HEALTH TRIBUNE Nr 1
Claus Muss
Wie macht sich Stress kör perlich bemerkbar? Frühzeitige Stress-Symptome sind Warnsignale und können auf körper licher und psychischer Ebene auf treten. Präventionsmedizin, Ernährungs medizin, Fitness-Medizin Präsident der Internationalen Gesellschaft für angewandte Präventionsmedizin I-GAP, Wien Präsident des Euro päischen D-A-CH-Verbandes für Stress-Medizin. www. Stress-Medicine.eu bzw. www. I-gap.org Fortsetzung in der HT Nr. 2
persönliche Kritik hinzu, kann dieser zunächst beflügelnde Zustand sich zu einem sogenannten „Distress“ aufschrauben, aus dem Leistungs abfall und weitere sich negativ ver stärkende psychische und physische Konsequenzen einstellen können. Welche Stressauslöser sind bekannt? Der wichtigste Stressauslöser ist Zeitmangel und ein ungenügendes Zeitmanagement. In der Arbeitswelt wird der Leistungsdruck zunehmend als Stress empfunden. Immer weni ger Arbeitnehmer üben ihren Beruf aus intrinsischen Motiven aus. Intrin sisch bedeutet, dass man um seiner selbst willen etwas tut, weil es eige nen Interessen entspricht. Viele Mit arbeiter/Innen fühlen sich dagegen gezwungen und fremdgesteuert. Führungsebenen geraten zuneh mend auch unter einem erhöhten Leistungsdruck und verfehlen ihre Aufgabe zu Motivation der Mitarbei ter. Es entsteht ein Betriebsklima mit entfremdender Tendenz. Die per sönliche Motivation und persönliche Identifizierung mit der Arbeitsauf gabe schwindet. Kritik, Mobbing und persönlicher Druck werden häufig als Belastung empfunden. Die Nega tivspirale nimmt ihren Lauf. Beson ders bedenklich erscheint in diesem Zusammenhang auch der frühzeitig verschärfte Leistungsdruck der sich zunehmend bereits in der Kindheit und in der Jugend abzeichnet. Die nachfolgenden Generationen erhal ten immer weniger die Möglichkeit zum sozialen Lernen und müssen sich stattdessen auf die Selektion nach einseitigen Lernzielen einstel len.
rung an den Alltag benötigt werden. Zeitnot ist eine allgemeine Ursache für viele Stressformen. Das tägliche Anforderungsprofil einer Hochleis tungsgesellschaft erzeugt immer häufiger einen zeitraubenden Tribut. Am Ende hat man nicht einmal mehr Zeit für das Wichtigste im Leben: Für sich selbst. Stress kann schon in der Kinderstube beginnen. Nur wer als Kind bereits lernt adäquat auf Stress und Stressauslöser zu reagieren, kann seinen Anforderungen auch im Erwachsenenalter genügend gerecht werden. Stress verleitet zur Toleranz gegenüber gewissen alltäg lichen Suchtmitteln. Tabakkonsum oder erhöhter Alkohol lindern nicht wirklich. Stress Situatione verlei ten nur allzu häufig den Einstieg in den Abstieg. Der entscheidende Faktor zur Stresskompensation und zur Stressbewältigung liegt in der Selbsterkenntnis und der ent sprechenden Selbsteinschätzung (Selbstanalyse). Nur wer sich seinen Alltagsstress ständig bewusst macht, kann ihn kontrollieren und wird nicht von ihm überrascht. Kon trollverlust gegenüber dem Stres serlebnis kann sich schnell zu einem persönlichen Dilemma auswirken. Anforderungen und Motivation können in der Schule, im Berufsle ben oder auch im Sport auch durch aus zunächst beflügeln. In einer solchen Phase fördert ein gewisser kompensierter und zeitlich limitierter Stress tatsächlich auch die persön liche Leistungsfähigkeit. Verschafft man sich jedoch nicht rechtzei tig einen gewissen Ausgleich oder treten negative psychische Kompo nenten, wie anhaltender Druck oder
Prof. Dr.habil Dr.med. Claus Muss Ph.D Geb. 6. März 1956 in Hamburg Ausbildung: Studium der Biochemie, Medi zin in USA, Asien und Deutschland. Promotio nen in Medizin, Human
biologie und Public Health. Wissenschaftliche Forschungsarbeiten mit Ab schluss zum Doktor of Philosophie (Ph.D) sowie Habilitation am Department Public Health Str. Elisabeth University (EU) im Bereich der Präven tionsmedizin (Sport- Ernährungs- und Fitness medizin). Akademische Lehrtätigkeit in Präventionsmedi zin sowie niedergelassen mit immunologischer und ernährungsmedizinischer Schwerpunktpra xis in Augsburg (D). Vorstand der Internationa len Gesellschaft für Präventionsmedizin (I-GAP) Wien (A) und Leiter der dortigen Forschungsab teilung für angewandte Präventionsmedizin. Vor stand des Dachverbandes für Stress-Medizin (EDVSM).
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