HEALTH TRIBUNE Nr. 3

Bertino Somaini

Mehr Bewegung - ganz einfach!

Dr. med. Bertino Somani

Natürlich ist eine bewegungsför derliche Umgebungsgestaltung ein längerfristiges Anliegen. Architektur, Landschaftspla nung und Innenraumgestaltung können hier viel dazu beitra gen. Wo findet sich noch ein schönes Treppenhaus, das ani mierend wirkt (ein Hotel erbaut vor 100 Jahren und die heuti gen Hotels zeigen den Unter schied)? Wo wird der Zugang zum Lift erschwert gegenüber der Treppe? Die hässliche Treppe muss ich suchen, der Lift ist gerade beim Eingang. Das sollten wir wieder ändern. Daneben spielt das individuelle Verhalten weiterhin eine wich tige Rolle. Als Fachleute wissen wir auch: Emotionen besiegen meist rationale Entscheide (gut sichtbar in der Werbung). Bei der Bewegungsberatung stehen die emotionellen Aspekte im Vordergrund. Man hilft Leuten nicht, indem man ihnen erläu tert, warum sie sich ändern soll ten, sondern vielmehr, indem man sie fragt, warum sie sich ändern möchten. Darauf basie ren dann weitere Empfehlungen. Unmittelbarer oder kurzfris tiger (emotionaler Nutzen) ist zunächst wichtiger als mittel- und langfristiger Nutzen (meist rational abgeleitet). Auch hier soll Bewegung zunächst ver mehrt in den Alltag eingebaut werden. Ansätze aufzeigen, wo dem Willen auch Taten folgen ohne viel zu Überlegen.

Zunächst muss unser Gehirn eingestellt werden auf: Ich benutzt immer die Treppe und ich tue es bewusst etwa 2 Monate lang - dann wird es zur Routine. Auch im Bahnhof und überall benutzen wir dann automatisch die Treppe statt der Rolltreppe oder den Lift. Das funktioniert recht gut. Nicht Bewegung ist heute einfach. Wir kennen die wichtigsten Gründe dafür. Es gilt: Mehr Bewegung wieder einfach zu gestalten. Menschen, die sich im Alltag mehr bewegen, spüren auch die Lust nach zusätzlicher Bewegung. Ein natürlicher Pro zess zur Bewegungsförderung.

Es ist den meisten Menschen bestens bekannt, dass sie sich mehr bewegen müssen, um die Gesundheit zu erhal ten. Trotzdem bevorzugen viele sich nicht zu bewegen. Warum ist dies so? Wollen aber nicht machen - so lautet die Erfahrung. Neuere Erkenntnisse zeigen: Es ist für unser Gehirn anstrengend immer wieder neu zu entscheiden. Sobald etwas zur Routine wird, ist es leicht. Unser Umfeld fördert das „Nicht Bewegen“. Bewegung wieder in unser „normales Alltagsverhal ten“ einzubauen, ist daher der entscheidende Schritt. Bekannt ist ebenfalls, dass (speziell in solchen Situationen) eine intel ligente Umgebungsgestaltung wirksamer ist als aufwändige pädagogische Bemühungen. Jeder von uns kennt solche Situationen. Wenn beim Lift ein Plakat aufgehängt ist, auf dem steht „Nicht in Betrieb wegen Revision“, so nutzen die Men schen problemlos die Treppe. Wenn das Plakat wieder weg ist, so nutzen sie „kopflos“ den Lift. Warum nicht daraus ein „Rou tineablauf“ schaffen? Treppen steigen wird normal: Das Plakat einfach hängen lassen mit dem Hinweis «wenn Treppensteigen nicht zumutbar ist, so kann der Lift genutzt werden». Solche kleinen und meist kostenlosen Hinweise zeigen oft gute Wir kung. Testen Sie es aus - in der Familie, im Betrieb oder in Ver einen.

Dr. med. Bertino Somaini

1946 geboren, verheiratet, 2 Söhne. Arzt, Präventivmediziner mit Public Health Ausbildung. Seit längerer Zeit aktiv in Prä vention und Gesundheits

förderung. Berufserfahrung in der Verwaltung (Bundesamt für Gesundheit), Universität Zürich, Gesundheitsförderung Schweiz. Jetzt eigene Beratungsfirma

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