiv um eine gesunde Lebensweise bemühen, beeinträchtigt wird. In der Tat ist die Verwechslung oder Gleichsetzung von Fit ness mit Sport selbst unter „Fachleuten“ üblich. Dieser semantische Irrtum mag viele Gründe haben. Einer liegt wohl in der Wahl des Anglizismus „Fitness“ selbst, der „zufällige Angepasstheit“ an die Umweltbedingungen bedeu tet (Spencer, Darwin), nicht aber explizit sportliche oder kör perliche Leistungsfähigkeit. Ein weiterer Grund mag in der „Geschichte“ der Fitnessbewegung liegen. Denn diese kommt vom Bodybuilding, einer Randsportart aus dem Anfang des 20sten Jahrhunderts. Das Image der Muskelmänner eignete sich wohl nicht für eine kommerzielle Verwertung, so dass ein neuer Begriff her musste, um die Akzeptanz breiterer Bevöl kerungsschichten zu gewinnen. Zweifellos verstehen sich viele Fitness-Anbieter als « Präven tologen» ; sehen sie doch täglich, dass es den Kunden bes ser und besser geht. Was fehlt, ist die eindeutige Positionie rung, sowohl in der Öffentlichkeit wie in der Politik. Die Wahr nehmung als «Sport» ist irreführend. Sport ist Wettkampf und Spass. Muskeltraining wird zweifellos genutzt, um sportliche Leistungen zu maximieren. Im Sinne der Prävention jedoch geht es um Selbstoptimierung, konkret um die Aktivierung der physiologischen Aufbauprozesse auf Kosten der Abbaupro Werner Kieser Jahrgang 1940 Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe: www.starkvital.ch

Mich macht es traurig, dass die Fit ness- und Gesund heits-Branche in den Wochen des Corona-Lock downs von Politik und BAG als so unbedeutend ein geschätzt wurde,

Yvonne Keller Jahrgang 1965 Lebenslauf und Kontaktaufnahme: siehe www.starkvital.tv

dass wir in den Pressekonferenzen schon gar nicht erwähnt wurden. Es ist uns in den letzten Jahren nicht gelungen, deut lich zu machen, wie wichtig ein regelmässiges, gesundheits orientiertes Krafttraining ist und dass wir systemrelevant sind. Auch die Bildsprache, welche mit Fitnesstraining verbunden ist, drückt keine Systemrelevanz aus. Hier sehen wir immer noch Bilder von Sixpacks bei knackigen jungen Männern und sexy junge Frauen im bauchfreien Dress. Schöne Bilder fürs Auge, aber nicht die Bildsprache, die es braucht, um zu ver mitteln, dass wir diejenigen sind, die Risiko-Gruppen-Men schen kompetent begleiten und trainieren und damit system relevant sind! Für das Gesundheitswesen wünsche ich mir, dass ein gesun der Lebensstil von der KK Grundversicherung belohnt wird. Oder umgekehrt, dass ungesunde Nahrungsmittel, Zucker, Alkohol, schlechte Fette, etc. eine Steuer erhalten. Wer sich nicht aktiv bewegt, sollte für dieses Unterlassen finanzielle Konsequenzen tragen mit einer höheren Kran kenkassen-Prämie. Ein aktiver und gesunder Lebensstil mit Bewegung- und Krafttraining sollte von uns allen zur Entlas tung der Allgemeinheit erbracht werden! Wir bezahlen Steuern für die Allgemeinheit, wir bringen unser Auto in den Service, damit es durch die Kontrolle kommt für die Sicherheit der All gemeinheit, wir legen diverse Prüfungen ab für verschiedenste Tätigkeiten für die Sicherheit der Allgemeinheit, so ist auch der Erhalt eines gesunden Körpers für die finanzielle Tragbarkeit der Allgemeinheit wichtig! Nur mit einem gesunden Lebens stil können die Kosten für unser Gesundheitswesen reduziert werden. Zudem finde ich persönlich, es sollte weniger Geld für den Wettkampfsport ausgegeben werden, dafür mehr Geld und Aufmerksamkeit für die Aktivierung der Menschen zum regel mässigen und lebenslänglichen Gesundheitstraining. Yvonne Keller , med. Rücken-Center

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STARKVITAL 60+, Nr. 13

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