HEALTH TRIBUNE Nr. 3

Health News

Ist überhaupt jemand an der Senkung der Gesundheitskosten interessiert?

„Diese Ergebnisse bestätigen den Paradigmenwechsel, der vor eini gen Jahren in der Hirnforschung stattgefunden hat“ , sagt Professor Dr. med. Joseph Classen, Tagungs präsident der 57. Jahrestagung der DGKN, Leipzig. „Lange dachte man, dass sich das erwachsene Gehirn strukturell nicht mehr verändert. Mittlerweile wissen wir, dass etwa Lern- und Trainingsprozesse noch zu Veränderungen führen können,“ erklärt Schmidt-Wilcke. Mit weiteren Untersuchungen wollen der Neuro loge und sein Team herausfinden, ob die Zunahme der grauen Substanz bei Leistungssportlern Auswirkun gen auf andere Lebensbereiche hat. „Eine Arbeitshypothese wäre, dass die Zunahme der grauen Substanz im SMA die Leistung des Arbeits gedächtnisses erhöht – also die Fähigkeit, schnell Informationen zu verarbeiten und Entscheidungen zu treffen“ , sagt Schmidt-Wilcke. Eine frühere Untersuchung habe gezeigt, dass schon Walking zu einer Zunahme des Hippocampus-Volu mens führt sowie das Langzeitge dächtnis fördert, das im Hippocam pus verortet wird. Detailliert Auskunft zu ihrer Studie und möglichen Kon sequenzen daraus gaben die For scher auf der 57. wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKN, die vom 21. bis zum 23. März 2013 in Leipzig stattfand. Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung stehen im Inter net unter: www.dgkn-kongress.de.

Gesellschaftliche Systeme, und dazu gehören Krankenversicherungen, sind weder am gesundheitlichen Wohl ihrer Mitglieder, noch an der Senkung ihrer Kosten, sondern einzig an ihrer Selbst erhaltung interessiert. Das liegt – wie der Systemtheoretiker Niklas Luhmann nach weist – in der Natur aller sozio-technischen Systeme. Dies ist auch das Fazit, das ich leider nach 20 Jahren als Unternehmer in Deutschland ziehen muss. Ich glaube nicht, dass in dieser Beziehung wesentli che Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz bestehen, da es sich – wie gesagt – um systemimmanente Merk male handelt. Mit dem Werbespruch, „Ein starker Rücken kennt keine Schmerzen“ , expan dierte Kieser Training allein in der Zeit von 1995 bis 2002 mit der Eröffnung von über 100 Trainingszentren. Gleichzeitig versuchte ich mit unserer Forschungsab teilung die Resultate der medizinischen Kräftigungstherapie den Kostenträgern vorzustellen. Zwei Beispiele: 1998 wurden in der Neck & Back Clinic in Minnesota 38 Patienten, die für eine Rückenoperation angemeldet waren, wäh rend 10 Wochen auf ein spezifisches Kraft trainingsprogramm für die Rückenmusku latur gesetzt. Von den 38 Patienten konn ten 35 den Operationstermin absagen. (Arch Phys Med Rehabil Vol 80, Januar 1999) MKT-Praxis im Kieser Training Würzburg Von April 2004 bis April 2005 wurden 388 Patienten mit eindeutiger OP-Indikation mit der Lumbar Extensionsmaschine behandelt.

Noch 44 Patienten (11%) mussten ope riert werden. Diese Studie wurde am Wirbelsäulenkon gress 2006 in München vorgestellt und in European Spine Nr. 11 November 2007 publiziert) Im Klartext: Neun von 10 Rückenopera tionen sind überflüssig. Man fand dies alles „interessant“; geschehen ist nichts. So begann ich an Tagungen, in Interviews und in Inseraten darauf hinzuweisen, dass von den 50 Milliarden Euros, die der Rücken der Deutschen angeblich kostet, locker 40 Milliarden eingespart werden können. Meine provokativen Aussagen nervten offenbar einige Politiker. So kam es zu einem Gespräch mit der damaligen Gesundheitsministerin, Ulla Schmidt und ihrem Hofstaat von Professoren und sons tigen Bediensteten. Ich stellte die Studien vor, auf denen meine Behauptungen beruhten. Der Professor, der für die Evaluation neuer Therapie- und Präventionsverfahren zuständig war, sagte nach meinem Vortrag etwas konsterniert: „Warum schicken Sie mir diese Studien nicht?“ Hier steht die Welt Kopf: Ich, als a) Nicht-Wissenschaftler, sondern Unter nehmer, b) als Ausländer, soll den Job dieses Pro fessors übernehmen. Was macht er denn in seinem Amt? Vermutlich ist er voll damit beschäftigt, seinen Posten zu behalten, da möglicherweise ein Regierungswechsel bevorsteht (der dann ja auch stattfand). Völlig auf den Boden der Realität brachte mich der Manager einer grossen Kranken kasse. Nach dem ich ihm die Einsparun gen von 40 Milliarden plausibel dargelegt hatte, schaute er mich lange an. „Wissen Sie, wie viele Arbeitsplätze das ver nichten würde?“ Nein, daran hatte ich in meiner Naivität nicht gedacht. Die Milliarden an Krankheitskosten sind ja nicht verloren. Sie fliessen in tausende von Taschen, schaffen hunderttausende von Arbeitsplätzen in Kliniken, Arztpraxen und Verwaltung; sie finanzieren die imposan ten Verwaltungsgebäude der Kostenträger und tragen zum Gedeihen der pharmazeu tischen Industrie bei. Ernsthaft interessiert an einer Senkung der Krankheitskosten und der Prävention ist ausschliesslich das betroffene Individuum.

Info: www.kieser-training.com

Werner Kieser mit der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt

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