FT 106 - Jahr 2007
Kommentar
Sport & Fitness hört auf.
War die Vision doch zu gross? Insbesondere die Flaschenware entwi ckelte sich zunehmend zum Sorgenkind, da hier der Absatz zwar seht gut, jedoch eben nicht hoch genug war, um die Mindestmenge an Produktion nur halb wegs lukrativ werden zu lassen. Daher verabschiedete sich S&F auch im Zuge der Pfandpflicht bald vom Verkauf der pfandpflichtigen Ware.
Zu Beginn des Jahres 2004 startete der Geschäftsführer Michael Drink hahn eine Nahrungsergänzungsmarke, die den Fitnessunternehmern und den Endkunden einen deutlichen Mehr wert bieten sollte. Hochwertige Pro dukte bieten alle (grossen) Firmen an. Doch das Marketing und insbesondere die Endkundeninformation lagen wei testgehend brach. So wurden in freier Zusammenarbeit mit Patric Heizmann diverse Kommunikationshilfen entwi ckelt, welche die Betreiber unterstüt zen sollten, die Produkte am Markt erheblich besser zu platzieren. Durch das geballte Know-how von WPT bzw. Herrn Wolfgang Brandt, seinerzeit Mul tipower-Erfinder, wurden Produkte ent wickelt, die vom Markt auch sehr gut angenommen worden sind. Auch für die neue Zielgruppe 40+ wurden Produkte, unter dem Namen „Vita“, auf den Markt gebracht. Der Absatz war jedoch etwas schleppend. Michael Drinkhahn wurde hier wieder einmal mehr klar, wo sich das Nadelöhr der Nahrungsergänzungs branche befindet, nämlich im Studio an der Theke bzw. im Trainingsbereich: schlecht ausgebildete Trainer und The kenkräfte und kein aktiver Verkauf von den neuartigen, hervorragenden Pro dukten. Die Unwissenheit schaffte Vor urteile, die den aktiven Verkauf stark behinderten.
Preispolitik hervorragend an, sondern wegen der klaren Struktur und der „Ehrlichkeit“. Obwohl sich die finanzi elle Situation zunehmend verbesserte, wurden (anscheinend) immer noch rote Zahlen geschrieben. Im November 2006 wurde Michael Drinkhahn aus dem Unternehmen entlassen. Vermut lich war die Preispolitik zu ruinierend, was ich aber nicht einschätzen kann, da es hier unterschiedliche Meinungen gibt. Fakt ist: Der Neukundenstrom stieg weiter. Und 2007 wären wohl aus den roten schwarze Zahlen geworden. Doch die Golden Gate entschloss sich, Sport & Fitness auf Grund der aktuellen finanziellen Situation dicht zu machen. Frank Walenda, der kommissarisch die Aufgaben Drinkhahns übernahm, suchte in drei Meetings mit dem AD nach Lösungen, die leider nicht umsetz bar waren, da S&F in grossen Teilen ab Januar wohl nicht mehr lieferfähig gewesen wäre, was unausweichlich zum Kundenabgang geführt hätte. Welche Aufgaben Herr Brandt im Hin tergrund erledigte, ist nicht bekannt. Nur wurde von einem Streit zwischen dem Besitzer Golden Gate und Brandt gesprochen. Die Vermutung liegt nahe, dass Golden Gate einfach Bedenken hatte, sich in einem Markt beweisen zu müssen, in welchem sie sich überhaupt nicht auskennt! S&F sollte noch zum Jahresende 2006 verkauft werden, doch nun sollen am 31. März 2007 die Schot ten definitiv dicht gemacht werden. Was die Schweiz angeht, sind die Fit nessclubs davon nicht betroffen. Wena sport Nutrition GmbH u.a. vertreiben weiterhin Produkte von Sport & Fitness in der Schweiz. Da S&F Schweiz immer unabhängig von Deutschland beim glei chen Hersteller produzieren liess, sind die Produkte von S&F weiterhin in der Schweiz lieferbar. Wenasport wird also weiterhin als kompetenter Partner für die Schweizer Studios S&F liefern kön nen. Michael Drinkhahn sorgte mit dem Netto-Netto-Preissystem sicherlich für grossen Wirbel, aber er hat unnützen Rabattschlachten ein eindrückliches Ende gesetzt. Jean-Pierre L. Schupp
Nachdem mit einem (zu) grossen Aus sendienst gestartet worden war und auch der erste FIBO-Auftritt erhebliche Kosten verschlungen hatte, spitzte sich die Kostensituation zu. Der Aussen dienst wurde verkleinert, da die erfor derlichen Zahlen nicht erreicht wur den. Ein neuer Investor (Golden Gate) schoss erhebliche finanzielle Mittel zu mit dem Ziel, Sport & Fitness zu einer europaweiten Markenware auszubauen. Michael Drinkhahn übernahm den Vorstandsvorsitz der Golden Gate AG, worauf zwangsläufig der Fokus nicht mehr ausreichend bei Sport & Fitness lag und trotz eines hervorragenden, gesundgeschrumpften Aussendienstes die Geschäfte nicht die gewünschten Zahlen erwirtschafteten. Die Mitbewerber hatten anscheinend von Beginn an gehörigen Respekt vor dem S&F Marktauftritt. Immerhin wanderte ein Grossteil des Multipower Aussendienstes zu S&F ab. So wurde kräftig gegen S&F geschossen: mit Rechtsstreitigkeiten und unglaublichen Rabattschlachten – gegen den guten Aussendienst und das Marketing hatten die anderen wohl nichts anderes entge genzusetzen! Der Kunde war der Nutz niesser, konnte so günstig wie nie Ware einkaufen. Drinkhahn dachte sich daher ein völlig neues, einzigartiges Konzept aus: ein Netto-Netto-Preissystem. Die Idee: Der Kunde zahlt einen sehr nied rigen, nicht mehr rabattierbaren Preis für die Produkte und erhält das Mar ketingmaterial zum Selbstkostenpreis. Ein faires Konzept, zumal viele Studio besitzer den Überblick verloren hatten, welchen Produkte-Preis sie tatsächlich bezahlten. Damit sollte „Ruhe in die Rabattschlacht“ kommen. Das Ergeb nis lies nicht lange auf sich warten: Der Neukundenstrom war im Oktober 2006 so hoch wie nie zuvor! Das neue Preis system kam nicht nur wegen der neuen
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Fitness Tribune 106
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