FITNESS TRIBUNE Nr. 141 Archiv aus dem Jahr 2013
Editorial
25 Jahre Fitness Tribune
Jean-Pierre L. Schupp Jahrgang 1954, verheiratet, 3 Kin der und beken nender Christ und somit Monotheist.
für mich so wichtige „Gesundheits-Thema“ spre che. Die meisten Bekannten antworten so etwas wie: „Meinst du? Ja, ich werde wieder mit Tennis spielen beginnen“ oder „Ich steige jeden Tag meine 40 Stufen die Treppen zum Haus hoch“ . Tatsächlich aber zerfallen sie körperlich immer mehr und ihre „kranke“ Zukunft ist einfach vorprogrammiert. Ich sehe aber zunehmend Menschen, die nicht nur äusserlich zerfallen, sondern auch innerlich. Meine Frau sagt immer: „Du alleine kannst nicht die Gesellschaft verändern, es wird viele Generationen brauchen, bis die Menschen wieder lernen natürlich und gesund zu leben“ . Sorry, ich habe keine Geduld. Ich sehe einfach, wie vor allem die sozial unterste Schicht der menschli chen Gesellschaft an Übergewicht zunimmt, vorne weg die Kinder, und weder die Politiker, schon gar nicht die Wirtschaft diese Katastrophe wahrneh men will, sondern diesen Mega-Gesundheits-Gau einfach ignoriert und fast nichts dieser Druckwelle von einer bereits explodierten Atombombe entge gen zu setzen gedenkt. Ich weiss, ich bin der geborene Gesundheitspredi ger. Mir tut es weh, Menschen und vor allem Kin der zu sehen, die eigentlich nicht aus angeborener Faulheit körperlich zerfallen, sondern weil ihnen die Gesellschaft nicht hilft, ihnen das Wissen aus unserer Präventionsbranche «Fitnessclub» weiter zugeben. Zum Beispiel in Form eines Pflichtfaches könnte das Motto „VOLKGESUNDHEIT durch MUS KELTRAINING“ an den Schulen unterrichtet wer den, theoretisch sowie praktisch. Zudem könnten, wie schon in einigen Universitäten (Berlin, Basel usw.) vorgezeigt, nur noch vegetarische Nahrung in den Kantinen der Schulen angeboten werden. Ein Vogel Strauss bin ich nicht und ich stecke mei nen Kopf nicht in den Sand. „Lass sie doch sein, lass doch deine Mitmenschen früher sterben“ , höre ich da und dort. Natürlich könnte ich auf diese Stimmen hören. Aber da ist ein anderes Problem, dass unsere Politiker immer noch nicht gelöst haben. Da ist die ser Solidaritätsgedanke. Die GESUNDEN finanzieren die KRANKEN in den Krankenkassen und die JUN GEN die ALTEN in den Altersversicherungen. Dieses Prinzip ist eben komplett falsch. Jeder Mensch mit Eigenverantwortung kann seine Gesundheit selber in die Hand nehmen und ebenso kann ein gesunder, alter Mensch sich um sich selbst kümmern. Eigenverantwortung muss man lernen, muss man Kindern in die Wiege legen. Aber, wenn schon „verfette“, „verrauchte“ und „vergam melte“ Eltern nicht fähig sind, für sich Eigenverant wortung zu entwickeln, wie sollen sie als Vorbilder dienen und ihrem eigenen Nachwuchs diese Eigen verantwortung beibringen? Hier ist der Staat gefragt, das Schulwesen, ein neuer Lernplan. Der obligatorische Turnunterricht an Kraftmaschinen 3 x die Woche, verordnet ohne jegliche Dispensation, der muss her! Mein Fazit nach 25 Jahren FITNESS TRIBUNE lau tet also: Wenn wir unsere Gesellschaft nicht bald radikal ändern, werden die Mechanismen der Unzufriedenheit, Ungerechtigkeit, Armut, Krankheit, usw. unsere Gesellschaft in eine noch nie dagewe sene tiefe Rezession führen. Es werden Depression und möglicherweise ein Krieg folgen. Leider sind die grössten Innovationen in der Menschheit immer erst nach einem Krieg umgesetzt worden und so möchte ich gerne unserer Branche Folgendes für die nächsten 25 Jahre auf den Weg geben. Wen wir also bald über 10% unserer Bevölkerung alleine im D-A-CH Europas zum Training motiviert haben und wir doch ach so viele neue Fitness-Stu dios haben, mit teuren oder extrem tiefen Mitglied schaftsbeiträgen, wieso haben wir dann im D-A-CH Europas, vor allem in Deutschland (übrigens auch in allen anderen sogenannten ENTWICKELTEN Indus trieländer wie die USA) immer mehr Übergewichtige, ja schon eine regelrechte Adipositas Epidemie? Wieso haben wir auf der einen Seite immer mehr Fitnessclubs und doch auf der anderen Seite immer mehr „verfettete Menschen“ auf unseren Strassen? Die Antwort ist einfach. WIR LEBEN IN PARAL LELWELTEN, wo die eine Industrie nicht mehr weiss, was die andere tut. Für die meisten Ärzte in Deutschland sind die Fitnessclubs schlicht und einfach „Muckibuden“. Zum grössten Teil falsch aber die Kommunikation nach Aussen stimmt nicht,
Was wird der Herausgeber und Chefredakteur in seinem Editorial zur 25sten FITNESS TRI BUNE Ausgabe wohl schreiben? Ich habe mir in der Tat viele Gedanken um dieses Edi torial gemacht. 25 Jahre ist eine lange Zeit, nicht nur für ein Fachmagazin in der Gesundheitsförderungs branche, sondern auch für ein Menschenleben. Für fitte und eigenverantwortliche Menschen sind 25 Jahre erst ein Viertel ihres Lebens, für uneinsich tige doch schon ein halbes Menschenleben! So schreibe ich in diesem Editorial nicht über die Höhepunkte und die diversen Inhalte der 25-jähri gen Geschichte der FITNESS TRIBUNE, sondern über meine persönliche Erfahrung als eigenverant wortlicher Mensch, der vor 22 Jahren von Zürich auswanderte, um in eine neue Sprach- (italie nisch) und Mentalitätsregion, eben nach Locarno am schönen Lago Maggiore einzuwandern. Die Parallelen in meinem Leben zu meiner geliebten Gesundheitsförderungsindustrie und einige der folgenden Wortpassagen werden Ihnen, geehrte Leserin und Leser der FITNESS TRIBUNE als ein „déjà vu“ vorkommen. Vor 41 Jahren, 1972 (bis 1983) eröffnete ich mit 18 Jahren bereits die „Karate & Kung Fu Academy”. 1983, also vor 30 Jahren, mein erstes Fitnesscen ter, ein mittelgrosses, aber erfolgreicher Fitness center in Zürich, das „David Gym“ (1988 verkauft). Ich hatte zudem eine Handelsfirma und produ zierte während einer gewissen Zeit meine eige nen Kraftsportmaschinen unter dem Name „Gym 88“, nachdem ich 1987 mit einem guten Freund den damals wohl grössten Fitness-Shop Europas „Shark Fitness World“ eröffnet hatte. Ich verfüge also über einiges Wissen darüber, wie man erfolg reich einen Fitnessclub mit über 600 Mitgliedern auf 500 Quadratmetern führt und gleichzeitig Handel betreibt mit führenden Kraftsportgeräte herstellern, (UNIVERSAL, ATTILA (1979-1983), DAVID 1981-1987, erster Distributor weltweit), JOHNSON (1981-1999, zweiter Distributor in Europa) GYM80 (1983-1987), GYM88 (1988-1990), PANATTA (1990 2001), Sporternährungsproduzenten (WEIDER-BRUMMER (1987-1993), dann bis 2001 diverse Marken auch eigene Produkte (1990 bereits vom BAG bewilligte L-Carnitin Produkte) verkauft, Textilmarken (CASALL 1980-2001) usw., denn meine erste Handelsfirma, die Top Ten Articles wurde bereits 1979, also vor 34 Jahren gegründet. Ich kann Ihnen versichern, was die Herstellung und Vertrieb von biomechanisch und ergonomisch korrekten Kraftsportgeräten mit und ohne Exzenter angeht, da weiss ich Bescheid, genauso, wie man gesunde und wertvolle Zusatz ergänzungsnahrung herstellt und vertreibt und wie man erfolgreich Fitnessclubs einrichtet sowie führt und als Kampfsportexperte habe ich auch meine Erfolge gefeiert und immer den Kunden oder das Mitglied in den Mittelpunkt stellt. Denn, dass der Kunde König ist, haben heute in vielen Branchen die meisten vergessen! Im Jahr 2001 habe ich dann die letzte meiner Handelsfirmen verkauft und mich zu 100% nur noch um die Herausgabe der FIT NESS TRIBUNE gekümmert. Die Quintessenz nach 25 Jahren FITNESS TRI BUNE ist aber nicht das Wissen, das ich mir selber erarbeitet habe, sondern die Erkenntnis, dass sich eigentlich sehr wenig geändert hat. Das betrifft vor allem die Eigenverantwortung jedes einzelnen Men schen auf unserem Planeten. In einer Gemeinde wie Locarno (oder besser im Vorort Minusio) - das geht Ihnen bestimmt auch so in Ihrer Stadt oder in Ihrem Dorf - konnte ich in 25 Jahren den Wertegang der mir bekannten Men schen beobachten; wie in einer Zeitmaschine. Ich brachte meine Kinder in den Kindergarten, dann in die Schule, dann ins Gymnasium und sah, wie sich die anderen Mütter und Väter mit der Zeit äusser lich veränderten. Selbstverständlich verändere auch ich mich. Letzthin sagten mir meine heute 14-jährigen Zwil lingsbuben: „Papa, langsam wird es peinlich mit dir an Veranstaltungen zu gehen. Immer hören die Leute von dir das Gleiche: «Trainiert Eure Muskeln, denn das Krafttraining ist unser Jungbrunnen. Esst möglichst wenig Fleisch, maximal einmal in der Woche». Das hast Du schon im Kindergarten gesagt und auch später überall immer wiederholt“ . Tatsächlich ertappe ich mich immer mehr dabei, wie ich mit den heute 35- bis 60-jährigen Bekann ten, auch Eltern anderer Kinder, immer über dieses
Überzeugter Nichtraucher und seit 1998 Vegetarier.
Seit 1968 in der Martial Arts-, seit 1972 in der Fitness- & Gesundheitsförderungsbranche tätig
Seit 1980 Träger des 5. Dan, Karate/Kick-Boxen usw.
Seit 1987 Chefredakteur und Herausgeber verschie dener Fitness-, Wellness- und Gesundheitsförde rungs-Fachmagazine Seit 1992 Mitglied des Schweizer Fachjournalisten Verbandes (SFJ) 2004-2012: 5-facher Strenflex-Fitness-Decathlon Weltmeister Altersklasse 50-59, 100kg+ Seit 2011 Buchautor: „ Das Medaillon Gottes ” ISBN Nr. 978-3-033-02861-6 E-Mail: jpschupp@toptenmedia.com denn, unsere Fitnessclub-Branche hat es bis heute noch nicht geschafft einen USP „Unique Sales Pro position“ zu erarbeiten, d.h. einen gemeinsamen Nenner, ein Alleinstellungsmerkmal zu finden, mit dem wir unsere „für die Gesellschaft überle benswichtige“ Arbeit des Muskeltrainings im Fit nessclub vermarkten können. Für mich ist der USP für die nächsten 25 Jahre klar: VOLKSGESUNDHEIT durch MUSKELTRAINING! Muskeltraining verbindet Jung und Alt! (siehe mein Editorial in der FT 140 www.fitnesstribune.com ) So wünsche ich mir, aber vor allem der mensch lichen Gesellschaft, dass ich in 25 Jahren, beim 50-jährigen Jubiläum der FITNESS TRIBUNE nicht wieder auf einer inoffiziellen Titelseite, eine zerlegte Schaufensterpuppe abdrucken muss, als Symbol für eine nicht funktionierende Gesellschaft in allen Bereichen, auch in den Bereichen Gesundheitswe sen und leider auch in unserer Fitnessstudiobran che, wo einige wenige ihre Macht missbrauchen und vollkommen vergessen, dass sie damit einem Industriezweig wohl mehr Schaden zufügen als die sem im Weiteraufbau zu dienen. Da es unsere Branche auch noch nicht geschafft hat, eine Nachfolgegeneration von Entscheidungs trägern in Sachen Prävention und eben «Volksge sundheit durch Mukeltraining» aufzubauen, werden wir also leider noch einige Jahre von Unfähigkeit gebremst werden. Oder es gibt immer mehr Ent scheidungsträger die, wie ich, folgendes State ment unterstützen: „Glaube nur einem Menschen seine Aussagen, wenn du auch siehst, dass er selber nach diesen Grundsätzen lebt ” , denn Sprücheklopfer gibt es viele aber Visionäre, die ein Vorbild für Kind und Gesellschaft sind, gibt es wenige. Aber - und das ist das Erfreuliche an mei nem Fazit nach 25 Jahren FITNESS TRIBUNE – es gibt derer immer mehr, siehe die diversen z.T. posi tiven Artikel in dieser Jubiläumsausgabe FT 141! Ich freue mich, mit genau diesen Vorbildern - einige haben mir sogar ein Foto für «Ich lese die Fitness Tribune» gemailt, siehe Seiten 58 bis 67 in dieser Ausgabe - auch die nächsten 25 Jahre an einer gesunden, positiven Gesellschaftsform weiter zu arbeiten und danke meinen Abonnentinnen und Abonnenten für ihre langjährige Treue, denn sie sind das Rückgrat für meine oft kritischen Artikel. Denn ohne finanzielle Unabhängigkeit dank der zahlen den Abonnenten und Inserenten, kann ein Fachma gazin auch nicht ein gewisses „Gewissen“ im Druck umsetzen. Es würde seine Neutralität verlieren und ohne neutralen Journalismus ist die Demokratie in jeder Gesellschaft aufs Höchste gefährdet. Vielen herzlichen Dank dafür! Ihr, Jean-Pierre L. Schupp
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