HEALTH TRIBUNE Nr. 3

Fort setzungen

Fortsetzung von Seite 13

Merksatz 1: Noch nie konnte nachgewiesen werden, dass Prostatakrebs-Vorsorge zu einem längeren Leben verhilft. Meist aber zu einem längeren Leben als Krebspatient mit allen negativen Konsequenzen. Merksatz 2: Nutzen der Prostata krebs-Vorsorge: verschwindend gering bis nicht existent. Scha den: gewaltig. Unnötige Gewe benentnahmen, unnötige Opera tionen, unnötige Bestrahlungen, unnötige Chemotherapien. Auf einen „Geheilten“ kommen 37-48 Geschädigte (ERSPC-Studie, New England Journal of Medicine März 2009) . Facts 2: Brustkrebs Im November 2012 erschien im New England Journal of Medicine eine Studie, die das Resultat von 30 Jahren Brustkrebsvorsorge mit Mammografie (spezielle Röntgenun tersuchung der Brust) analysierte. Sie kommt zum Schluss, dass in den USA in dieser Periode 1.3 Milli onen Brustkrebsfälle ZUVIEL diag nostiziert worden sind, also (Zitat) „Krebse, die nie Symptome verur sacht hätten“ . Eine Katastrophe. Aber es geht weiter: „Obwohl sehr viele Brustkrebse in einem frühen Stadium diagnostiziert worden sind, hat die Zahl der Frauen kaum abgenommen, bei denen der Krebs erst in einem fortgeschrit tenen Stadium gefunden wird“ . Der Anspruch der Vorsorge, die Krank heit früh zu finden und damit besser behandeln zu können, wird klar nicht eingelöst - sonst hätte der Anteil Frauen mit einem fortgeschrittenen Krebs laufend abnehmen müssen. Es werden einfach mehr Diagnosen gestellt. Nutzen der Mammografie: verschwindend gering. Schaden: gewaltig. Wie schon im letzten Bei trag gesagt: Die häufigste Krankheit in unserer Gesellschaft ist die Dia gnose.

Frage 1: Handeln Urologen nach bestem Wissen und Gewissen? Ja und Nein. Gerd Gigerenzer ist dieser Frage nachgegangen (Weg warth und Gigerenzer, Statistical Illit teracy in Doctors, im Buch „Better Doctors, Better Patients, Better Dicisions“) und hat einen 60-jähri gen „Undercover-Arzt“ zu 20 Uro logen geschickt mit der Frage: Soll ich einen PSA-Test machen? Kann der Test Prostata-Krebs zuverlässig feststellen? Hat der Test auch Nach teile? Resultat: Gerade 2 von den 20 Uro logen konnten alle seine Fragen rich tig beantworten. 14 machten dem „Patienten“ aber klar, dass der Test sein Leben retten kann. Frage 2: Handeln Gynäkologen nach bestem Wissen und Gewis sen? Gleiches Szenario wie vorher: 55-jährige „Undercover-Ärztin“ befragt 20 Gynäkologen, ob sie eine Mammografie machen soll. 17 raten dringend dazu, die Untersuchung rette Leben, sie sei wissenschaftlich sehr gut dokumentiert. Bezüglich Krebsvorsorge sind Uro logen und Gynäkologen mehrheitlich statistische Analphabeten. Fazit: Weder Prostata- noch Brustkrebsvorsorge ist ein Heilmittel. Fragen Sie NICHT Ihren Arzt! Informieren Sie sich bei zuverlässigen Quel len. (zB http://www.uspre ventiveservicestaskforce. org/recommendations.htm, oder googeln Sie „Gerd Gige renzer“, den Autor des oben erwähnten Buches)

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