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Präventionsgesetz in der Schweiz

POLITISCH NICHT GEWOLLT

Dr. med. Bertino Somaini

Ende September 2012 hat der Ständerat in der Schweiz ent schieden den Vorschlag des Bundesrates für ein Präventi onsgesetz definitiv abzulehnen. Somit ist dieses Thema in der Schweiz in den nächsten Jahren vom Tisch. Gescheitert ist das Gesetz an 2 Aspekten: a) Angst gewisser Politiker vor einer Bevormundung der Bürger und einer zuneh menden Bürokratie b) Zusätzliche potenzielle Kosten für den Staat Verschiedene politische Grup pen haben versucht zu retten, was zu retten ist und sind grö ssere Kompromisse bei der Beratung des Gesetzes einge gangen. Die wichtigsten Zähne im Gesetz wurden gezogen. Somit blieb am Schluss „nur noch“ ein Koordinationsgesetz - das nun auch noch abgelehnt wurde. Es stellt sich die Frage: • Zusammenarbeit ist in der Schweiz nicht verboten - warum geschieht dies nicht häufiger? Brauchen wir dazu ein Gesetz? • Alle rufen nach Koordination - aber niemand will koordi niert werden. Sind wir so auf unsere Einzel interessen fokussiert, dass es zur Koordination ein gesetzliche Verpflichtung braucht?

Es gibt im Prinzip 3 Möglichkei ten ein Anliegen zu fördern: A) Gesetze/Vorschriften B) Finanzierung C) Argumentation Da ein Gesetz zur Koordination nun fehlt, bleiben uns zur För derung der Zusammenarbeit Finanzierungsanreize und Argu mente. Natürlich ist eine Zusammenar beit aus Prinzip kein gutes Argu ment. Für viele Bereiche sind die Vorteile einer wirkungsvollen Zusammenarbeit belegt, wie: • Wichtiges Anliegen gemein sam angehen Kunden (und Bevölkerung) werden besser erreicht • Mehr Wirkung mit weniger Aufwand (besserer Einsatz von Ressourcen) • Attraktiv für weitere Partner • Besseres Image in der Bevölkerung • Netzwerk für Erfahrungs austausch und Nutzen wei terer Möglichkeiten Ein Beispiel: Diabetes wird in unserer Gesell schaft zunehmend häufiger. Es gibt diverse Organisationen die sich mit diesem Thema beschäf tigen - die meisten für sich allein. Zum Nutzen der Bevölkerung wäre doch ein Zusammengehen aller wichtigen Instanzen fast

ein “Muss“. Die Fitnessbranche, Präventionsstellen bis hin zu Ärzten die Patienten betreuen, leisten ein wichtigen Beitrag. Ein gemeinsames und besser koordiniertes Vorgehen wird den Nutzen für die Bevölkerung deut lich erhöhen. Kompromisse und Zusammen arbeit scheitern oft am „NEIN“ wichtiger Partner. Es ist klar, die „NEIN- Sager“ investieren oft mehr Energie darin, dass es nicht klappt (weil sie befürchten, etwas zu verlieren). Die „JA Sager“ resignieren. Was meint dazu die Bevölke rung? Sollen wir diese „Nein Sager“ weiterhin mit Steuergel dern oder sozialen Versiche rungsprämien fördern? Warten wir doch nicht wieder Jahre auf ein Gesetz, das zur Zusammenarbeit verpflichtet. Nutzen wir die vielen Möglich keiten heute zur Verbesserung der Situation in der Bevölke rung. Diese wird es zu schätzen wissen.

Dr. med. Bertino Somaini

1946 geboren, verheiratet, 2 Söhne. Arzt, Präventivmediziner mit Public Health Ausbildung. Seit längerer Zeit aktiv in Prä vention und Gesundheits

förderung. Berufserfahrung in der Verwaltung (Bundesamt für Gesundheit), Universität Zürich, Gesundheitsförderung Schweiz. Jetzt eigene Beratungsfrma

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